Bayerische Landessynode zum Irak-Krieg

Angriffskrieg weder völkerrechtlich noch ethisch gerechtfertigt

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Im Rahmen ihrer Frühjahrstagung hat die Landessynode der Evangelisch-
Lutherischen Kirche in Bayern folgendes Wort verabschiedet.

Wort der Landessynode zum Krieg im Irak

Selig sind, die Frieden stiften,
denn sie werden Kinder Gottes heißen.
Matthäus 5,9

Der Krieg gegen den Irak erschüttert uns ebenso wie die terroristische Gewalt vom 11. September 2001 in den USA. Das menschenverachtende Regime von Saddam Hussein rechtfertigt diesen Angriffskrieg jedoch weder völkerrechtlich noch ethisch.

Als Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern sind wir in Übereinstimmung mit den meisten anderen christlichen Kirchen – auch in den USA – einig: Es gibt keinen gottgewollten Krieg. Eine Instrumentalisierung der Religion für politische Zwecke ist weder bei terroristischen Anschlägen noch bei so genannten Präventivkriegen hinzunehmen.

Die Welt darf nicht in gut und böse eingeteilt werden. Das widerspricht unserem biblischen Menschenbild. Gutes und Böses gibt es in jedem Land, in jeder Religionsgemeinschaft und in jedem einzelnen von uns. Wer behauptet, das Böse mit Gewalt ausrotten zu können, überschätzt das Menschenmögliche und setzt sich an Gottes Stelle. Wo Politik mit einem derartigen Sendungsbewusstsein verbunden wird, entsteht statt der gewünschten neuen Weltordnung eine neue Weltunordnung. Der Weg zu einem gerechten Frieden führt nur über eine politische Lösung im Rahmen der Vereinten Nationen.

Für uns ist es ein Hoffnungszeichen, dass gerade auch die Jugend aufsteht gegen diesen ungerechtfertigten Krieg.

Dafür treten wir ein:

- Weltgemeinschaftspolitik in den UN statt Machtstreben und Alleingänge
- aktive Vermittlung statt Wegschauen bei Konflikten
- für eine Erziehung zum Frieden und gewaltfreie Konfliktbearbeitung
- für einen kritischen Umgang mit den Medien
- für eine politische Ordnung unter Wahrung kultureller und religiöser Identität
- religiöser Dialog zwischen Christen und Muslimen als gleichberechtigten Partnern
- Solidarität mit jetzt besonders gefährdeten christlichen Minderheiten in islamischen Ländern.

Wir unterstützen die Hilfsaktionen im Irak – trotz unserer Kritik am Krieg. Für uns selber ziehen wir die Konsequenz, noch rechtzeitiger und noch entschiedener unsere Stimme gegen Menschenrechtsverletzungen, Terror und Kriege weltweit zu erheben. Wir beten für baldigen Frieden, gedenken der Opfer des Regimes von Saddam Hussein, wir beten für die Menschen im Irak heute, für alle Gefangenen und Opfer dieses Krieges, Soldatinnen und Soldaten, und die politischen Entscheidungsträger.

Verleih uns Frieden gnädiglich
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn Du, unser Gott, alleine.

Würzburg, 5. April 2003

Andrea Stocker
Pressesprecherin der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern