Chance zum Neubeginn

Landesbischof Weber predigte zum Kriegsende vor sechzig Jahren

Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

12. April 2005

Angesichts des Kriegsendes vor sechzig Jahren hat Landesbischof Dr. Friedrich Weber alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, für Frieden und Versöhnung zu arbeiten. In einem Gedenkgottesdienst am Dienstag, 12. April, im Braunschweiger Dom bezeichnete er das Kriegsende als „Chance zum Neubeginn“ nach der „staatlich verantworteten Barbarei“ der Nationalsozialisten.

Beispiel dieses Neubeginns sei die Versöhnung zwischen ehemals verfeindeten Völkern, wie sie etwa in den Partnerschaften Braunschweigs mit Bath und Blackburn (England) zum Ausdruck komme. Der Landesbischof erinnerte an die Bergpredigt Jesu, in der die Friedfertigen selig genannt werden.

In seiner Predigt sagte der Landesbischof, die Kirche sei mitschuldig gewesen am Regime der Nationalsozialisten. Er erinnerte daran, dass die Braunschweiger Pfarrer in der St. Martini-Kirche auf den Führer Adolf Hitler verpflichtet worden waren. „Der Widerstand war gering,“ so Weber. Nur wenige hätten so deutlich wie Dietrich Bonhoeffer reagiert, der wenige Tage vor dem Kriegsende im Konzentrationslager Flossenbürg von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Kritisch äußerte sich der Landesbischof zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte nach 1945. Die Menschen hätten sich zu wenig Zeit für die Trauer genommen, woraus eine „Unfähigkeit zur Trauer“ entstanden sei. Zu wenig sei über das Gewesene gesprochen, zu viel sei verdrängt worden, so dass am Ende oft Schweigen oder Anklage gestanden hätten.

Braunschweig, 12. April 2005

Michael Strauß
Pressesprecher