„Kriegsverlauf bestätigt schlimmste Befürchtungen“

Nordelbische Kirche verurteilt erneut den Waffengang gegen den Irak

Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche

03. April 2003

Angesichts des jetzt schon dreizehn Tage andauernden Krieges im Irak und des damit von Tag zu Tag deutlicher werdenden Leides der Menschen in der Kriegsregion warnen die Bischöfinnen, der Bischof und die Präsidentin der Synode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche erneut vor möglichen weiteren verheerenden Folgen. Für die Vorsitzende der Kirchenleitung, die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen, ist der Krieg „durch nichts, aber auch nichts zu rechtfertigen“. Die Vorstellung, dass die Auseinandersetzung zum Spannungsabbau führen könnte, sei „irrsinnig und gefährlich verrückt“. Wörtlich sagte die Bischöfin weiter: „Ich wünsche mit dem Psalm 5 Vers 6, dass alle Waffen zerbrechen, dass allen Kriegern die Hände versagen, auf dass der Wahnsinn dieses Krieges aufhöre.“

Auch für die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg- Potter bestätigt sich, dass sich nach dem bisherigen Verlauf Hass und Terrorismus ausbreiten werden. Für sie habe das biblische Versprechen Gültigkeit: „Gerechtigkeit schafft Frieden, nicht das  Faustrecht.“ Würden die Institutionen des Völkerrechts nicht in besonderer Weise geschützt, drohe ein Rückfall in die Barbarei. Als äußerst gefährlich für uns an den Bildschirmen wertete die Bischöfin die ausgestrahlten Bilder der Kämpfe sowie der Toten und Verletzten. Bärbel Wartenberg-Potter: „Wir dürfen uns nicht zu Voyeuren des Krieges machen. Besonders die Ängste und Fragen der Kinder und Jugendlichen brauchen in diesem Zusammenhang eine ehrliche Antwort.“ „Krieg“ - so die Lübecker Bischöfin weiter – „ist das Versagen der Politik gegenüber den gewaltlosen Möglichkeiten.“

Der Schleswiger Bischof Dr. Hans Christian Knuth, der zugleich leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Deutschland (VELKD) ist, rät bei aller Leidenschaft im Einsatz für den Frieden dazu, einseitige Schuldzuweisungen zu vermeiden: „Der Krieg ist nicht von einem Einzelnen provoziert worden, sondern ist das Ergebnis einer Jahrzehnte alten Geschichte des Unrechts, der Machtpolitik und der Schuldverstrickung.“ Für Bischof Knuth ist es unerlässlich, dass - jenseits der politischen Meinung jedes Einzelnen - deutlich wird, dass „wir alle um Vergebung bitten müssen, um den Geist des Friedens, der sich im Tun des Gerechten manifestiert. Dafür müssen wir auch bereit sein, Opfer zu bringen“. Er appellierte, insbesondere der Opfer in der irakischen Bevölkerung zu gedenken, ebenso aber auch der beteiligten Soldaten und ihrer Familien auf beiden Seiten der Front.

Die Präsidentin der Nordelbischen Synode, Elisabeth Lingner, sieht die „Anonymisierung“ des Krieges als eine nicht mehr zu reparierende Folge. „Die Bilder im Fernsehen stellen Krieg als einen chirurgischen Eingriff dar, bei dem vorrangig Grausamkeit vermittelt wird. Das Leid der Betroffenen bleibt aber dahinter zurück.“ Dieser Eindruck  habe Folgen für die Gemeinschaft und die Gemeinsamkeit. Für uns als nicht unmittelbar vom Krieg Betroffene sei deshalb das Gebet eine Form des Trostes und des Tröstens, aus der wir die Kraft schöpfen können, das Leid zu ertragen.

Hamburg/Lübeck/Schleswig, 3. April 2003
Norbert Radzanowski
Pressesprecher