Vor 35 Jahren: Heino Falcke vor Bundessynode in Dresden

"Wichtiger Beitrag für die Kirchen in der DDR, um ihren Platz zu finden"

Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

27. Juni 2007

Selten hat die Rede vor einem Kirchenparlament solche politischen Wellen geschlagen wie am 30. Juni 1972. Vor 35 Jahren hielt Dr. Heino Falcke seinen programmatischen Vortrag "Christus befreit - darum Kirche für andere" vor der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) in Dresden. Der damalige Rektor des Predigerseminars Gnadau kritisierte einerseits den SED-Staat, der die Kirchen durch Repressionen und Zugeständnisse zu vereinnahmen suchte. Andererseits forderte er die Christen in der DDR dazu auf, sich nicht resigniert zurückzuziehen, sondern "in der engagierten Hoffnung auf einen verbesserlichen Sozialismus" in die Gesellschaft einzubringen.

"Der Synodalvortrag war ein wichtiger Beitrag für die evangelischen Kirchen in der DDR, um ihren Platz zu finden. Er zeigte einen Weg zur Überwindung der falschen Alternative, sich entweder dem Regime anzupassen oder sich in die Innerlichkeit zurückzuziehen", sagt Martin Kramer (1980-1990 Konsistorialpräsident der Kirchenprovinz Sachsen), der 1972 Teilnehmer in Dresden war.

Die Falcke-Rede vom "verbesserlichen Sozialismus" wurde in der DDR nie offiziell gedruckt. Abschriften fanden dennoch weite Verbreitung. Nicht zuletzt weil die heftigen Reaktionen des SED-Staates das Interesse an deren Inhalt steigerte. Auch in den Kirchen stieß die Rede auf Widerspruch, da viele Theologen die Formulierung von einem "verbesserlichen Sozialismus" ablehnten. Durch seinen Vortrag auf der BEK-Synode wurde Dr. Heino Falcke zu einem der prominentesten Kritiker des SED-Regimes.

Kirche für andere (1972) - Kernaussagen:

"Christus befreit aus der lähmenden Alternative zwischen prinzipieller Antistellung und unkritischem Sich-vereinnahmenlassen zu konkret unterscheidender Mitarbeit. Das ist gerade nicht eine Ideologie des Sich-Heraushaltens oder eines dritten Weges", heißt es in dem Vortrag.

"Es ist der Weg einer aus Glauben mündigen Mitarbeit, die von einer besseren Verheißung getragen ist, als der Sozialismus sie geben kann, die einen verbindlicheren Auftrag kennt, als Menschen ihn erteilen können, und die darum konkret engagiert ist."

In seiner Freiheitsrede nennt Dr. Heino Falcke drei Bereiche, in denen die Kirche politische Mitverantwortung zur Verbesserung des Sozialismus habe:

Erstens sei die DDR ein Industriestaat, der Unfreiheit produziert, zu deren Überwindung die Kirche beitragen müsse.

Zweitens müssten die Ideologie und die sozialistische Praxis in der DDR überprüft werden, ob sie die Freiheit des Einzelnen ermöglichten.

Und drittens sei die Freiheit des Individuums und die Mündigkeit des Bürgers einzufordern und in der Kirche zu praktizieren.

Anlässlich des 35. Jahrestages der Falcke-Rede vor der Bundessynode findet am 30. Juni im Erfurter Augustinerkloster eine Tagung statt. Daran nehmen unter anderem Propst i.R. Dr. Heino Falcke und Manfred Stolpe teil.

Magdeburg, 27. Juni 2007

Oliver Vorwald
Pressesprecher

Nachfolgend die vollständige Rede "Christus befreit - darum Kirche für andere"


Christus befreit - darum Kirche für andere

Hauptvortrag bei der Synode des Kirchenbundes in Dresden 1972

Das Thema schließt an die Bundessynode 1971 an: Kirche für andere, Zeugnis und Dienst der Gemeinde. Es fragt, was es denn der Kirche möglich mache, für andere da zu sein. Es antwortet: Weil Christus sie befreit, darum kann Kirche für andere da sein. Die Befreiung, die von Christus ausgeht, kommt aber nicht in der Kirche zum Ziel. Sie zielt auf die kommende Gottesherrschaft als das Reich der Freiheit für alle Menschen. Darum soll Kirche für andere da sein und den befreienden Dienst Christi für alle Menschen bezeugen.

So bedenken wir unser Thema in drei Schritten: Die Befreiung des Menschen durch Christus (1.), die Befreiung der Kirche zum Dienst (2.), die Kirche im Dienst der Befreiung (3.).

1. Die Befreiung des Menschen durch Christus

1.1 Christus faßt die Knechtschaft des Menschen an der Wurzel

Die Sache der Freiheit bewegt heute alle Menschen und Völker. Sie ist umstritten zwischen verschiedenen Freiheitskonzeptionen. Sie steht auf dem Spiel in politischer Unterdrückung, wirtschaftlicher Ausbeutung und Abhängigkeit. Unsere Zeit hat faszinierende Durchbrüche zur Freiheit erlebt, aber Freiheitsrevolutionen bringen noch nicht den freien Menschen hervor, und sie produzieren auch neue Unfreiheiten. Die wissenschaftlich-technische Revolution hat ungeahnte Möglichkeiten der Freiheit eröffnet. Zugleich aber bedroht sie die Freiheit in nie gekanntem Ausmaß durch Technokrate, Manipulierung des Menschen und die Schreckensvision möglicher Selbstvernichtung. So treibt uns die Sache der Freiheit um zwischen Faszination und Resignation, zwischen Engagement und fatalistischem Rückzug auf die Inselchen privater Freiheit. Die Welt ist ständig im Auszug aus Knechtschaften, ohne doch den Ausweg zum Reich der Freiheit zu finden.

In dem großen Freiheitskapitel des Römerbriefes schreibt Paulus von dieser mit ihren Knechtschaften ringenden Welt, sie warte auf nichts anderes als auf den offenen Durchbruch der Freiheit der Söhne Gottes zu allen Menschen (Römer 8,19f). Wir sind also aufgefordert, das Evangelium als Befreiungsbotschaft zu begreifen und in das heutige Ringen der Welt um Freiheit hineinzutragen.

Christus bringt nicht eine religiöse Sonderfreiheit oder Seelenfreiheit. Er faßt die Knechtschaft des Menschen an der verborgenen Wurzel, denn er hat sie bis ins tiefste durchlitten. Er wurde nicht nur Bruder der Ausgestoßenen und Armen, Opfer politischer, religiöser, gesellschaftlicher Unterdrückung. Er hing für uns am Kreuz in der tiefsten Knechtschaft der Schuld und des Todes. Aus dieser Knechtschaft, die kein Mensch wenden kann, ist Gott für uns und mit uns aufgebrochen, als er den Gekreuzigten auferweckte. Dieser Auszug führt zum Reich der Freiheit, das mit den Mächten der Sünde und des Todes alle Knechtschaft der Welt zerbrechen will. Noch sind wir auf dem Weg, noch trägt die Freiheit Christi Kreuzesgestalt, aber aus der Kraft einer großen Hoffnung. Sie greift über alle menschlichen Freiheitsbewegungen hinaus, aber gerade so greift sie in sie ein, richtet Zeichen der Befreiung auf und gibt eine Zuversicht, die nicht resignieren muß.

Was die Befreiung durch Christus in das heutige Ringen um Freiheit hineinbringt, möchte ich unter drei Gesichtspunkten entfalten.

1.2 Christus befreit zu einem Leben aus empfangener Liebe

In Christus ist die Freiheit als Liebe gekommen. In ihm begegnet eine Liebe, die uns bedingungslos annimmt und rückhaltlos für uns einsteht. Wo das Wort dieser Liebe uns erreicht, da führt es aus dem Gefängnis der Sorge um uns selbst ins Freie eines neuen Vertrauens. Als Empfangende und von dieser Liebe Getragene sind wir frei. Das ist die Freiheit der Söhne Gottes, die Gott als Brüder seines Sohnes adoptiert, annimmt, obwohl sie seine Feinde waren.

Damit revolutioniert Christus unser Verständnis von Freiheit. Wir pflegen Freiheit als Unabhängigkeit zu denken. Über sich selbst verfügen und bestimmen, das Entscheidende sich selbst verdanken, heißt frei sein. Autonomie ist das Schlüsselwort dafür.

Das erste Grundwort dieser Autonomie aber bleibt das Ich, auch dann, wenn es sich zum Kollektiv erweitert (Volk, Klasse, Rasse und so weiter). Die Freiheit, die wir meinen, ist je meine Freiheit, und die Freiheiten stoßen und begrenzen sich. Das zweite Grundwort dieser Autonomie bleibt das fordernde Gesetz: Ich muß etwas aus mir machen, durch Leistung muß ich mir Anerkennung, meinem Leben Sinn und Wert geben. Erfolgsdenken und Leistungsmentalität beherrschen unsere Welt, angetrieben von dem tiefen Hunger eines jeden Menschen nach Bejahung durch andere. Aber nicht nur, daß dabei die Leistungsschwachen auf der Strecke bleiben. Der Hunger nach Bejahung durch andere ist nicht durch Leistung zu stillen. Daß wir um unserer selbst willen bejaht und geliebt werden, kann sich keiner erarbeiten, es kann uns nur geschenkt werden. Nicht zufällig bricht in unserer von Leistungs- und Nutzdenken beherrschten Welt die Frage nach dem Sinn des Lebens und zugleich die Frage nach dem „gnädigen Nächsten" auf. Die Angst ist verbreitet, letztlich entbehrlich und ersetzbar und einer letzten Verlassenheit ausgeliefert zu sein.

Das nennt Paulus die Knechtschaft der Sünde und des Gesetzes, aus der uns Christus befreit. Er wurde uns der gnädige Nächste, der uns um unserer selbst willen sucht, die Liebensunwerten liebt, die Unannehmbaren annimmt und uns auch in der letzten Verlassenheit des Todes trägt. Gerade weil er vom Druck des Leistungsprinzips befreit, ermöglicht er ein neues Tun. Es muß nicht mehr der eigenen Geltung dienen und kann sich darum ganz der Sache und dem Nächsten zuwenden. Weil das Grundwort dieser Freiheit Liebe heißt, schließt sie den Nächsten ein.

Die gesellschaftlichen Konsequenzen dieser Befreiung drängen sich auf, wenn wir an die Rolle des Leistungsprinzips in der Gesellschaft denken. Das wird im dritten Teil weiter zu verfolgen sein.

1.3 Christus befreit zur Mündigkeit

Daß Freiheit und Mündigkeit zusammengehören, ist uns heutigen Menschen klar. Den Aufgaben, die die heutige Welt und ihre Zukunft uns stellt, werden nur mündige Menschen gewachsen sein, die selbst zu denken, verantwortlich zu entscheiden und Verantwortung zu tragen wissen.

Indem uns Gott zu seinen Söhnen macht, befreit er uns zur Mündigkeit vor Gott und den Menschen. Die Söhne Gottes - sagt Paulus - sind befreit von den Zuchtmeistern und autoritären Gewalten dieser Welt, die uns gängeln und durch Lockung und Drohung in Unmündigkeit festhalten. Gott gehören aber heißt in großem Vertrauen und angstfreier Offenheit sprechen können: Abba, lieber Vater! (Galater 4,1-7). Gott macht uns mündig, indem er uns von der knechtenden Furcht freispricht. „Ihr habt nicht einen Knechtsgeist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet, sondern ihr habt den Sohnesgeist empfangen" (Römer 8,15). Furcht macht unmündig. In der Angst um sein Leben macht der Mensch aus vergänglichen Dingen Götzen, die ihm Sicherheit geben sollen. Die Macht der Technik und der Waffen, der Konsum, Verhaltensnormen und Ideologien werden zu Götzen der Angst. Sie sollen Leben garantieren, aber sie machen hörig. Wer Angst hat, ist beherrschbar, man kann ihn gefügig machen und benutzen.

Befreiung zur Sohnschaft ist der Ausgang aus dieser selbstverschuldeten Unmündigkeit. Die Neuzeit meinte umgekehrt, der Mensch müsse die Gottesldndschaft ablegen, sich von der Autorität Gott befreien, um mündig zu werden. Der Vater Jesu Christi aber ist kein einschüchternder Patriarch. In Christus wird er so Autorität für uns, daß er der Autor, der Urheber unserer Freiheit ist. Er bringt uns nicht in neue Hörigkeit, er macht uns zu seinen Angehörigen, die aus seinem Geist selbst urteilen und entscheiden sollen. Er will nicht hörige Mitläufer, sondern mündige Söhne, eigenverantwortliche Partner, die freimütig das Wort nehmen vor Gott und den Menschen. Die mündige Weltverantwortung des Menschen müßten wir neu aus der Gebetsmündigkeit vor Gott verstehen und gewinnen. Es ist nachdenkenswert, daß Dietrich Bonhoeffer, der Theologe der mündigen Welt, zuletzt vor seiner Ermordung in einer großen Freiheit und Freude des Gebets gesehen wurde.

Weil ihr Angehörige Christi seid - sagt Paulus -, ist alles euer; es sei Paulus, Apollos oder Petrus (also alle Autoritäten), es sei Welt oder Leben oder Tod (also alles, was euch fesseln kann in Freude oder Furcht), alles ist euer! (1. Korinther 2,21) So will uns Gott als seine Söhne zu mündiger Weltverantwortung befreien.

Auch dies hat gesellschaftliche Konsequenzen. Weil Gott seine Autorität dazu einsetzte, Autor unserer Freiheit und Mündigkeit zu sein, wird sich alle Autorität in Familie, Kirche und Gesellschaft daran messen lassen müssen, ob sie Autorschaft von Freiheit ist und zur Mündigkeit hilft. Als mündige Söhne stehen wir Menschen in unvertretbarer Selbstverantwortung vor Gott. Darum können wir andere Menschen nicht gleichschalten und uns zum Herrn ihrer Gewissen machen (Römer 14,4). Mündigkeit ist freilich etwas anderes als die liberalistische Privatfreiheit zu denken, zu wollen und zu tun, was ich will. Mündigkeit wagt das offene Wort, verantwortet sich vor anderen, stellt sich der Kritik, sucht das verbindliche Gespräch. Sie verfällt nicht dem Pluralismus als einer Ideologie der Unverbindlichkeit, aber sie läßt eine Vielheit von Meinungen gelten und ermutigt zu selbständigem Denken. Wenn Gott es riskiert, mündige Partner zu haben, sollten Kirche und Gesellschaft nicht weniger riskieren.

1.4   Christus befreit zum Dasein für andere

Weil die Freiheit in Christus als Liebe gekommen ist, ist sie Freiheit für andere und mit anderen. Sie ist Freiheit in Gemeinschaft, und sie zielt auf das Reich der Freiheit für alle Menschen. Dieses Ziel erkennen wir wieder in dem sozialistischen Freiheitsverständnis, wonach der Einzelne seine persönliche Freiheit erst in der wirklichen Gemeinschaft gewinnt. Noch aber liegt das Reich der Freiheit im Streit mit dem Denken, das die Freiheit zum Privat- und Gruppeninteresse verkehrt. Wir suchen unsere Freiheit in der Abschirmung von anderen und auf Kosten anderer zu verwirklichen und schaffen damit Verhältnisse der Unfreiheit. Das Kreuz Jesu durchbricht diese Verkehrung der Freiheit. Es ist zugleich der Weg, aus empfangener Liebe für andere dazusein.

1.4.1   Für andere dasein, heißt der grenzüberschreitenden Liebe Jesu nachfolgen

Wir reden von der einen Menschheit, und in unserer klein gewordenen Welt müßte jedermann einsehen, daß wir selber nur wirklich frei sein können, wenn wir anderen aus ihrer Knechtschaft helfen. Dagegen aber steht die Tendenz, die in allen Gruppierungen der Welt herrscht, durch Abgrenzung nach außen Stabilität im Inneren zu gewinnen. Des eigenen Zusammenhalts und Wertes vergewissert man sich gerade an dem, was uns von anderen unterscheidet: Klasse und Rasse, Religion und Weltanschauung, gesellschaftliche Errungenschaften und konfessionelle Vorzüge. So werden an sich notwendige relative Unterschiede zu trennenden Mächten aufgeladen, und Freiheit wird zum Leistungslohn für gruppenkonformes Verhalten.

Die Liebe Jesu durchbricht diese tabuisierten Grenzen. Er stellte sich zu denen, die von der jeweiligen Gruppe ausgeschlossen wurden. Er nahm Partei für die „Zöllner und Sünder", die religiös, moralisch und gesellschaftlich Deklassierten. Er riskierte seine Identität und hing bei Verbrechern am Kreuz. Die bedingungslos annehmende Liebe Gottes hat ihren gesellschaftlichen Ernstfall in der grenzüberschreitenden Liebe.

Sie befreit von dem Zwang der Abgrenzung. Wer sich von Gott bedingungslos angenommen weiß, der muß sich seines Wertes nicht durch Abwertung anderer vergewissern. Er wird frei, Vorurteile zu durchbrechen und sich gerade denen zuzuwenden, die von seinem Kollektiv, seiner Gemeinde oder Gesellschaft abgelehnt werden. Er wird aufgeschlossen gerade für den befremdlichen Nächsten, ja für den Feind. Er verharmlost die Grenzen nicht, sondern nennt sie beim Namen, aber um sie zu überschreiten zum ändern hin. Von dieser grenzüberschreitenden Liebe wird auszugehen sein, wenn wir über die Forderung der Parteilichkeit nachdenken.

1.4.2   Für andere dasein, heißt solidarisch werden mit den Leidenden

Christus, der bis zum Tod gelitten hat, weist uns vor allem an die Leidenden. Durch sein Kreuz ist das Leiden und sind die Leidenden von der Liebe Gottes umgriffen und in seine Verheißung hineingenommen. So werden wir zur Annahme des Leidens und zur Solidarität mit den Leidenden befreit.

Es gab in der Christenheit eine Ideologisierung von Kreuz und Leiden, die uns Marxisten mit Recht vorhalten; eine Verklärung stillen Duldens, wo es Protest und Aufstand gegen knechtende Verhältnisse gegolten hätte. Aber es gibt auch eine Verharmlosung des Leidens und ein Abdrängen der Leidenden aus dem Bewußtsein der Öffentlichkeit. Es gibt Stimmen, die es nicht wahrhaben wollen, daß auch in der sozialistischen Gesellschaft unbehebbares Leiden, quälende Sinnfragen, Selbstentfremdung und der Schmerz des Todes bleiben. Wer das Leiden aus seinem Bewußtsein verdrängen muß, um sich Optimismus und Arbeitselan zu erhalten, der ist unfrei. Das Große an der Freiheitsbotschaft des Paulus ist, daß sie der Qual der ungelösten Fragen standhält und uns einweist in die Solidarität mit der fragenden, leidenden und ringenden Welt. Die Söhne Gottes teilen deren Hunger nach Gerechtigkeit und Frieden, ihr Stöhnen unter sinnlosem Leerlauf. Der Geist des Gekreuzigten selbst vereint sich mit dem Schrei aus der Tiefe und vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen (Römer 8,23-27).

Menschen, die zum Dasein für andere befreit sind, müßten hochempfindlich auf das Leid anderer reagieren. „Nur wer für die Juden schreit, darf Gregorianik singen", sagte Dietrich Bonhoeffer während der Judenverfolgung, als ein ganzes Volk es fertig brachte, die Hölle der Konzentrationslager in seiner Mitte nicht einmal wahrzunehmen. Lassen wir uns denn bewegen von dem Elend anderer, das uns die Massenmedien täglich zeigen und das wir vor der Tür haben ? Heilige der Kirche -so wird erzählt - versenkten sich so in die Leiden Christi, daß sie von seinen Kreuzeswunden gezeichnet wurden. Werden heute nicht Heilige gebraucht, die so tief mit der Welt solidarisch sind, daß sie von ihren Fragen gezeichnet werden, an ihren Wunden mitleiden, ihre Schuld mittragen? Das sind die Wunden Christi, die heute offenstehen.

1.4.3 Für andere dasein, heißt für sie schöpferische Phantasie der Liebe entwickeln

Im Zeichen des Kreuzes Leiden annehmen heißt gerade nicht alles beim alten lassen. Die Auferweckung des Gekreuzigten sagt ja die radikale Erneuerung aller Menschen und Verhältnisse an. Sie bestreitet das lähmende Dogma von der unverbesserlichen Welt und ermutigt, mit einer verbesserlichen Welt zu rechnen, auch gegen alle Erfahrung. Frei sind wir nur, wenn wir hoffen dürfen, wenn wir eine Verheißung haben, die stärker ist als Pessimismus und Zukunftsangst. Angst und Sicherungsbedürfnis werden erfinderisch in Kriegstechnik, Abschreckungsstrategien und Selbstbehauptung in jeder Form. Gottes Verheißung setzt die Phantasie der Liebe frei, die erfinderisch wird für andere und für neue Wege des Zusammenlebens. In unserer Zeit, die uns vor soviel nie gekannte Probleme stellt, brauchen wir die Tugenden schöpferischen Denkens, mutigen Experimentierens, angstfreier Lernbereitschaft. Oft lahmen wir uns, indem wir uns auf das Bild festlegen, das wir uns von anderen machten. Die Hoffnung aber traut dem ändern Neues zu, denn sie sieht ihn in den Händen des kommenden Christus, der überraschende Möglichkeiten mit uns hat. Die von der Verheißung Christi inspirierte Liebe wird auch schöpferisch in der Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse. Das haben wir nicht zuletzt aus der Begegnung mit dem Sozialismus gelernt, und dazu fordern die mannigfachen Knechtschaftsverhältnisse in unserer Welt dringlich heraus. „Befreiung durch Christus" bliebe für viele ein leeres Wort, wenn sie nicht Hoffnung gibt auf Befreiung von Hunger, Kriegsterror, Diskriminierung und Ausbeutung. Diese Hoffnung können Menschen vermitteln, die sich in hingebender Liebe und zäher Geduld für andere einsetzen und nicht aufgeben im Kampf um menschlichere Verhältnisse. Dazu will uns Christus befreien, und dazu bedürfen wir der Zusage, die im Auferstandenen gründet, daß trotz aller Erfahrungen des Scheiterns „eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn" (1. Korinther 15,58).

Das sind einige Hinsichten, in denen die Befreiung durch Christus für unsere Welt wirksam werden will. Die Kirche soll im Dienst des befreienden Christus stehen. Dazu aber bedarf sie selbst der Befreiung. So fragen wir (2.) nach der Befreiung der Kirche zum Dienst.

2. Die Befreiung der Kirche zum Dienst

Ich möchte hier nicht von dem freien Rechtsraum sprechen, den Christen und Kirchen in der Gesellschaft für ihren Dienst brauchen. Die Probleme, die es da gibt, sind bekannt. Elementarer ist die Frage, ob wir in der Freiheit stehen, zu der uns Christus befreit (Galater 5,1). Die Bibel zeigt, daß Gottes Volk ständig drauf und dran war, selbst seine Freiheit wegzuwerfen.

2. 1 Wodurch fesseln wir Kirchen in der DDR uns selbst, so daß wir der Befreiung bedürfen? Von den vielen Fragen, die hier zu stellen sind, möchte ich nur einige herausgreifen:

Warum wirken wir auf viele immer noch wie eine geschlossene Gesellschaft? Warum gelingt uns trotz des Bemühens um missionarische Existenz die grenzüberschreitende Liebe so schwer? Gewiß, für andere dasein heißt nicht wie die ändern sein. Warum aber wird unser Anderssein nicht durchsichtiger als Dasein für andere in solidarischer Liebe?

Stecken wir nicht immer noch in einer kirchlichen Sprachgefangenschaft? Warum kommt auch bei neuen Übersetzungsversuchen oft nicht mehr heraus als verbale Umkostümierung und statt des befreiend klärenden Wortes nur ein Nachsprechen dessen, was die Welt sich selbst schon sagte?

Haben wir schon ins Freie gefunden aus ängstlichem Bewachen von Traditionsschätzen und aus ebenso ängstlicher Anschlußsuche an den Zeitgeist? Was jeweils in Kirche und Welt als der letzte Schrei gilt, ist gewiß nicht schon der Ruf in die Freiheit. Aber die Losung „Kein anderes Evangelium" ist nur dann biblisch, wenn sie das Evangelium für andere verständlich macht und sich frei von Angst auf geschichtliche Wandlungen einläßt. Müßten wir nicht im Hören auf Gottes Wort frei werden zu einem mündigen Umgang mit der Überlieferung und dem Denken unserer Zeit? Wie weit sind wir wirklich auf dem Weg zur „mündigen Gemeinde" ? Erweist sich die Autorität des „Amtes" als Autorschaft von Freiheit und Mündigkeit? Kommt die verschiedene Sachkompetenz von Theologen und Nichttheologen zu fruchtbarem Zusammenspiel? Der Apparat, die Institutionen und Ordnungen der Kirche, sind sie förderlich für Zeugnis und Dienst und das Zusammenwachsen der Kirchen im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR? Wo wirken sie behindernd, wo sind wir gefangen in unzweckmäßigen Strukturen, und warum fallen gerade hier notwendige Änderungen so schwer?

Fehlt es uns nicht an Unbefangenheit im Umgang mit Marxisten und im Eingehen auf unsere sozialistische Gesellschaft? Sind wir ihr gegenüber nicht in Vorurteilen befangen, die zum Teil sicher auch aus unbewältigten Enttäuschungserfahrungen herrühren, und begegnen wir nicht Vorurteilen uns gegenüber, die wir selbst verschuldet haben? Müßten in der Kirche die Fragen des gesellschaftlichen Engagements nicht viel unbefangener diskutiert werden können ohne die Verdächtigungen, die sich gerade dabei so schnell einstellen?

Sind wir nicht befangen in einer falschen Sorge um unsere Identität als Christen und Kirche besonders da, wo es um Mitarbeit an den Sachaufgaben der heutigen Welt geht? Im Zusammenspiel der gesellschaftlichen Kräfte können Christen als Minderheit weder Spielführer sein noch die Spielregeln bestimmen, wir sind Mitspieler unter anderen. Christlicher Dienst wird verwechselbar, und seine Intentionen kommen oft nur gebrochen zum Zuge. So entsteht die oft gestellte Frage nach dem spezifisch Christlichen unseres Dienstes. Sie ist notwendig, sofern sie die Gewissensorientierung am Dienst und Auftrag des Herrn einschärft und wachhält. Ist sie aber darauf aus, daß wir uns unserer Identität aus den Werken versichern, dann macht sie uns unfrei, treibt uns in die Abgrenzung und hindert notwendige Kooperationsbereitschaft. Diese Sorge um die eigene Identität ist eine neue Spielart der Selbstrechtfertigung aus den Werken.

Wo liegt die Wurzel dieser Symptome von Unfreiheit? Kirchen und Christen sind immer dann unfrei, wenn sie meinen, ihre Freiheit in sich selbst zu haben und behaupten zu müssen, statt darauf zu trauen, daß uns die Freiheit vom Herrn zukommt, wenn wir seinem Ruf folgen. Meinen wir, bestimmte Sprachformen, Institutionen und Verhaltensmuster garantierten unsere Freiheit, so verfallen wir der Angst um unsere Freiheit und Identität. Dann wird die Kirche sich selbst zum Hauptthema, und diese Introvertiertheit ist allemal ihre „babylonische Gefangenschaft". „Christus befreit", das muß reformatorisch verstanden werden: Christus allein befreit, und allein sein Ruf kann uns freimachen von uns selbst für andere. Sein Wort deckt die Gebundenheiten der Kirche auf und läßt uns an ihren Unverbesserlichkeiten leiden. Unter seiner Verheißung werden wir die Kirche aber gerade bei radikaler Kritik nicht loslassen mit der Hoffnung auf eine verbesserliche Kirche.

2.2 Durch das Wort Jesu Christi wird die Kirche zum Dienst befreit

„Ihr seid zur Freiheit berufen!" (Galater 5,13). In dem Zeugnis von Christus kommt seine Freiheit zu uns. Eine befreite Kirche werden wir nur als Kirche des Wortes sein.

Daß wir das sind und das befreiende Wort unter uns laut wird, ist alles andere als selbstverständlich. Oft ist die Klage zu hören: Die Predigt der Kirche sagt uns wenig oder nichts, vor allem erreicht sie nicht die Probleme, Fragestellungen und Aufgaben unseres Alltags und der heutigen Welt. Diese Fragen der Alltagspraxis aber, Fragen der Sozialethik und Weltverantwortung sind zu Problemen ersten Ranges geworden. Christen werden nach ihrem Tun gefragt, und man hat gesagt, das Christentum sei jetzt in sein ethisches Zeitalter eingetreten.

Hier droht uns eine falsche und verhängnisvolle Alternative gefangenzunehmen. Eine Kirche für andere - so sagen die einen - habe sich ihre Themen von der Tagesordnung der Welt stellen zu lassen, sie habe also zuerst in die heutige Welt hineinzuhören und sich von deren Fragen in Anspruch nehmen zu lassen. Die ändern sagen: Soll die Kirche ändern wirklich etwas zu geben haben, so muß sie bei ihrem Thema bleiben, dem Wort Gottes.

Solange diese beiden Themen gegeneinander stehen, solange eine Kluft bleibt zwischen Schriftauslegung und Gegenwart, Wort und Weltwirklichkeit, Hören und Tun, solange wird die Befreiung der Kirche zum Dienst blockiert. Das Wort bleibt der Wirklichkeit fern, der Alltag aber verheißungslos und unser Tun orientierungslos.

Wir müßten das Evangelium neu gewinnen und verstehen lernen als das aufschlußreiche Wort für den Alltag, nicht nur für unseren Privatalltag, sondern den Alltag der Welt. Theologen und Nichttheologen müssen dabei zusammenwirken, damit die Alltagserfahrung des Christen im weltlichen Beruf und die Schriftauslegung des Theologen einander wirklich begegnen und sich gegenseitig aufschlüsseln können. Das konkret befreiende Wort werden wir wohl nur in solchem Gespräch entdecken.

Die Verkündigungsgeschichte des Wortes Gottes vom Alten Testament bis in die Neuzeit zeigt, wie dieses Wort in immer neue Situationen einwanderte, sich in neuen Problemstellungen bewährte und sie als Chancen des Glaubens und Dienens erschloß. Diese geschichtliche Dynamik des Evangeliums will uns aufschließen für unsere Situation. Sie macht lernbereit und führt in die Aufgabe der Situationserkundung. So ist es sachgemäß, daß es in unseren Kirchen seit Jahren einen großen Bedarf an Informationen über unsere Gesellschaft und die Weltprobleme gibt und wir dabei von den Humanwissenschaften (Soziologie, Psychologie, Sozialpsychologie) zu lernen versuchen. Der Ruf Jesu Christi ergeht wohl an den einzelnen, aber an ihn in seinen sozialen Verflechtungen und Verpflichtungen, durch die er tätig und leidend in das Zeitgeschick hineingebunden ist. Eine individualistische Theologie hat das oft übersehen. Wenn daher gefragt wird nach den heutigen Gesellschaftsstrukturen, dem Urbanisierungsprozeß, den Problemen der Entwicklungsländer und des Rassismus, so ist die Kirche bei ihrem Thema. Denn die solidarische Liebe muß so fragen, und Situationserkundung gehört zum Dienst am Wort.

Nur wenn wir uns auf unsere gesellschaftliche Situation wirklich einlassen, werden wir die befreiende Kraft des Wortes erfahren. Denn da will es uns von lähmender Schuld und deprimierenden Erfahrungen freisprechen, unser Leben mit Verheißung erfüllen und uns zum Tun der Liebe anleiten.

Seit einiger Zeit wird öfter die Forderung nach einer „DDR-spezifischen Theologie" laut. Wir sollten darin die Anfrage hören, ob wir uns als Kirche der spezifischen Situation unserer Gesellschaft wirklich stellen. DDR-Spezifik kann aber kein eigenes Thema und selbständiges Anliegen neben dem Evangelium und seiner Bezeugung sein. Auch nicht dergestalt, daß man eine sozialistische Analyse und Deutung der Situation übernimmt und das Evangelium unkritisch auf solche vorgefaßten Gesellschaftsdiagnosen aufstockt oder in vorentschiedene Handlungskonzepte einpaßt. Eine voraussetzungslose Erkenntnis der Situation gibt es überhaupt nicht. Welche Fragen man stellt oder abblendet, was man für vorrangig hält, das hängt weitgehend von Vorentscheidungen und Interessen ab, die man schon mitbringt. Und es gibt bei Christen und Nichtchristen ein Gefangensein in Vorurteilen und Blickverengungen, die blind machen für das, was wirklich dran ist. So werden Christen versuchen, im Hören auf das Wort Christi den freien Blick für die Situation zu gewinnen und von daher auszumachen, wo und wie es zu handeln und zu reden gilt. Solche Sicht der Situation ist im Gespräch mit anderen Situationsdeutungen zu überprüfen und zu bewähren.

Das Wort Jesu Christi will aber die Situation nicht nur deuten, sondern verändern. Es paßt sich nicht ein in Kirche und Welt, damit sie getrost bleiben können, was sie sind. Es will sie wandeln, damit sie werden, was ihnen verheißen ist. Denn dieses Wort bezeugt die schöpferische Liebe Gottes (vergleiche 1.4.3). Den Ruf in die Freiheit hören, das heißt für die Kirche, sich den Wandlungen aussetzen, in die uns dieser Ruf hineinziehen will. Es heißt vor allem, sich in die Sendungsbewegung des Evangeliums hineinnehmen lassen.

Der Ruf Christi ist sein Sendungswort, und wir können in der Freiheit nm„bestehen" (Galater 5,1), wenn wir uns zur Sendung bewegen lassen.

Über die „missionarische Gemeinde" ist im letzten Jahrzehnt soviel Gutes gearbeitet und gesagt worden, daß ich mich auf eine Bemerkung beschränken will: Wir haben erkannt, daß Kirche nicht nur Mission treibt, sondern Mission ist. Der Sendungsauftrag ist also nicht nur eine Frage nach den Strukturen und Aktionen der Kirche, sondern nach ihrem Sein. Ein Afrikaner soll zu einem Missionar gesagt haben: „Was du bist, redet so laut, daß ich nicht hören kann, was du sagst." Sprechen unser Gemeindeleben, unser Gebaren als Kirche, unsere christliche Existenz von der Befreiung durch Christus, oder widersprechen sie ihr? In unserer säkularen Gesellschaft kann sich die Kirche nicht mehr auf einen Vorschuß an Vertrauen und eine Vorgabe an institutioneller Autorität stützen. Nur was wir selber leben, wird Gehör finden. Das aber zeigt, in welcher Tiefe die Befreiung der Kirche zum Dienst ansetzen muß, damit wir tauglich werden für den Dienst der Befreiung.

3. Die Kirche im Dienst der Befreiung

Hier möchte ich einige Hauptgedanken des ersten Teils weiterführen und konkretisieren.

3.1 Mündige Mitarbeit in der sozialistischen Gesellschaft

Ich sprach von der Sendung der Kirche und der Christen durch Christus. Diese Sendung ist nicht auf das Wortzeugnis zu verengen. Der ganze Dienst des Christen in allen Lebensbereichen will aus der Sendung Jesu Christi begriffen und gelebt sein. Hier liegt eine entscheidende Weichenstellung besonders für die gesellschaftliche Mitarbeit des Christen.

Die Erwartung unseres Staates an die Christen lautet freilich anders. So kann man hören, unbeschadet seiner religiösen Überzeugung solle sich der Christ in seinem gesellschaftlichen Engagement ganz von der sozialistischen Gesellschaftslehre und Geschichtsschau leiten lassen. Zwar kann der Christ aus seinem Glauben Gesinnungsimpulse mitbringen, inhaltlich normativ für sein gesellschaftliches Handeln aber soll allein der Sozialismus sein. Zumal er ja die ursprünglichen christlichen Ideale verwirkliche und also von sich aus vollziehe, was ein Christ gesellschaftlich berechtigter Weise wollen kann. Die religiöse Betätigung hat im privaten Freizeitbereich Raum und Recht. In der Gesellschaft aber und für ihre Aufgaben wird das Evangelium abgelöst, gleichsam in den Ruhestand versetzt, emeritiert. Dem können wir ganz schlicht darum nicht zustimmen, weil der Herr Christus nicht im Gehen, sondern im Kommen ist, und sein Wort gerade in der Gesellschaft befreiende und orientierende Kraft erweisen will.

Theologisch haben wir wohl die „beiden Reiche" zu unterscheiden, wir können uns aber nicht auf eine neue Trennung der „beiden Reiche" zurückziehen. Sie würde jener gesellschaftlichen Emeritierung des Evangeliums zwar am glattesten entsprechen, indem sie die Kompetenz auf das Gottesverhältnis des einzelnen beschränkt und die politische Vernunft und Praxis auf sich selber stellt. So aber würden wir das Evangelium der Freiheit zum Freizeitevangelium verfälschen und es in dem Mißverständnis gefangenhalten, es diene der religiösen Selbstentfremdung statt der Befreiung des Menschen in der Gesellschaft. Als käme die politische Vernunft zu ihrer Mündigkeit in der Befreiung von Christus statt in der Befreiung durch ihn.

Was aber heißt das: Leben und Mitarbeit in der sozialistischen Gesellschaft aus der Sendung Jesu Christi verstehen?

Es heißt vor allem: Wir dürfen glauben, daß auch die sozialistische Gesellschaft unter der Herrschaft des befreienden Christus ist. Gegen das sozialistische Selbstverständnis dürfen wir damit rechnen, daß unsere Gesellschaft unter der Verheißung des Auferstandenen Verheißung hat und von dem Gekreuzigten in Dienst genommen wird.

Weder von Sozialisten noch von Antikommunisten können wir es uns nehmen lassen, unsere Gesellschaft im Licht der Christusverheißung zu verstehen. So werden wir frei von der Fixierung auf ein Selbstverständnis des Sozialismus, das nur noch ein pauschales Ja oder ein ebenso pauschales Nein zuläßt. Christus befreit aus der lähmenden Alternative zwischen prinzipieller Antistellung und unkritischem Sich-vereinnahmen-lassen zu konkret unterscheidender Mitarbeit. Das ist gerade nicht eine Ideologie des Sich-Heraushaltens oder eines dritten Weges. Es ist der Weg einer aus Glauben mündigen Mitarbeit, die von einer besseren Verheißung getragen ist, als der Sozialismus sie geben kann, die einen verbindlicheren Auftrag kennt, als Menschen ihn erteilen können, und die darum konkret engagiert ist.

Der Sozialismus ist angetreten mit dem Protest und Kampf gegen das Elend des Menschen unter knechtenden Verhältnissen und mit dem Anspruch, alle Selbstentfremdung und Knechtschaft abzuschaffen und das Reich der Freiheit zu bringen. Kreuz und Auferweckung Christi machen uns kritisch gegen diesen übersteigerten Anspruch (vergleiche 1.1). Aber gerade der befreiende Christus, seine Solidarität mit den Leidenden, seine Verheißung der Freiheit nötigt uns, den sozialistischen Protest gegen das Elend des Menschen aufzunehmen und mitzuarbeiten an der Aufgabe, unmenschliche Verhältnisse zu wandeln, bessere Gerechtigkeit und Freiheit zu verwirklichen (vergleiche 1.4.2 und 1.4.3). So werden sich Christen überall engagieren, wo es gilt, die sozialistische Gesellschaft als gerechtere Form des Zusammenlebens aufzubauen und in ihren Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen dem Menschen zu dienen.

Die Aufgabe, gegen Unfreiheit und Ungerechtigkeit zu kämpfen, bleibt auch in unserer Gesellschaft, denn die Geschichte steht unter dem Kreuz. Aber diese Aufgabe ist sinnvoll, denn die Geschichte steht unter der Verheißung des befreienden Christus. Diese Verheißung trägt gerade auch da, wo die sozialistische Gesellschaft enttäuscht und das sozialistische Ziel entstellt oder unkenntlich wird.

Eben weil wir dem Sozialismus das Reich der Freiheit nicht abfordern müssen, treiben uns solche Erfahrungen nicht in die billige Totalkritik, die Ideal und Wirklichkeit des Sozialismus vergleicht und sich zynisch distanziert. Unter der Verheißung Christi werden wir unsere Gesellschaft nicht loslassen mit der engagierten Hoffnung eines verbesserlichen Sozialismus.

Sind das zu große Worte für die Christen, die sich im Alltag der Gesellschaft täglich zu bewähren haben ? Wie bringen wir die Kraft, die Investition an Nerven und Zeit auf, die für eine mündige Mitverantwortung nötig sind ? Wir spüren die Herausforderung, zum Beispiel in Diskussionen profilierte Meinungen zu vertreten, konstruktiv und kritisch in Aktionen und Organisationen mitzuarbeiten und sie so mitzugestalten, intensiver für Benachteiligte einzutreten. Wie aber ist das durchzuhalten? Zeigen nicht auch einige Erfahrungen, daß eine eigenprofilierte Mitarbeit und Initiative von Christen offenbar unerwünscht ist?

Wenn uns aber der befreiende Christus in die mündige Mitarbeit ruft, könnten wir dann nicht diesen Ruf - statt als harte Forderung - als „frohe Befreiung zu dankbarem Dienst" (Barmer Theologische Erklärung, These II) hören? Christus befreit auch von erdrückenden Totalforderungen zu der Weisheit, die unterscheidet, was jeweils zur Zeit und -Stunde geboten ist (Prediger 3,1-8), wo ich also zu reden habe und wo ich schweigen darf, wo ich gefordert bin und wo andere dran sind, wo ich mich einsetzen muß und wo ich mich zurückhalten kann. Er befreit auch von der Diktatur ethischer Prinzipien zum verantwortlichen Kompromiß. Könnten wir im Rechnen auf Christus aber nicht auch frei werden von skeptischen Vorurteilen und neue Chancen mündiger Mitarbeit entdecken: im Gespräch mit Menschen, die wir für hoffnungslos festgelegt hielten; im Eintreten für vernünftige Sachentscheidungen; auch in gesellschaftlichen Organisationen, in denen sich Möglichkeiten eines konkreten, sinnvollen Dienstes auftun können?

Christus befreit zur grenzüberschreitenden und mit den Leidenden solidarischen Liebe. Darum wird sich mündige Mitverantwortung darin zeigen, daß wir uns zum Mund der Schwachen und Benachteiligten machen. Das gilt für die Nächsten in unserer Gesellschaft, die unter Leistungsforderungen und ideologischen Kriterien als Menschen ohne gesellschaftlichen Nutzwert erscheinen und so im Schatten stehen, benachteiligt oder übersehen werden. Das gilt für die fernen Nächsten, besonders für die sogenannte Dritte Welt. Es braucht hierzu nicht wiederholt zu werden, was schon oft ausgesprochen wurde. Die Forderung, daß mehr getan werden muß an praktischer Hilfe und öffentlicher Meinungsbildung in Kirche und Gesellschaft, bleibt dringlich bestehen. Parteilichkeit im Namen des befreienden Christus ist Parteinahme für die Notleidenden und Unterdrückten. So schließt sie dann auch Parteinahme für die politischen Konzepte ein, die ihnen am besten helfen. Das bedeutet für viele Entwicklungsländer die Entscheidung für sozialistische Gesellschaftsmodelle und jedenfalls gegen neokolonialistische Abhängigkeit und Ausbeutung. Diese Parteinahme für politische Programme darf sich aber nicht selbstzwecklich in den Vordergrund schieben, sondern muß auf die Menschen bezogen sein, denen sie dienen soll.

Um der mündigen Mitarbeit willen wäre es wichtig, wenn unsere Gesellschaft den Spielraum an offener Diskussion erweitert. Verantwortliche Mitarbeit wird angestrebt. Würde die Bereitschaft dafür aber nicht wachsen, wenn auch „heiße Eisen" offener diskutiert werden könnten, wenn Andersdenkende nicht sogleich als Falschdenkende behandelt würden, die erzogen und geschult werden müssen, sondern wenn man sie als mündige Partner achtete? Würde die Partei in ihrer führenden Rolle nicht an Autorität gewinnen, wenn diese Autorität mehr als Autorschaft von Freiheit und als Hilfe zu mündiger Selbstverantwortung erkennbar würde? Wir bejahen das Anliegen, alle Glieder und Gruppen der Gesellschaft zur Wahrnehmung der gemeinsamen Verantwortung zu vereinen. Ein Pluralismus als Ideologie der Unverbindlichkeit entspricht nicht christlicher Mündigkeit.

Gemeinsamkeit aber kann nur wachsen, wo Vertrauen gewährt, der andere partnerschaftlich respektiert wird und sich alle Standpunkte in offener Diskussion durch Argumente bewähren müssen. Ist es nicht lebenswichtig für die Zukunft des Sozialismus, daß er solche Mündigkeit anstrebt und fördert ?

Mündige Mitarbeit setzt Urteilsfähigkeit durch Information voraus. Das ist zuerst eine Frage an uns selbst: Ist unser Informationsinteresse so wach, wie es einer mit der Welt solidarischen Liebe entspricht ? Das ist aber auch eine Frage an unsere Gesellschaft. Müßte nicht umfassender, differenzierter und sachlicher informiert werden ? In der immer komplizierter werdenden Welt bedeutet Besitz von herrschafts- und planungswichtiger Information Macht und Entscheidungsfähigkeit. Soll es zu mündiger Mitverantwortung kommen, so muß Information die eigene Urteilsbildung der Menschen ermöglichen. Nur so kann doch die Losung „Arbeite mit, plane mit, regiere mit!" verwirklicht werden.

Um der mündigen Mitarbeit willen wäre es in der Kirche wichtig, daß sie dem einzelnen mehr Hilfe dafür gibt. Sie sollte ihm für seinen Dienst in der Gesellschaft das klärende, beratende und ermutigende Gespräch bieten und eine Gemeinschaft, die ihn trägt.

Vor allem aber müßte die Kirche das Beispiel einer Institution und Gemeinschaft geben, in der mündige Mitverantwortung und offenes freies Gespräch zwischen verschiedenen Meinungen eingeübt und gelebt wird. Bei der Vielheit von Theologien, Frömmigkeitsstilen und Gemeindekonzeptionen tun wir uns schwer damit, freiheitliche Partnerschaft und Respektierung des anderen Gewissens mit der gemeinsamen Verantwortung vor dem Herrn zu verbinden. Der Weg in eine liberali-stische Beliebigkeit des Meinens, Redens und Tuns steht der Kirche ebensowenig offen wie dem Sozialismus. Andererseits werden unsere Satzungen und Satzwahrheiten aber relativiert von dem Herrn, der die Wahrheit ist und in alle Wahrheit leitet.

So könnte es in der Kirche eine kritische Öffentlichkeit, eine Stätte des freien Wortes, eine Offenheit für radikale Fragen und angstfreie Lernbereitschaft geben. Das wäre ein eminent wichtiger Beitrag zur mündigen Mitverantwortung in der Gesellschaft.

3.2 Befreite Menschen in Arbeit und Freizeit

Arbeit, Produktion, technisch-wissenschaftliche Leistung haben in unserer Gesellschaft einen besonders hohen Stellenwert. Dahinter stehen einsichtige und unabweisbare Notwendigkeiten und Ziele, denen sich Christen im Beruf nicht entziehen.

Es gehört zu den Kernzielen des Sozialismus, die Selbstentfremdung und Ausbeutung des Menschen in der Arbeit aufzuheben, die Arbeit zum sinnvollen, freien und vor allem mitmenschlichen Werk des Menschen zu machen. Dieses Ziel und alles, was daraufhin in unserer Gesellschaft getan wird, ist nur zu bejahen. Christen werden dazu mithelfen, daß Mitmenschlichkeit am Arbeitsplatz herrsche; der Arbeitende nicht nur als Mittel zum Zweck der Planerfüllung gesehen werde und er nicht nur Objekt, sondern mitverantwortliches Subjekt der Planung sei; daß bei Ausbildung und Berufswahl klare Fähigkeiten und Neigungen angemessen berücksichtigt werden.

Auch marxistische Autoren weisen darauf hin, welche Schwierigkeiten diesem Ziel einer Vermenschlichung der Arbeit in der heutigen hochspezialisierten und automatisierten Arbeitswelt entgegenstehen. Gerade weil Christen von der Arbeit nicht das Heil und die Sinnerfüllung ihres Lebens erwarten müssen, können sie sich diesen Schwierigkeiten nüchtern stellen und Ja dazu sagen, daß auch in der sozialistischen Gesellschaft Selbstentäußerung zur Arbeit gehört und Selbstverwirklichung in vielen Berufen nur stückweise oder gar nicht möglich ist. Empfangen wir Freiheit und Lebenssinn aus der Liebe Jesu Christi, so macht sie frei zur Hingabe und Selbstentäußerung auch in der Arbeit.

Das kann besonders für Christen wichtig werden, die nicht zu den Berufen zugelassen werden, die ihren Fähigkeiten und Neigungen entsprechen. So bitter das für sie ist, in der Nachfolge Christi, der aus Freiheit zum geringsten Diener aller wurde, kann gerade solch ein Weg Sinn empfangen.

Von der Befreiung durch Christus her müssen wir freilich der Behauptung widersprechen, daß der Mensch durch die Arbeit zum Menschen werde, die Arbeit Sinnerfüllung seines Lebens sei und darum zu seinem ersten Lebensbedürfnis werden müsse. Um der wirklichen Freiheit des Menschen willen müssen wir dem widersprechen. Denn in diesem Denken wird der Mensch zum Gefangenen seiner eigenen Leistungsmentalität, in der er sich selbst überfordert und vor dem Nichts steht, wenn er nichts mehr leisten kann oder keine Anerkennung findet. Da sind die Leistungsschwachen, Kranken und Alten der Sinnlosigkeit ausgeliefert, auch wenn sie sozial vorbildlich versorgt werden. Das Leistungsprinzip hat seine begrenzte gesellschaftliche Funktion, wo es aber regiert, da ist der Mensch in Gefahr, an seinem Nutzwert gemessen, prinzipiell ersetzbar und letztlich verdinglicht zu werden. Darüber will die Befreiung durch Christus hinausführen. Seine Verheißung des Reichs der Freiheit orientiert uns an der Vision einer Gesellschaft, wo der Mensch nicht nach seinen Leistungen und Fähigkeiten eingestuft, sondern aus Liebe bejaht wird und aus ihr seine Würde empfängt.

So wirft die Befreiung durch Christus auch neues Licht auf unsere Freizeit. Fachleute meinen, daß der Freizeit immer größere Bedeutung für Mensch und Gesellschaft zukommen wird. Auf der Weltkirchenkonferenz in Uppsala 1968 wurde gesagt, „daß der Gebrauch, den die Gesamtheit von ihrer Freizeit macht, sehr wohl eine Kultur erhalten oder zerbrechen kann". In diesem Zusammenhang beginnen wir das biblische Angebot des Sabbat, des Ruhetages neu zu begreifen. Wir werden aufmerksam darauf, daß der Protestantismus zwar ein Arbeits- und Berufsethos entwickelt hat und jüngst eine Ethik der Weltveränderung in Angriff nahm, daß er aber wenig zur Freizeit, zur Feier und Festlichkeit zu sagen wußte.

Eben weil wir auf die Tugenden Fleiß und Nüchternheit, auf die Werte Nützlichkeit und Berufserfolg, auf Konsum, aber nicht auf schöpferische Phantasie eingetrimmt sind, wird Freizeit oft zur leeren, totgeschlagenen Zeit, oder sie dient nur dazu, für neue Arbeit „fit" zu werden. Könnte uns das Evangelium der Freiheit nicht zu einem neuen Verständnis und Gebrauch der Freizeit helfen? Sein lösendes Wort kann gelöste Menschen machen, die ihre Probleme nicht verdrängen müssen, sondern sich mit ihnen angenommen und getragen wissen und darum vergnügt feiern können. So könnten uns im Freizeitraum neue Kräfte des Vertrauens und der Mitmenschlichkeit, der Freude und Hoffnung zuwachsen.

Hier stellen sich auch Fragen an unser Kirchenverständnis, speziell an unsere Konzepte von missionarischer Gemeinde. Sind wir nicht in Gefahr, beim Abbau der Betreuungsstrukturen kurzschlüssig Aktivierungsstrukturen an die Stelle zu setzen, einen kleinbürgerlich beschaulich-erbaulichen Versammlungsstil durch einen sozialethisch engagierten Lebensstil zu ersetzen und mit Glauben in eins zu setzen? An die Stelle der Volkskirche träte eine Art Sendungselite, die Kirche würde unter Zweck- und Nutzkategorien verrechnet, die Leistungsmentalität begönne in ihr zu herrschen. Solch ein Konzept kann blind machen für heute fällige Funktionen der Kirche und für berechtigte Erwartungen von Menschen, die an der Gemeinde teilnehmen möchten, ohne sogleich vereinnahmt zu werden. Die Gemeinde des befreienden Christus sollte nicht nur Rüststätte, sondern auch Raststätte sein. Der unter Leistungsdruck und

Qualifizierungsanforderungen stehende Mensch sollte in ihr sein Angenommensein erfahren, ohne wiederum nach frommer Leistung, kirchlicher Brauchbarkeit und Schulungsfähigkeit eingestuft zu werden. Das „Kirchspiel" könnte Spielraum der Freiheit sein, wo man Christus als dem „Freudenmeister" (Evangelisches Kirchengesangbuch 293) begegnet. Wohlgemerkt nicht in einem windstillen Abseits der Geschichte und Gesellschaft, sondern in Hautnähe zu ihren Konflikten und bedrängenden Aufgaben.

Auf dem Wege zum Kreuz hat Jesus mit den Seinen Mahlfeiern gehalten, die eine Vorfeier des Reiches der Freiheit waren. Er will den Mühseligen und Beladenen ein so befreiendes Fest geben, daß er dann sagen kann: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht" (Matthäus 11,30). So würden Freizeitraum und Gemeinde nicht Fluchtstätte aus dem Druck des Alltags, sondern Starthilfe zu neuer Sendung. In diesem Sinn hat die Kirche guten Grund, den Freizeitraum, den ihr die Gesellschaft anweist, als Dienstchance anzunehmen, um sich dort als Lebenshilfe für andere zu bewähren.

3.3 Im Herrenmahl bündeln sich die Freiheiten, die Christus austeilt

Damit sind nur einige Konkretionen unseres Themas angesprochen. Weitere dringliche Fragenbereiche wären zum Beispiel die Erziehung zur Freiheit und die Freiheit in der Erziehung oder das Problem des Schwangerschaftsabbruches, mit dem sich ein Ausschuß befassen soll. Welches Licht unser Thema auf diese letzte Frage wirft, ist im Arbeitstitel dieses Ausschusses angedeutet: Christus befreit, indem er uns Menschen annimmt. Daraus erwächst die Freiheit und Aufgabe, werdendes und geborenes Leben anzunehmen.

Ich darf schließen mit einem Hinweis auf das Herrenmahl, das eben schon anklang. Es ist die Feier der Befreiung, und es wäre gut, wenn das auch in unseren Formen, es zu feiern, deutlicher würde. Im Herrenmahl bündeln sich die Freiheiten, die Christus austeilt. In dieser Tischgemeinschaft nimmt er die versagenden Jünger an. In dieser Tischrunde ist jeder mündig. Zu ihr lädt die grenzüberschreitende Liebe und vereinigt die Getrennten. Sie ist das Mahl des leidenden Herrn, der mit den Bedrängten solidarisch wird, und das Mahl des Auferstandenen, der zu neuem Tun sendet. Sie ist das Mahl des kommenden Herrn und die Vorfeier des Reiches der Freiheit mitten in der Geschichte.