Erklärung zum Tod von Papst Johannes Paul II.

KEK-Generalsekretär Keith Clements

Konferenz Europäischer Kirchen (KEK)

03. April 2005

Mit der Nachricht vom Tod des  Papstes  Johannes Paul II. schliesst sich die Konferenz  Europäischer Kirchen (KEK) Christen aller Traditionen auf der ganzen  Welt an, die sich nun in Gebet und Gedanken an Gott wenden, den Gott allen Trostes. Ein Leben und Dienst von  epochemachender Bedeutung für die heutige Christenheit ist damit ihrem irdischen Ende zugegangen. Die letzten Jahre der zunehmenden  physischen Belastung und des Leidens sind jetzt einem gnädigen Ende zugeführt worden, getragen von der Gnade dessen, der uns erneut sagt :“Ich bin die Auferstehung und das Leben.” Wir in der KEK gedenken besonders unserer Brüder und Schwestern in der römisch-katholische Kirche in ihrem schmerzlichen Verlust. Aber wir schliessen uns auch ihren Gebeten an, mit denen sie danken für die Gnade, die wir durch das Leben und Zeugnis von Johannes Paul II. erfahren haben.

Für die Kirchen und Völker Europas war Johannes Paul II. eine Persönlichkeit von ganz besonderer Bedeutung. Als Sohn Polens hat er in seinem Leben so viel von der durch Krieg und Unterdrückung verursachten tragischen Erfahrung im 20. Jahrhundert mitgetragen, zunächst unter der Nazibesatzung und dann unter dem kommunistischen  Totalitarismus. Angesichts dieser Erfahrungen hat er auch den feinsten Geist des europäischen Christentums verkörpert, indem er Kompromisse in seinem Glauben und seiner Menschlichkeit ablehnte. Als Leiter der römisch-katholischen Kirche in Polen hat er sich für Freiheit und Menschenrechte sowohl in seinem Heimatland als auch im übrigen Osteuropa eingesetzt. Er hat sich einen sicheren Platz in der Geschichte des Wandels in Europa während des letzten Vierteljahrhunderts erworben. Dies gilt auch für seine lange Amtszeit als Papst, während der er die Sache der grösseren europäischen Einheit und den Bau eines “gemeinsamen europäischen Hauses” gefördert hat, in dem Christen aus Ost und West zusammen leben können.

Kein Aspekt seines Zeugnisses wurde unter allen  Christen und Menschen guten Willens mehr geschätzt als sein ständiger Aufruf zum Frieden in der Welt. Dieser Aufruf wurde unterstrichen durch seine weiten Reisen und seine Fähigkeit, seine Überzeugungen  so bemerkenswert persönlich, sogar bei den grössten öffentlichen Versammlungen und vor allem gegenüber jungen Menschen, zu vermitteln.

Während der Jahre des Pontifikats von Johannes  Paul II. sind sich die Kirchen  Europas auf vielen Ebenen sehr viel näher gekommen.  Wir in der KEK haben uns über die zunehmende Zusammenarbeit mit dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) gefreut, die ohne die Ermutigung des Papstes nicht möglich gewesen wäre. Gerne erinnern wir uns noch an die Anlässe, bei denen wir als brüderliche Delegierte auf den Sondersynoden der Europäischen Bischöfe  in Rom 1991 und 1999 eingeladen waren und unsere Vertreter von Seiner Heiligkeit persönlich empfangen und eingeladen wurden. Bei diesen Gelegenheiten und als die Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses KEK-CCEE von ihm 1998 in Rom empfangen wurden, waren wir beeindruckt von der Aufrichtigkeit seines Wilkommensgrusses, seiner in der Freundschaft geäusserten Spiritualität und seiner Bekräftigung, dass es für die ökumenische Reise keine Alternative gibt.

Diese und andere Beispiele seiner Unterstützung beim Bau von Brücken zwischen der römisch-katholischen Kirche und den anderen Kirchen waren wichtige Zeichen der Hoffnung für uns, trotzdem weiter tiefe theologischen Unterschiede bestehen und neue Probleme und Frustrationen auf dieser ökumenischen Reise in den letzten Jahren aufgetaucht sind. Die Hoffnung enttäuscht uns nicht, wie der Apostel Paulus sagt.

In einer Zeit wie dieser vermischen sich natürlich das direkte Gefühl des Verlusts und der Ungewissheit mit der Erinnerung und den Gedanken an die Vergangenheit. Eine grosse Persönlichkeit unserer Welt hat uns verlassen. Aber es ist auch eine Zeit, in der wir in Glaube und Hoffnung auf den Gott aller Zeiten blicken, dessen Gnade ohne Ende ist und dessen Reich kommen wird. Unsere Gebete für die römisch-katholische Kirche schliessen auch diejenigen ein, die jetzt die feierliche Aufgabe erhalten, einen Nachfolger von Papst  Johannes Paul II. zu wählen. Sicherlich wissen sie, dass sie in Gedanken und Gebeten von allen  Christen begleitet sind, die darauf hoffen, dass  “die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens ” in unserer Zeit gestärkt werde. Mögen sie zu diesem Zwecke vor allem die Gegenwart, die Kraft und die Leitung des  Heiligen Geistes erfahren, wenn sie sich um diese Entscheidung von so grosser Tragweite für ihre eigene Kirche, für die Hoffnungen aller Christen und für den Frieden und das Wohl der ganzen Menschheit bemühen.

Die Gnade unseres Herrn  Jesus Christus, die Liebe  Gottes und die Gemeinschaft des  Heiligen Geistes sei mit uns allen!

Pfr. Dr  Keith Clements
Generalsekretär der KEK

Genf, 03. April 2005

Büro für Kommunikation der KEK