Theologie der Selbstisolierung

Landesbischof Weber kritisiert Vatikan-Dokument zur Lehre über die Kirche

Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

10. Juli 2007

Landesbischof Dr. Friedrich Weber hat dem Vatikan vorgeworfen, sich immer weiter von den ökumenischen Realitäten zu entfernen, „die in vielen benachbarten evangelischen und katholischen Gemeinden an der Tagesordnung sind“. Er sei „traurig“ über ein neues Dokument der Glaubenskongregation, das am 10. Juli öffentlich wurde. Darin wird den evangelischen Kirchen erneut abgesprochen, Kirchen im eigentlichen Sinn zu sein.

Dies, so Weber, werde in vielen katholischen Gemeinden auf pures Unverständnis stoßen, denn dort würden evangelische Gemeinden als echte Kirchen-Gemeinden wahrgenommen. Das Dokument richte sich vor allem gegen Personen in der römisch-katholischen Kirche selbst, die sich auf dem Feld der Ökumene zu weit vorwagen, sagte er. Es sei ein Signal, das nicht weiterbringt.

Der Landesbischof bedauerte, dass sich die vatikanische Theologie selbst isoliere, indem sie sich und ihre theologischen Grundsätze absolut setze. Sie verhindere einen konstruktiven Dialog, der ohne das Eingehen auf die hermeneutischen und theologischen Grundsätze der Partner nicht möglich sei. Vor diesem Hintergrund müssten neue Voraussetzungen für das Gespräch geschaffen werden, bevor man sich erneut den Sachfragen zuwenden könne.

Landesbischof Weber ist auch Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Bereits im Jahr 2000 hatte der Vatikan in seinem Schreiben „Dominus Jesus“ den evangelischen Kirchen ihr Kirchesein abgesprochen. Es trug ebenfalls die Handschrift der Glaubenskongregation, deren Präfekt damals Joseph Ratzinger war, der heutige Papst Benedikt XVI.

Wolfenbüttel, 10. Juli 2007

Michael Strauß
Pressesprecher