Festakt anlässlich 450 Jahre Reformation in Baden

Mutig und gestärkt in die Zukunft

Evangelische Landeskirche in Baden

05. April 2006

Mutige und selbstbewusste Schritte in die Zukunft zu machen, das hat sich die Evangelische Landeskirche in Baden anlässlich des Jubiläums 450 Jahre in Baden vorgenommen. In einem Festakt in der Karlsruher Christuskirche am Dienstag sprach der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, davon, gerade in einer Zeit der „Wiederkehr der Religion“ die Schätze der eigenen Kirche liebenswert zu machen.

Die Stimmung in der Gesellschaft habe sich geändert, konstatierte der Ratsvorsitzende. „Es entsteht ein neues Gespür dafür, dass ein komplett diesseitiges, rein wirtschaftstaumeliges und radikal konsumorientiertes Leben zu banal, zu äußerlich und zu oberflächlich ist“, so Huber. Die Kirchen und Gemeinden müssten darauf antworten mit der Konzentration auf das, was allein sie vertreten könnten, nämlich „die Orientierung an der Wirklichkeit Gottes“. Sie müssten Zutrauen zu neuen und überraschenden Wegen entwickeln, auf denen dies geschehen könne. Dabei solle die evangelische Kirche aus ihrer Wurzel heraus diese Orientierung mit Freiheit und Mündigkeit, mit Säkularität und Wissenschaft verbinden. „Das eine Licht Jesu Christi soll auch gesehen und bezeugt werden in einer diesseitig gewordenen, wissenschafts-, wirtschafts- und machbarkeitsorientierten Welt“, so Huber weiter. Doch geschehe dies alles im ökumenischen Kontext, in dem die Gemeinsamkeiten verstärkt wahrgenommen würden.

Das bestätigte der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, der das gute Miteinander der Kirchen gerade in Baden betonte. „In den vergangenen 50 Jahren konnte mehr an Gemeinsamkeit wachsen als in den 450 Jahren zuvor seit der Reformation“, so der Freiburger Erzbischof. In der jüngsten Entwicklung der Kirchen nehme man viel Gemeinsames wahr und bewege sich ständig aufeinander zu. Die Kirchen schuldeten der Welt die Botschaft vom Evangelium. „Deshalb müssen wir Christen uns als Bundesgenossen in der gemeinsamen Sorge um eine menschliche Welt von morgen deutlich zu erkennen geben.“

Gemeinsamkeiten betonte auch der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger. „Die Herausforderungen in unserem Land sind uns allen gestellt, wir müssen miteinander daran arbeiten“, so Oettinger. Neben Problemen der Integration und des demographischen Wandels benannte der Ministerpräsident vor allem den Schutz der Familie als ein zentrales Feld, an dem Kirche und Staat an einem Strang ziehen müssten. „Wir brauchen eine kinderfreundliche Gesellschaft.“ Der Ministerpräsident bat die Kirchen daher deutlich um ihr Engagement bei den Projekten „Kinderland Baden-Württemberg“ und als Anbieter von Betreuungsangeboten in Ganztagsschulen.

Die gemeinsamen Aufgaben betonte auch der Karlsruher Oberbürgermeister Heinz Fenrich, der an die vielen „Väter der Reformation“ erinnerte, die in der Region ihre Wurzeln gehabt haben. „In Mittelbaden stand eine Wiege der Reformation.“

Landesbischof Ulrich Fischer sowie die Synodalpräsidentin Margit Fleckenstein bedankten sich für die gute Atmosphäre der Gemeinsamkeit, die nicht nur zwischen den Kirchen, sondern auch zwischen Staat und Kirche in Baden und dem Südwesten herrsche. Es gelte nun, gemeinsam aus der Erinnerung Kraft für die Gestaltung der Zukunft zu gewinnen.

Den Festakt in der Karlsruher Christuskirche, den rund 700 Teilnehmer besuchten, umrahmten Chor und Instrumentalisten der Kirchlichen Musikhochschule Heidelberg mit Stücken aus der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach.

Der Festakt bildete den Auftakt für die Feierlichkeiten zu „450 Jahren Reformation in Baden“. Am Sonntag, dem 9. April 2006, feiert Landesbischof Ulrich Fischer einen Festgottesdienst in der Pforzheimer Schlosskirche. Anschließend wird zu einem Empfang im Gemeindehaus eingeladen, bei dem auch Prinz Bernhard von Baden sprechen wird. Seine Vorfahren, unter denen die Reformation in der Markgrafschaft Baden eingeführt wurden, hatten damals ihren Sitz in Pforzheim.

Weitere Informationen zu Veranstaltungen und zum Reformationsjubiläum finden Sie unter www.ekiba.de

Karlsruhe, 05. April 2006

Marc Witzenbacher
Pressesprecher

Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden im Wortlaut