Diplomatische Möglichkeiten nicht ausgeschöpft

Bischof Huber schreibt an Gemeinden

Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg

20. März 2003

"Liebe Schwestern und Brüder,

mit dem militärischen Angriff auf den Irak sind die Bemühungen um eine politische Lösung des Irakkonfliktes abgebrochen worden. Ohne ein Mandat der Vereinten Nationen wird unter Führung der amerikanischen Regierung militärische Gewalt eingesetzt. Tausende Opfer in der Zivilbevölkerung werden zu beklagen sein. Flüchtlingsströme, Hunger, Elend und Not werden dem Bombardement folgen. Die diplomatischen Möglichkeiten wurden nach Überzeugung vieler Vertreter im UNO-Sicherheitsrat nicht ausgeschöpft. Bei aller darin begründeten Kritik an der Entscheidung der US-Regierung ist nicht vergessen: Die Ursache des Irak-Konflikts liegt im Bemühen von Saddam Hussein, über Massenvernichtungswaffen zu verfügen. In der Hand eines Diktators sind solche Waffen ein unkalkulierbares Risiko für unsere Welt. Aber über alle Grenzen hinweg sind Christen in der Gewissheit verbunden, dass die Antwort auf diese Situation nicht in einen Teufelskreis der Gewalt führen darf, der das Leiden der betroffenen Menschen vermehrt, statt es zu beenden. Deshalb halten wir uns auch in diesen Tagen an das Wort des Apostels Paulus:  „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12,21).

Seit mehreren Wochen versammeln sich in vielen Gemeinden unserer Kirche und weit darüber hinaus Menschen zum Friedensgebet. Die Angst vor einem neuen Krieg, die Furcht vor Terroranschlägen und die Bitte um eine friedliche Beilegung des Irakkonfliktes hat Tausende von Christinnen und Christen im Gebet vereint. Ich bitte Sie auch für die kommenden Tage und Wochen: öffnen Sie die Kirchen und laden Sie in Ihren Gemeinden dazu ein, die Klage über diesen Krieg vor Gott zu bringen, für die Opfer zu beten und Gott um eine schnelle Beendigung des Krieges zu bitten. Viele Menschen warten auf diese Möglichkeit.

Die Diakonie-Katastrophenhilfe und ihre Partnerorganisationen engagieren sich im Irak und seinen Nachbarstaaten, um Hunger zu stillen, Wunden zu versorgen und Not zu lindern. Herzlich bitte ich Sie um Ihre Unterstützung dieser Arbeit. Kollekten und Spenden an die Diakonie-Katastrophenhilfe unter dem Kennwort "Irak" - Konto 502 707 bei der Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70 sind herzlich und dringend erbeten.

Mit herzlichen Segenswünschen zur Passionszeit grüßt Sie im Gebet um eine schnelle
Beendigung dieses Krieges

Ihr
Wolfgang Huber

Berlin, 20. März 2003
Reinhard Lampe
Pressesprecher