Mit den Grenzen des Wachstums umgehen

Kirchentag: Präses Alfred Buß ruft zu nachhaltigem Umgang mit der Natur auf

Evangelische Kirche von Westfalen

03. Juni 2011

Dresden/Westfalen. „Künftig muss die Menschheit mit Raffinesse und hoher Wirkkraft aus den Naturkräften schöpfen und aufhören, sie dabei zu verbrauchen“ – diese Zukunftsperspektive hat der westfälische Präses Alfred Buß am Samstag (4.6.) auf dem Evangelischen Kirchentag in Dresden beschrieben.

Als Voraussetzungen für das Leben und Überleben aller Menschen nannte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen zum einen die wirkungsvolle Nutzung von Ressourcen, zum andern die Verträglichkeit mit der Natur und schließlich das Prinzip der Selbstbegrenzung. „Wenn alle leben sollen, müssen wir die Überdehnung unseres Lebensstils zurücknehmen und unser Leben entschleunigen auf ein verträgliches Maß“, sagte Buß in einer Bibelarbeit.

Die Grenzen des Wachstums zeigten sich nicht nur darin, dass das fossile und atomare Zeitalter am Ende sei. Die Menschheit verbrauche in einem Jahr so viele fossile Brennstoffe, wie die Erde in einer Million Jahre gebildet habe. Der Präses verurteilte auch die Börsenspekulation mit Lebensmitteln: „Im Markt tummeln sich immer mehr, die gar nicht an einer wirklichen Getreidelieferung interessiert sind, nur an der Gewinnmitnahme.“ Verantwortungslos sei außerdem der landwirtschaftliche Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung: „Unser Sprit wächst auf den Feldern der Armen. Deren Nahrungsmittel werden knapp und teuer. Die Benzinsorte E 10 schadet am wenigsten den Motoren hierzulande. Sie schadet aber massiv den Armen. Es geht um Teller oder Tank, um Nahrung oder Sprit, um nacktes Überleben in den armen oder Bequemlichkeit in den reichen Ländern.“

Ein Viertel der Weltbevölkerung verbrauche rund drei Viertel des globalen Einkommens. Dieses eine Viertel sei weitgehend verantwortlich für Klimachaos, Nahrungsmittelknappheit, Wassermangel und Ölkrise.
Erdöl sei zum „Lebenssaft“ der Industriegesellschaften geworden. Sie sicherten deshalb die Kontrolle über Ölquellen und Transportwege. Buß: „Seitdem hängt über vielen Konflikten und Kriegen der Geruch von Öl.“

Industrieerzeugnisse würden nicht mehr produziert, um einem Mangel abzuhelfen: Sättigungsgrenzen entfielen, Wünsche würden endlos fabriziert, etwa beim Autokauf: „Das Vorzeigbare hebt den eigenen Status und das Selbstwertgefühl.“

Als Gegenmodell schilderte der Theologe das „Suchen nach Gottes gerechter Welt: Beten und Tun des Gerechten, eine Lebenshaltung, die auf eins aus ist: Dein Reich komme“. Dieses Reich Gottes beginne hier und jetzt.

03. Juni 2011

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