LWB bittet um Segen, Kraft und Leitung für Papst Benedikt XVI.

Präsident und Generalsekretär des LWB erwarten insbesondere ökumenische Fortschritte

Lutherischer Weltbund (LWB)

19. April 2005

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat dazu aufgerufen, Gott um Segen, Kraft und Leitung für Papst Benedikt XVI. zu bitten, "dem nun eine schwere Last der Verantwortung auferlegt wird". In einer gemeinsamen Erklärung betonen LWB-Präsident Bischof Mark S. Hanson, Leitender Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), und LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Ishmael Noko, dass die LutheranerInnen vom neuen Papst insbesondere erwarteten, "dass auf der Basis grundlegender theologischer Übereinkommen, die im Lauf des vierzigjährigen internationalen lutherisch/römisch-katholischen Dialogs erarbeitet wurden, ökumenische Fortschritte gemacht werden können - insbesondere im Blick auf die Bereiche Rechtfertigung, Amt und Sakramente."

Der 78-jährige deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger war am Dienstagnachmittag, 19. April, zum Papst gewählt worden. Weißer Rauch und Glockengeläut zeigten gegen 17.50 Uhr an, dass sich die in der Sixtinischen Kapelle versammelten 115 Kardinäle am zweiten Tag im Konklave auf einen Nachfolger für Johannes Paul II. geeinigt hatten. Papst Johannes Paul II. war am Abend des 2. April verstorben.

Angesichts zahlreicher Herausforderungen wie insbesondere die Dringlichkeit von Versöhnungsprozessen über religiöse, ethnische und ökonomische Gräben hinweg, richte sich die Erwartung an den neuen Papst, "nicht nur das vielfältige Engagement seines Vorgängers fortzuführen, sondern auch neue Strategien einzubringen, wo dies notwendig ist", so Hanson und Noko in ihrer Erklärung.

Die Einheit der Kirche sei ein wichtiges Ziel, nach dem es zu streben gelte und das seinerseits wiederum einen bedeutenden Beitrag zur Einheit der Menschheit leisten könne. Papst Benedikt XVI. würden auch in diesem Bereich hohe Erwartungen entgegengebracht, da die Hoffnung auf die Einheit der ChristInnen wesentliche neue Ansätze erfordere.

Der wichtigste Beitrag der Kirchen sei die Botschaft von Gottes frei gewährter, rechtfertigender Gnade mit ihren mannigfachen spirituellen und sozialen Konsequenzen. Die Bedeutung dieser Botschaft habe ökumenische Anerkennung gefunden, als vor fünf Jahren die lutherisch/römisch-katholische "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" unterzeichnet wurde.

Genf, 19. April 2005

Sekretariat des LWB

Im Folgenden finden Sie den vollständigen Wortlaut der Erklärung des Lutherischen Weltbundes:

Erklärung aus Anlass der Wahl von Papst Benedikt XVI.

Lutherischer Weltbund - eine Kirchengemeinschaft

Zur Wahl von Papst Benedikt XVI. ist es angemessen, dass die ChristInnen Gott gemeinsam um Segen, Kraft und Leitung für den neuen Papst bitten, dem nun eine schwere Last der Verantwortung auferlegt wird.

Die Geschichte hat in vielfacher Weise gezeigt, welchen Einfluss der römische Pontifex auf die Entwicklung von Ereignissen in Kirche wie Gesellschaft hat. Gegenwärtig sehen wir hier insbesondere die Dringlichkeit von Versöhnungsprozessen über religiöse, ethnische und ökonomische Gräben hinweg. Der wichtigste Beitrag der Kirchen angesichts dieser Herausforderung, vor der wir gemeinsam stehen, ist die Botschaft von Gottes frei gewährter, rechtfertigender Gnade mit ihren mannigfachen spirituellen und sozialen Konsequenzen. Die Bedeutung dieser Botschaft fand ökumenische Anerkennung, als vor fünf Jahren die lutherisch/römisch-katholische "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" unterzeichnet wurde.

Durch Gottes Gnade ist die einzelne Person unermesslich wertvoll. Dieser unantastbare Wert darf nicht verletzt werden - weder durch religiös motivierte Aggression noch durch den Missbrauch wirtschaftlicher oder militärischer Macht. Die Würde der Menschen muss bewahrt werden vor fortgesetzter Unterdrückung aufgrund des Geschlechts. Von verhütbaren Krankheiten verursachtes Leid muss durch soziale Entwicklung und angemessene ethische Wegweisung eingedämmt werden. Angesichts dieser und vieler anderer Herausforderungen richtet sich die Erwartung an den neuen Papst, nicht nur das vielfältige Engagement seines Vorgängers fortzuführen, sondern auch neue Strategien einzubringen, wo dies notwendig ist.

Die Einheit der Kirche, um die Christus selbst betete, ist ein wichtiges Ziel, nach dem es zu streben gilt und das seinerseits wiederum einen bedeutenden Beitrag zur Einheit der Menschheit leisten kann. Papst Benedikt XVI. werden auch in diesem Bereich hohe Erwartungen entgegengebracht, da die Hoffnung auf die Einheit der ChristInnen wesentliche neue Ansätze erfordert. Als LutheranerInnen erwarten wir insbesondere, dass auf der Basis grundlegender theologischer Übereinkommen, die im Lauf des vierzigjährigen internationalen lutherisch/römisch-katholischen Dialogs erarbeitet wurden, ökumenische Fortschritte gemacht werden können - insbesondere im Blick auf die Bereiche Rechtfertigung, Amt und Sakramente. Beten wir also gemeinsam darum, dass Gott uns durch die Leitung des Heiligen Geistes neue Wege eröffnet.

Der Lutherische Weltbund - eine Kirchengemeinschaft begleitet Papst Benedikt XVI. bei seinen Vorbereitungen auf die Übernahme großer geistlicher und weltlicher Verantwortung im Gebet. Möge ihm die Gnade zuteil werden, den Dienst seiner Vorgänger in einem Prozess steter Erneuerung fortzuführen, zum Wohle der universalen Kirche und der Menschheit.

Chicago / Genf, 19. April 2005

Bischof Mark Hanson
Präsident

Pfr. Dr. Ishmael Noko
Generalsekretär