Der bayerische Landesbischof und Catholica-Beauftragte der VELKD, Dr. Johannes Friedrich

Stellungnahme zur Wahl von Papst Benedikt XVI.

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

19. April 2005

„Wir in Deutschland haben wirklich allen Grund, auf diese Wahl stolz zu sein. Als erstes möchte ich Kardinal Ratzinger von ganzem Herzen gratulieren und ihm auch im Namen der deutschen lutherischen Kirchen Gottes Segen für sein neues Amt wünschen.

Ich durfte als Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und als Landesbischof mehrfach beim Kardinal in Rom zu Gast sein. Insofern habe ich auch persönliche Eindrücke von ihm.

Die Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zum Nachfolger Johannes Pauls II. stellt nicht unbedingt eine Überraschung dar. Seine Wahl zeigt, dass das Konklave in der gegenwärtigen Situation  vor allem Kontinuität im Blick hatte.

Die Wahl des Namens, Benedikt XVI., zeigt andererseits, dass der neue Papst auch eigenständige Impulse setzen will und sich nicht einfach als Fortsetzung des bisherigen Ponitifikats versteht. Benedikt XV. ist als „Friedenspapst“ in die Geschichte eingegangen. Meine Hoffnung ist, dass Benedikt XVI. als Friedenspapst unter den Konfessionen in die Geschichte der Christenheit eingehen möge.

Wie sich diese Wahl auf die Ökumene mit den reformatorischen Kirchen auswirken wird, muss man erst noch abwarten. Als Präfekt der Glaubenskongregation war er in einer anderen Rolle als künftig als Papst. Als Papst hat er die herausragende Aufgabe, für die Einheit der Kirche Jesu Christi Sorge zu tragen.

Das Zweite Vatikanische Konzil legt nahe, dies nicht so zu verstehen, dass er lediglich die Einheit der römisch-katholischen Kirche zu wahren hat, sondern so, dass er die Einheit der Christenheit in Vielfalt fördert. Meine ganz große Hoffnung ist also, dass er Orthodoxe, Anglikaner und evangelische Kirchen mit auf den Weg nimmt und sie nicht ausgrenzt oder entwertet.

Vergessen wir nicht den persönlichen Einsatz Ratzingers in den Jahren 1998 / 99 für die Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“. Ich habe in der Vergangenheit stets meine Überzeugung betont, dass wir in Kardinal Ratzinger einen Förderer der Einheit der Christenheit haben. Das bekräftige ich ausdrücklich anlässlich seiner Wahl.“

München, 19. April 2005

Michael Mädler, Kirchenrat
Stellv. Pressesprecher