„Permanenter Preisdruck gefährdet Existenz“

Landesbischof Frank Otfried July zeigt Verständnis für streikende Milchbauern

Evangelische Landeskirche in Württemberg

03. Juni 2008

Stuttgart. Angesichts des aktuellen Lieferstreiks der Milchbauern in Deutschland hat sich der Landesbischof der evangelischen Kirche in Württemberg, Frank Otfried July, auf die Seite der Milchbäuerinnen und -bauern gestellt. In einem Gespräch mit dem Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg und EKD-Agrarbeauftragten Dr. Clemens Dirscherl solidarisierte er sich mit den Anliegen der Landwirtschaft.

„Dumpingpreise für Lebensmittel, ob für Milch, Schweinefleisch oder andere agrarische Erzeugnisse vereinbaren sich nicht mit der Ehrfurcht vor der Schöpfung“, so der Landesbischof wörtlich. Der permanente Preisdruck des Lebensmittelhandels und das Schnäppchenfieber bei Verbrauchern gefährdeten nicht nur die Existenz der heimischen Landwirtschaft, sondern auch die Bauern in Entwicklungsländern. Die Würde der Schöpfung erfordere auch eine entsprechende Preiswürdigkeit für die erzeugten Güter, die von bäuerlicher Hand in Ehrfurcht vor der Schöpfung erstellt wurden. Aus diesem Grund sei der Milchlieferboykott der Bauern ein ethisch gerechtfertigtes Mittel, um auf ihre Existenz bedrohende Situation hinzuweisen. Allerdings lehnt Landesbischof July jegliche Form von Gewalt in diesem Zusammenhang ab.

Am sinnvollsten sei es, wenn die Milch innerbetrieblich verwendet werden könnte. Wenn Milch nur weggeschüttet werde, sei dies ethisch wohl problematisch, zeige jedoch auf, in welch verhängnisvolle Strukturen sich die Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung des „täglich Brot“ entwickelt hätte. Ausschließlich Marktgesichtspunkte dürften nicht über das Wohl und Wehe landwirtschaftlicher Betriebe, den Umgang mit der Schöpfung und die Existenzchance bäuerlicher Familien entscheiden.

Stuttgart, 03. Juni 2008

Christian Tsalos
Pressesprecher