„Mahnung für einen gerechten Frieden in der Welt“

Kirchenpräsident Jung schrieb polnischen Partnerkirchen zum 70. Jahrestag des Überfalls auf ihr Land einen Brief

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

31. August 2009

Am 1. September vor 70 Jahren begann die Deutsche Wehrmacht ihren Überfall auf Polen und damit den Zweiten Weltkrieg. Anlässlich dieses Jahrestags hat Kirchenpräsident Dr. Volker Jung den Bischöfen der Partnerkirchen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Polen „als Zeichen der Verbundenheit“ einen Brief geschrieben. Der Brief ist an Bischof Marek Izdebski von der Reformierten Kirche in Polen und an Bischof Janusz Jagucki von der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses sowie an den Direktor Ireneusz Lukas des Ökumenischen Rates in Polen gerichtet. Ihnen schreibt Jung: „Wir erinnern uns an die unzähligen Toten aus Ihrem Volk und aus anderen Völkern, an die Massenmorde, die durch die nationalsozialistische Ideologie und Politik verursacht wurden, und an den Holocaust. Unermessliches Leid hat Deutschland unter dem nationalsozialistischen Regime über unzählige Menschen gebracht, gerade auch in unseren Nachbarländern und vor allem bei Ihnen in Polen.“ Jung endet den Brief mit dem Wunsch. „Möge der 70. Jahrestag uns eine besondere Mahnung sein, uns mit den Ursachen und Folgen dieses Krieges zu beschäftigen und uns für einen gerechten Frieden in der Welt stark zu machen.“

Wanderfriedenskerze erinnert an Jahrestag. Eröffnung am 1. September

Jung weist darauf hin, dass die „Ökumenische Aktion Wanderfriedenskerze“ in diesem Jahr unter dem Motto „70 Jahre Kriegsbeginn: Nie wieder!“ steht. Sie beginnt mit einem zentralen Eröffnungsgottesdienst am 1. September um 19 Uhr in der katholischen Pfarrei Mariä-Himmelfahrt in Frankfurt-Griesheim. Neben der Friedenpfarrerin der EKHN Mechthild Gunkel und dem Limburger Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst werden ihn auch die polnisch-katholische Gemeinde sowie andere Konfessionen mitgestalten. Anschließend wandert die Kerze bis zum Buß- und Bettag zu 80 Stationen in der Region. Die Aktion, die es im Rhein-Main-Gebiet seit sieben Jahren gibt, unterstützt die Friedens- und Versöhnungsarbeit der Kirchen. Herzstück ist dabei eine kunstvoll verzierte Friedenskerze, die von Gemeinde zu Gemeinde weitergegeben wird, um in Friedensgebeten, Gottesdiensten und Konfirmandenstunden oder bei Veranstaltungen das Nachdenken über Friedensthemen anzuregen.

Jung erinnert in dem Brief auch an die zahlreichen Bemühungen der EKHN für ein neues Miteinander nach 1945. Dazu zählten die „außergewöhnlichen Anstrengungen unserer kirchenleitenden Gremien und von Menschen wie Martin Niemöller und Helmut Hild“ sowie Initiativen und Gruppen wie „Zeichen der Hoffnung“, deutsch-polnische Jugendbegegnungen in Kreisau und regelmäßige Kontakte im Rahmen des deutsch-polnischen Kontaktausschusses.

Sowohl der erste Kirchenpräsident der EKHN Martin Niemöller als auch der dritte Kirchenpräsident, der vor zehn Jahren verstorbene Helmut Hild, hatten sich sehr intensiv für eine Aussöhnung mit den Ländern Osteuropas, insbesondere mit Polen eingesetzt. Obwohl es damals sehr schwierig war, Kontakte zu Osteuropa zu knüpfen und trotz massiver Kritik von konservativen Spitzenpolitikern und aus einigen Kreisen der Bevölkerung waren sie bereits während des Kalten Krieges dorthin gereist. Dabei hatten sie den Boden für die Aussöhnung nach den Gräueln des Zweiten Weltkrieges bereitet.

Wie alle evangelischen Kirchen in Deutschland unterhält die EKHN ein Netz von Partnerschaften. Dazu zählen Kontakte zu 22 Kirchen in Europa, Afrika und Asien. In Polen gehören dazu der Ökumenische Rat, die Reformierte Kirche und die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses.

Darmstadt, 1. September 2009
 
Pfarrer Stephan Krebs, Pressesprecher
Ev. Kirche in Hessen und Nassau
Paulusplatz 1
64285 Darmstadt
http://www.ekhn.de/