Tiefe Sorge um menschliche Opfer

Entwicklungswerke zum Irak-Krieg

Diakonisches Werk der EKD (DW)

Irak-Krieg: Tiefe Sorge um menschliche Opfer und politische Folgen

Die Entwicklungsorganisationen „Brot für die Welt“, der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und das bischöfliche Hilfswerk MISEREOR sind bestürzt über die Entscheidung der USA und anderer Staaten, einen Angriffskrieg gegen den Irak zu beginnen. Die politisch Verantwortlichen missachteten den Friedenswillen der überwältigenden Mehrzahl der UN-Mitglieder und der Weltöffentlichkeit. Die Entwicklungswerke bedauern, dass die zahlreichen Friedensappelle wie der des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) oder des Papstes bei den für diesen Krieg Verantwortlichen kein Gehör gefunden haben.

Ebenso haben die drei kirchlichen Hilfswerke bereits im Vorfeld des Waffenganges in ihrer Erklärung „Nein zum Krieg“ vor den katastrophalen Folgen einer militärischen Intervention im Irak gewarnt. Die Entwicklungsorganisationen appellieren jetzt an diejenigen Regierungen, die sich bislang gegen einen Krieg im Irak ausgesprochen haben, gerade jetzt bei einem Nein zu bleiben und sich weder direkt noch indirekt am Krieg zu beteiligen. „Stattdessen fordern wir sie dazu auf“, sagt der EED-Vorsitzende Konrad von Bonin, „sich mit aller Kraft dafür einzusetzen, dass nach Beginn des Kriegs das Völkerrecht nicht noch weiter verletzt wird.“

Ferner fordern die Entwicklungsorganisationen die Kriegsparteien auf, zivile Opfer unter der Bevölkerung unter allen Umständen zu vermeiden. Auch muss die Neutralität der humanitären Hilfe sicher gestellt werden, indem die Rolle der UN-Organisationen bei deren Koordination gestärkt und nicht von der US-Regierung  unterlaufen wird. Hilfsorganisationen müssen ohne Einschränkung ungehinderten Zugang zur notleidenden Bevölkerung bekommen. Dem widersprechen manche Ankündigungen und Vorbereitungen der USA. „Von den Nachbarstaaten des Iraks erwarten wir, dass sie ihre Grenzen für Kriegsflüchtlinge öffnen“, sagt die Direktorin von „Brot für die Welt“, Cornelia Füllkrug-Weitzel. „Es muss in der Kriegszeit besonderes Augenmerk darauf gerichtet werden, dass die Menschenrechte weltweit und besonders in den Nachbarregionen gewahrt bleiben.“ Die kirchlichen Entwicklungswerke fürchten eine Zunahme an Menschenrechtsverletzungen, die im Schatten des Antiterrorkampfes bereits seit dem 11. September 2001 besonders im Nahen Osten begangen werden.

„Unsere Partnerorganisationen von Nigeria über den Nahen Osten bis nach Pakistan und Indonesien weisen im Übrigen darauf hin, dass Christen in ihren Ländern aufgrund des Kriegs der USA gegen den Irak verfolgt werden“, sagt Prof. Dr. Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer von MISEREOR. „Zu der bestehenden Kluft zwischen Reich und Arm kommt die Kluft zwischen der islamischen Welt und der westlichen hinzu“, so Sayer weiter, „das immense Leiden der irakischen Bevölkerung darf sich nicht auf andere Regionen der Welt ausdehnen.“ Die Entwicklungsorganisationen sind in tiefer Sorge über eine Eskalation von Konflikten in vielen Teilen der Welt, in denen die Religion  instrumentalisiert werden könnte, um Krisen zu verschärfen.

Die Entwicklungsorganisationen weisen erneut auf die langfristigen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Schäden aller Kriege hin, welche die Erfolge der langjährigen Entwicklungszusammenarbeit zunichte machen. Dies wird allzu schnell von den externen Kriegsparteien und der Weltöffentlichkeit vergessen. Sie appellieren an die Bundesregierung, nicht vorschnelle Wiederaufbauzusagen im Irak für die Zeit nach dem Krieg zu machen. „Die USA und andere beteiligte Staaten müssen für die Schäden, die sie durch ihre Kriegshandlungen ohne völkerrechtliches Mandat verursachen, aufkommen“, so Füllkrug-Weitzel.

Stuttgart/Bonn/Aachen, 20.03.2003
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