Ökumenisches Friedensgebet

Landesbischof Friedrich und Kardinal Wetter

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Nach dem Ausbruch des Krieges im Irak:
Alle christlichen Kirchen beten in Sorge um die Zukunft für den Frieden

Landesbischof Friedrich und Kardinal Wetter laden zum ökumenischen Friedensgebet ein

München. Nach Beginn der militärischen Aktionen im Irak haben der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, und der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Friedrich, zu einem ökumenischen Friedensgebet aufgerufen. In Sorge um die Zukunft, angesichts zerbrochener Hoffnung auf Frieden und verbunden mit allen, die vom Tod bedroht und auf der Flucht sind, haben Wetter und Friedrich für heute

Donnerstag, 20. März, um 19.00 Uhr in den Münchner Liebfrauendom

eingeladen.

Die Bitte um Frieden richte sich an Gott, der allein die Welt zum Frieden führen könne. Das Gebet soll auch die Gläubigen aller Religionen in ihrem gemeinsamen Dienst am Frieden stärken, heißt es in einem Aufruf, der von allen Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern (AcK) mitgetragen wird.

An der Liturgie des Wortgottesdienstes wirken Geistliche von Kirchen mit, die besonders in den Vereinigten Staaten und im Irak präsent sind: Pfarrer Thomas Pellaton von der anglikanischen Episkopalkirche, Pastor Reiner Kanzleiter von der evangelisch-methodistischen Kirche und Peter Patto, Pfarrer der in München lebenden chaldäischen Christen. Sie gehören einer im Irak lebenden religiösen Minderheit von etwa 500.000 Gläubigen an.

Andrea Stocker
Pressesprecherin


Ansprache von Landesbischof Friedrich:

Wir erleben den Ausbruch des Krieges im Irak. Millionen von Menschen in aller Welt haben gehofft, dass es nicht dazu kommen werde. Millionen Christen in aller Welt hatten um Frieden gebetet. Nun haben wir Krieg. Die Warnungen und Mahnungen der Kirchen haben ihn nicht abgewendet. Die Gebete haben ihn nicht verhindert. Unsere Herzen erschrecken, und viele von uns fürchten sich.

In dieser Lage wenden wir uns zu Gott. Wir klagen Gott unseren Schmerz über diesen Krieg. Es ist gut, dass wir ihm klagen können: unser Nichtverstehen und unsere Angst, unser Mitgefühl, aber auch unsere Fragen, warum unsere Gebete nicht das erreicht haben was wir wollten. Es ist gut, dass wir mit unserem Nichtverstehen, unserer Angst, mit unseren Fragen und unserem Mitgefühl nicht allein und nicht uns selbst überlassen bleiben.

Die, die den Marschbefehl heute Nacht gegeben haben, sagen: Die Diplomatie sei an ihr Ende gekommen. Alle politischen Möglichkeiten wären ausgeschöpft. Nun bleibe uns nichts anderes mehr als der Krieg. Es fällt mir schwer, diese Argumentation zu verstehen.

Auch die Kirchen wissen: Es kann ein äußerster Punkt erreicht sein, wo um des Friedens willen zum Mittel der Gewalt gegriffen werden muss, wo man schuldig werden kann, wenn man keine Gewalt anwendet und deswegen andere Menschen sterben müssen. Ob dieser Punkt im Falle des Irak erreicht war, darüber gehen die Meinungen der Politiker auseinander. Ich meine: Nein!

Die Kirchen sind sich einig: Es gibt nie eine biblisch-theologische Rechtfertigung für den Krieg. Es gibt, zumal im Zeitalter von Massenvernichtungswaffen, keinen gerechten Krieg. Krieg soll um Gottes willen nicht sein. Wer zum Mittel des Krieges greift, trifft eine einsame Entscheidung und lädt eine sehr hohe Verantwortung und Schuld auf sich.

In dieser Stunde haben die Menschen im Irak unsere Fürbitte und unser Gebet nötig, die Kinder und die Alten, die Männer und die Frauen. Sie haben schreckliche Angst und sind wehrloses Ziel einer hochtechno-logischen Militärmaschinerie. Wir beten aber auch für die Menschen in Amerika: für die vielen Christinnen und Christen dort, die gegen diesen Krieg sind, aber auch für die Soldaten, die in diesen Krieg ziehen müssen und dabei ihr Leben gefährden, und deren Familien.

Unser Gebet nötig haben schließlich alle, die Einsatzbefehle geben, alle, die nun an den Schaltknöpfen ferngelenkter Waffen sitzen: dass sie nicht verdrängen, dass es um Menschenleben geht. Menschen sind keine Kollateralschäden. Jeder Mensch ist ein von Gott geliebtes und gewolltes Wesen. Politische Ziele dürfen nicht über Leichen erreicht werden.

Unsere Gebete werden nicht umsonst sein. „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“. Christus lässt uns seinen Frieden. Durch ihn ermutigt, rufen wir zu Gott und klagen ihm unseren Schmerz. Zu ihm lasst uns beten.