Prominente Referenten und historische Highlights im Jubiläums-Jahr

Programm „475 Jahre Protestation“ setzt wichtige Akzente

Evangelische Kirche der Pfalz

17. Februar 2004

Informativ und unterhaltsam, akzentuiert und fundiert – so präsentiert sich das Programm der Pfälzischen Landeskirche im Jubiläumsjahr. 475 Jahre Protestantismus und 100 Jahre Gedächtniskirche werden 2004 mit einer bunt gemischten, für jede Altersgruppe und jede Glaubensrichtung interessanten Veranstaltungsreihe gefeiert. „Mit der Erinnerung an das Taufdatum des Protestantismus wollen wir in breiter und verständlicher Weise Akzente setzen. Der Protestantismus zeigt bis heute, dass der christliche Glaube aus ganz eigener, fester Überzeugung gelebt werden muss“, betont Kirchenpräsident Eberhard Cherdron. „Mit unseren Veranstaltungen im Jubiläumsjahr wollen wir auch zeigen: Das Christentum lebt und ist nicht tot.“ Oberkirchenrat Dr. Klaus Bümlein unterstreicht: „Es geht uns darum, den Protestantismus als gesellschaftliche und kirchlich profilierte Kraft der Gegenwart zu zeigen“. Den Auftakt in das Jubiläums-Jahr macht eine Symposiums-Woche vom Montag, 19. bis Sonntag, 25. April 2004. Der 19. April vor 475 Jahren gilt als die Geburtsstunde des Protestantismus, als auf dem zweiten Speyerer Reichstag sechs Fürsten und 14 Städte gegen die Ächtung Luthers, seiner Schriften und Lehre protestierten und für die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens eintraten.

Mit dem Journalisten, Publizisten und Theologen Peter Hahne hat die Landeskirche einen ebenso kompetenten wie prominenten Redner für den Festvortrag am Montag, 19. April, gewonnen. „Wissen, was trägt – Protestantismus für Leute von heute“ hat der ZDF-Moderator seinen Vortrag, den er um 20 Uhr in der Gedächtniskirche halten wird, betitelt. Damit legt er ein klares Bekenntnis zum christlichen Glauben ab: „Wenn jemand auf der Höhe der Zeit ist, dann die Christen. Denn die Nachrichten von heute sind ja bereits morgen von gestern“. Topaktuell sei die uralte Botschaft der Bibel, sagt Hahne. „Mir geht es am 19. April darum, dass Christen nicht die letzten Fußkranken der Völkerwanderung sind, sondern Leute von heute mit Zukunft.“ (Wortlaut eines Interviews mit Peter Hahne im Anschluß an diese Pressemitteilung)

Kirchenpräsident Eberhard Cherdron ist davon überzeugt dass „Peter Hahne auf zeitgenössische Weise das Symposium zum Protestantismus eröffnen“ wird. Zuvor findet am Montag, 19. April, 16 Uhr, der offizielle Auftakt mit Empfang beim Oberbürgermeister der Stadt Speyer, Werner Schineller, statt. Dass es gelungen sei, die Vertreter der meisten Städte, die vor 475 Jahren an der Protestation beteiligt waren, einzuladen, sieht der Kirchenpräsident als Beleg dafür, welche Bedeutung die Städte-Vertreter ihrer protestantischen Geschichte beimessen. „Es werde etwas sichtbar von der früheren Zusammengehörigkeit“, die bis in den Schweizer Raum hineinreichte.

Kirchenpräsident Eberhard Cherdron freut es auch besonders, dass Kardinal Karl Lehmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und ein sehr profilierter und prominenter Vertreter der katholischen Kirche, den Protestantismus beleuchten wird. Ein katholischer Beitrag hätte bei der 400-Jahr-Feier 1929 noch als unmöglich gegolten, erinnert der Kirchenpräsident. „Heute wollen wir uns nicht mehr gegeneinander profilieren. Wir ergänzen uns und können von einander lernen.“ Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann spricht am Donnerstag, 22. April, 20 Uhr, in der Gedächtniskirche über „Zur Bedeutung des Protestantismus aus katholischer Sicht heute“.

Über „Baugestaltung und Ausstattung der Gedächtniskirche“ referiert am Dienstag, 20. April, 10 Uhr, Dekan i. R. Klaus Böhm. Der Vortrag in dem Gotteshaus, das vor 100 Jahren als Denkmal des Weltprotestantismus erbaut wurde, wird am Donnerstag, 22. April, 16 Uhr, wiederholt.

Ein weiteres Highlight des Symposiums zum Auftakt des Jubiläums-Jahres ist der Beitrag von Prof. Dr. Irene Dingel (Mainz), die auf Einladung des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte und des Vereins Pfälzischer Pfarrerinnen und Pfarrer den historischen Hintergrund des Datums beleuchtet, das vor 475 Geschichte schrieb. „Die Protestation von 1529“ heißt ihr Vortrag am Freitag, 23. April, 17 Uhr, im Historischen Ratssaal der Stadt Speyer.

Hochkarätig besetzt: Das eigentliche Symposium „Protestantismus als Kritik und Gestaltung“ am Samstag, 24. April, 14 bis 18 Uhr, im Historischen Ratssaal der Stadt Speyer. Auf dem Podium diskutieren Prof. Dr. Hans Joas, Soziologe, Leiter des Max-Weber-Instituts, Universität Erfurt/Chicago; Dr. Ulrich Fischer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Baden; Friedrich Schorlemmer von der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, Wittenberg sowie Prof. Dr. Elisabeth Parmentier, Faculté de Théologie Protestante, Université Strasbourg. Die Moderation hat Volker Hörner von der Evangelischen Akademie der Pfalz.

Den Festgottesdienst zum Abschluss der Symposiums-Woche am Sonntag, 25. April, 10.30 Uhr, in der Gedächtniskirche hält der Theologe Friedrich Schorlemmer, Studienleiter an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt. Der Gottesdienst wird vom SWR-Fernsehen übertragen.

Zum glanzvollen Rahmenprogramm der Symposiums-Woche zählen ein Oratorienkonzert und zwei Ausstellungen. Das Konzert mit der Pfälzischen Singgemeinde und den Prager Philharmonikern findet am Samstag, 24. April, 20 Uhr, in der Gedächtniskirche, statt. Die Leitung hat Landeskirchenmusikdirektor Udo-R. Follert. „Die Gedächtniskirche – Denkmal protestantischer Erinnerungskultur“ wird vom 22. April bis 29. Oktober im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz (Domplatz 6, Speyer) gezeigt. Kontakt: 06232/667-180, E-Mail: archiv@evkirchepfalz.de . Zur Eröffnung der Ausstellung „Protestantische Kirchenlandschaften in der Pfalz“ mit Arbeiten von Alexander Dettmar am Sonntag, 18. April, 17 Uhr, in der Speyerer Heilig-Geist-Kirche, spricht Dr. Reinhard Valenta (Wehr).

Zusatz-Information: „Protestantisch. Pfälzisch. Profiliert. 475 Jahre Protestation, 100 Jahre Gedächtniskirche Speyer“ im Internet: www.protestantisch2004.de



Interview mit Peter Hahne: „Wir brauchen Christen, die identifizierbar sind und sich nicht feige verstecken. Leute wie Luther.“

Der TV-Moderator, Publizist und Theologe Peter Hahne steht für ein klares Bekenntnis zum Christentum. „Bleibend aktuell ist die Bibel, die gute Nachricht in einer Welt so vieler schlechter“, lautet sein Bekenntnis. Im Vorfeld seines Auftritts als Festredner zum Protestations-Jubiläum in Speyer führte Christine Keßler-Papin ein Interview mit dem Stellvertretenden Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin. Hahne ist mit zahlreichen Veröffentlichungen und Auftritten zu theologischen Themen in Erscheinung getreten. Er ist Kolumnist, Bestsellerautor und durch das ZDF einem Millionenpublikum bekannt. Peter Hahne ist seit 1992 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.

„Wissen, was trägt – Protestantismus für Leute von heute“: Wie kamen Sie auf diesen Titel für Ihren Vortrag am 19. April in der Speyerer Gedächtniskirche?

Gerade bei einem solchen Jubiläum darf es nicht um bloßen Rückblick gehen. Wir sind ja als Christen kein Jesus-Gedächtnisverein und die Kirche ist kein Museum. Wenn jemand auf der Höhe der Zeit ist, dann die Christen. Denn die Nachrichten von heute sind ja bereits morgen von gestern. Topaktuell ist die uralte Botschaft der Bibel. Mir geht es am 19. April darum, dass Christen nicht die letzten Fußkranken der Völkerwanderung sind, sondern Leute von heute mit Zukunft.

Auf einen kurzen Nenner gebracht: Was bedeutet Ihnen der Begriff „Protestantismus“?

Glauben praktisch leben, nicht nur dogmatisch lehren. Wissen, was trägt. Protestantismus bedeutet auch: freier Zugang zu Gott ohne die Vorbedingung eines frommen Lebens. Wer vor Gott knien kann, kann vor Menschen gerade stehen. Weder Weltflucht noch Weltsucht sind gefragt, sondern Weltverantwortung.

Sie sind Journalist, TV-Moderator, Publizist, Theologe. Als was sehen Sie sich am ehesten? An welcher Berufsbezeichnung liegt Ihnen am meisten?

Alles gehört irgendwie zusammen. Journalisten und Prediger haben viel gemeinsam: Sie wollen eine wichtige Nachricht an den Mann und die Frau bringen, müssen also sauber recherchieren, verständlich formulieren, packend präsentieren, um die Adressaten zu interessieren, vielleicht sogar zu faszinieren. Mir geht es darum, in meinen Büchern und Vorträgen mitten im aktuellen Alltag die Attraktivität der christlichen Botschaft zu demonstrieren.

Sie werben in Ihren viel beachteten Vorträgen und Beiträgen für „Rückbesinnung auf den Glauben“. Wieso ist es gerade jetzt dafür höchste Zeit?

Weil unsere rat- und rastlose Zeit fieberhaft nach Orientierung, Maßstäben und Werten sucht. Für die brennenden Zukunftsfragen wie Wirtschafts- und Wissenschaftsethik ist es höchste Eisenbahn, wieder Licht in den Tunnel der allgemeinen Verunsicherung zu bringen. Gerade junge Menschen wollen wissen, was wirklich trägt und zählt, was wichtig im Leben ist und woran man sich halten kann. In einer Welt der leeren Worte und Versprechungen zählt nur das Feste und Echte.

Wofür steht „Glaube, Liebe, Hoffnung“?

Nur mit diesem biblischen Dreiklang ist harmonisches Leben möglich. Ohne Glauben fehlt der letzte Halt und Trost. Ohne Liebe werden wir eine eiskalte Gesellschaft von Egomanen. Und Hoffnung ist wie der Sauerstoff fürs Leben, ohne den nur Verzweiflung bliebe. Jede lebendige Hoffnung gestaltet die Gegenwart, deshalb ist sie lebensnotwendig.

Sie proklamieren das Ende der Spaßgesellschaft. Welches sind die Werte und Vorbilder, an die wir (Protestanten) wieder glauben müssen?

Wir müssen endlich weg von einer bloßen Stimmungs- und Zuschauerdemokratie. Der Rückzug ins Private, in die Scheinwelt der Superstars und Dschungel-Camper, zerstört unsere Gesellschaft. Deshalb brauchen wir Christen, die identifizierbar sind und sich nicht feige verstecken. Leute wie Luther. Werte wollen nämlich nicht als Worte erfahren werden, sondern als Begegnung. Vorbilder statt Vorschriften sind gefragt.

Kennen Sie die Stadt Speyer, die seit dem 19. April 1529 als die Geburtsstätte des Protestantismus gilt?

Die katholische Seite ist mir durch viele Besuche des Domes bekannt, zuletzt bei der ergreifenden Trauerfeier für Hannelore Kohl. Vor vielen Jahren habe ich Vorträge in der Evangelischen Stadtmission gehalten, auf die mich die inzwischen erwachsenen Jugendlichen heute noch ansprechen. Ich kenne kaum eine Stadt, die Geschichte und Gastronomie, Tradition und Tourismus so perfekt verbindet wie Speyer.