Für flächendeckende Palliativmedizin – gegen inhumanes Menschenbild

Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler zum Thema Sterbehilfe

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

21. April 2006

Erneut hat die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler die Verantwortung des Gemeinwesens für eine bestmögliche Betreuung und Begleitung sterbenskranker Menschen unterstrichen. In einer Podiumsdiskussion im Rahmen des SZ-Gesundheitsforums zum Thema „Recht auf Leben- Recht auf Sterben“ am 20. April betonte Breit-Keßler, dass insbesondere eine flächendeckende palliativmedizinische Versorgung dringend notwendig sei. Zur weiteren Förderung der Hospizarbeit sei zudem von der Landeskirche eigens eine Stiftung gegründet worden. Aufgabe der Kirche bleibe die Kommunikation eines Menschenbildes, das nicht modischen Idealvorstellungen von Fitness, Leistung und Erfolg huldige, sondern „dem ganzen Leben auch mit seinen Schwächen und seiner Vergänglichkeit“ Raum gebe.

Eine klare Absage erteilte die Ständige Vertreterin des bayerischen Landesbischofs allen Forderungen nach Legalisierung der Tötung auf Verlangen sowie jeglicher privatwirtschaftlich oder staatlich angebotenen Beihilfe zum Suizid. Es könne zwar verständlich und individuell nachvollziehbar sein, wenn Menschen in bestimmten Situationen den Sterbewunsch äußern. Auf diesen „Ausdruck des Leidens“ dürfe aber eine verantwortungsbewusste Gesellschaft nicht so reagieren, „dass sie das Leiden entsorgt, indem sie die Tötung der Leidenden organisiert“. Vielmehr müsse sich das gesamte familiäre, medizinische und soziale Umfeld fragen, wie den Betroffenen „zu einem menschenwürdigen Leben verholfen werden kann“. Eine wichtige Hilfe zur gemeinsamen Klärung stellten Patientenverfügungen darf, wie sie „in vorbildlicher Weise“ vom bayerischen Justizministerium erarbeitet worden seien, erklärte die Theologin.

Breit-Keßler hob hervor, dass die aktuelle Debatte über die so genannte aktive „Sterbehilfe“ besondere Brisanz erhalte, wenn mittel- und langfristige gesellschaftliche Entwicklungen berücksichtigt würden. Sowohl demographische Veränderungen hin zu einer steigenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen als auch zunehmende Finanzierungsprobleme im Gesundheitswesen ließen befürchten, dass der gesellschaftliche Druck wachsen werde, „durch Tötung oder erwünschten Suizid jene zu beseitigen, die Pflegekosten verursachen“. Solchen Tendenzen müsse die Gesellschaft um ihrer Humanität willen widerstehen.

München, den 21. April 2006

Susanne Hassen
Pressesprecherin