Unablässig um eine vertiefte Gemeinschaft aller Kirchen bemüht

Kondolenzschreiben der VELKD an Kardinal Lehmann

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)

Der Leitende Bischof der VELKD und Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, Bischof Dr. Hans Christian Knuth (Schleswig), würdigt Verdienste Johannes Paul II. um die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ – Wertschätzung für den Papst trotz unterschiedlicher Auffassungen

Das Kondolenzschreiben an den Vorsitzenden der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, zum Tod Johannes Paul II. im Wortlaut:

„Mit Betroffenheit haben wir die Nachricht vom Tod Papst Johannes Paul II. aufgenommen. Wir teilen die Trauer unserer römisch-katholischen Schwestern und Brüder um einen Papst, der sich mit ganzer Kraft eingesetzt hat für die innere Stärkung der Kirche, für den Dienst der Kirche in der Welt, besonders an den Schwachen und Leidenden. Diesen Zielen diente die hohe Zahl seiner Pastoralreisen in alle Welt ebenso wie die von ihm besonders geförderten Treffen der Jugend.

Wir würdigen seine eindringlichen Mahnungen gegen Krieg und Gewalt in aller Welt und seinen Ruf zur Versöhnung, um die er in Reue auch für seine Kirche gebeten hat.

In der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und im Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes danken wir Gott um seines Dieners Johannes Paul II. willen für dessen unablässiges Bemühen zugunsten einer vertieften Gemeinschaft aller christlichen Kirchen und eines friedlichen Verhältnisses der Religionen untereinander.

Wir rufen in Erinnerung, dass er bei seinem Besuch in Deutschland 1980 der ökumenischen Gemeinschaft unserer Kirchen im Heimatland der Reformation einen wichtigen Schritt ermöglicht hat, die gegenseitigen Lehrverurteilungen der Reformationszeit gemeinsam neu zu prüfen und soweit wie möglich aufzuarbeiten. Mit seiner Enzyklika „Ut unum sint“ und dem neu gefassten Ökumenischen Direktorium hat er Maßstäbe gesetzt. Er hat zugleich darin ökumenische Chancen aufgezeigt, die noch lange nicht ausgeschöpft sind.

Als einen Höhepunkt der ökumenischen Entwicklung in seiner Amtszeit sehen wir die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, die am Reformationstag 1999 in Augsburg von beiden Seiten feierlich bestätigt wurde. Wir wissen um das Verdienst Papst Johannes Paul II. zu diesem bedeutsamen Schritt auf dem Weg zur Gemeinschaft unserer Kirchen. Die große ökumenische Feier zur Eröffnung der Gebetswoche für die Einheit der Christen im Jahr 2000 in Rom hat vor aller Welt deutlich gemacht, wie ihm diese Einheit persönlich am Herzen lag.

Auch wenn wir in manchen Fragen eine andere Auffassung zu vertreten haben als der heimgerufene Papst, mindert dies nicht die hohe Wertschätzung für einen großen Diener in der Kirche Jesu Christi.

Mit unseren römisch-katholischen Glaubensgeschwistern befehlen wir den Heimgegangenen der Gnade und Liebe unseres Gottes, und mit ihnen verbindet uns die Hoffnung auf die Auferweckung von den Toten, die Christus auch Johannes Paul II. erworben hat. In dieser Hoffnung mögen alle getröstet werden, die um ihn trauern.“

Hannover, 03. April 2005

Udo Hahn
Pressesprecher