Streit um Karikaturen "beängstigend"

Kirchenpräsident Cherdron: Religion nicht mit Gewalt verteidigen

Evangelische Kirche der Pfalz

07. Februar 2006

Kirchenpräsident Eberhard Cherdron hat die derzeitigen Auseinandersetzungen in der islamischen Welt um die Mohammed-Karikaturen einer dänischen Zeitung als "beängstigend" bezeichnet. In einem Interview mit dem SWR am Montag (6.2.2006) erklärte Cherdron, die vom Grundgesetz geschützte Pressefreiheit gelte zu Recht als ein "hohes Gut". Wer immer sein religiöses Gefühl durch künstlerische Darstellungen verletzt sehe, habe die Möglichkeit, auf dem Rechtsweg dagegen vorzugehen. "Gerade weil uns Menschenwürde und Meinungsfreiheit so wichtig sind, führen wir die Auseinandersetzungen um diese Fragen mit Worten, nicht mit brutaler Gewalt."

Es gebe sicher viele Muslime, die das gewaltsame Vorgehen der aufgebrachten Mengen im Iran, in Ägypten und Indonesien ablehnten. Auf der anderen Seite böte die Veröffentlichung der Karikaturen, die von vielen als Beleidigung Mohammeds empfunden würden, radikalen Islamisten einen Vorwand, den Kulturkonflikt auch aus politischen Gründen auf die Spitze zu treiben.

"Auch Christen haben in ihrer Geschichte lernen müssen, mit solchen Situationen gelassen umzugehen. Die ersten Darstellungen Jesu am Kreuz waren als Verhöhnung des christlichen Glaubens gemeint. Aber keiner Religion wird damit gedient, dass man sie mit Gewalt gegen Menschen und Sachen verteidigt", führte der Kirchenpräsident weiter aus.

Jeder Christ sei zu einem "verantwortlichen Umgang mit dem, was dem Glauben heilig ist" und zu "Respekt vor Symbolen anderer Religionen" angehalten. Niemand dürfe aber erwarten, dass ein säkularer Rechtsstaat von seinen Bürgern die Befolgung religiöser Gebote erzwingen solle.

Speyer, 07. Februar 2006

Pressestelle