Landesbischof Kähler gegen Studiengebühren: „Anforderungen an jüngere Generation im Zusammenhang betrachten“
„Studiengebühren verkappte Steuer“
Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen
13. Januar 2004
Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, Christoph Kähler, hat sich angesichts der gegenwärtigen Studentenproteste und der Diskussion um Mittelkürzungen für Hochschulen gegen Studiengebühren ausgesprochen: „Die Frage nach der Einführung von generellen Studiengebühren muss im Zusammenhang mit allen Anforderungen, die die Gesellschaft an die Generation der jetzt Studierenden stellt, bewertet werden.“
So verlange die Sozialpolitik von den Absolventenjahrgängen die Absicherung der gegenwärtigen Renten und zugleich eine eigene Altersvorsorge. Die Familienpolitik erwarte, dass möglichst nach der Berufsausbildung Familien gegründet werden. Gleichzeitig scheine es wirtschaftspolitisch geboten, dass Berufsanfänger auf einem europäisierten Markt zunehmend flexibel und mobil sind. „Im einzelnen sind die Erwartungen an die Nachwachsgeneration plausibel. In der Summe führen sie zu einer Überforderung. Vor diesem Hintergrund spreche ich mich gegen generelle Studiengebühren aus. Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Debatte und ein Gesamtkonzept über die der jüngeren Generation zugedachten und vor allem zumutbaren Lasten und Pflichten“, sagte Kähler.
Kähler sieht zudem in den Studiengebühren kein Mittel, das Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrpersonal an deutschen Hochschulen von derzeit 1:12 bis 1:15 dem US-amerikanischen Vorbild von 1:5 anzunähern. Angesichts der Finanznot der Länder und des Bundes müsse befürchtet werden, daß bei der Erhebung von Studiengebühren die staatlichen Hochschuletats entsprechend gekürzt werden. Die Studiengebühren würden dann in den Landeshaushalt fließen, ohne daß das Lehrpersonal aufgestockt würde. „Damit wären Studiengebühren eine verkappte Steuer, die Studierende und deren Eltern aufzubringen hätten.“
Eisenach, 13. Januar 2004
Ralf-Uwe Beck
Pressesprecher
