Plädoyer für Wahrhaftigkeit im Angesicht des Kreuzes

„Im Namen Gottes mutig einsetzen!“ / Sudan und China als aktuelle Beispiele

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

24. März 2005

Zu „Wahrheit und Wahrhaftigkeit im Angesicht des Kreuzes Jesu“ hat die oberbayerische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler im Gottesdienst am Karfreitag in der Münchener St.-Lukaskirche (10.00 Uhr) aufgerufen. Die biblischen Passionsgeschichten zeigten, dass unter dem Kreuz „Scheitern und Sehnsucht, Lüge und Ehrlichkeit, Brutalität und Empfindsamkeit von Menschen“ sichtbar würden, so Breit-Keßler in ihrer Predigt. Damit sei nicht allein eine historische Realität beschrieben worden, sondern die Wirklichkeit menschlichen Lebens zu allen Zeiten, sagte die Ständige Vertreterin des bayerischen Landesbischofs.

Der Karfreitag mit der Erinnerung an die Kreuzigung des Heilands konfrontiere mit der Frage nach dem persönlichen Mut, „vor Gott und den Menschen ehrlich zu sein und Verantwortung zu tragen“. Breit-Keßler zeigte sich überzeugt: „Die Botschaft des Karfreitag ist keine, die sich auf innerlich-religiöse Besinnlichkeit beschränken lässt.“ Die Regionalbischöfin erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass im Sudan Hunderttausende von Menschen gleichsam vor den Augen der Weltöffentlichkeit ermordet worden seien: „Das ist ein himmelschreiender Skandal“. Der UN-Sicherheitsrat und die Europäische Union machten sich durch ihre Uneinigkeit daran mitschuldig, dass jeden Tag weitere Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit von einem verantwortungslosen Regime und räuberischen Milizen begangen würden.

Scharfe Kritik an Schröders Chinapolitik

Scharfe Kritik äußerte die Regionalbischöfin an der aktuellen Diskussion über eine Lockerung des EU-Waffenembargos gegenüber China, für die sich Bundeskanzler Schröder wiederholt ausgesprochen hatte. Eine Politik, die aufgrund ökonomischer Interessen bereit sei, Waffenexporte an Diktaturen zu billigen, „stellt sich auf die Seite der Diktatoren“ und „verhöhnt deren Opfer“. Breit-Keßler wies darauf hin, dass nach Angaben von Amnesty international in China unzählige Menschen aus politischen Gründen ihrer Freiheit beraubt, misshandelt und gefoltert würden. Die Zahl der Todesurteile gehe in die Tausende. Im Blick auf Tibet und auf Taiwan agiere die chinesische Regierung unverhohlen mit der Androhung militärischer Gewalt. Die Wahrheit im Angesicht des Kreuzes erfordere es, das vielfältige Leiden von Menschen im Bewusstsein zu halten und sich im Namen Gottes mutig für eine Völkergemeinschaft einzusetzen, die von Frieden und Mitmenschlichkeit regiert werde, so Breit-Keßler.

München, 24. März 2005

Markus Hepp
Pressesprecher