Unserem Suchen eine Richtung geben

Osterwort von Bischof Axel Noack

Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

19. März 2008

Der Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, stellt in seinem diesjährigen Wort zum Osterfest das Suchen in den Mittelpunkt seiner Betrachtung:

„Es gibt Leute, die sind ihr ganzes Leben am Suchen, und zwar nicht nur nach Schlüsselbund oder Geldbörse. Und glaubt man den Zeitungen, so ist ein großer Teil der Bevölkerung dauernd auf der Suche nach irgendwelchen Schnäppchen. Andere sollen dagegen vor allem mit der Suche nach Schlupflöchern, z.B. für die Steuer beschäftigt sein. Daneben gibt es die Suche nach Sinn und Glück oder auch nur danach einfach „Spaß zu haben“. In unseren Breiten kann das Suchen sogar als schick gelten. Ich muss ja nicht unbedingt finden. Leicht lässt es sich auf eine „Dauersuche“ einrichten, denn da muss ich mich ja auch nicht festlegen: auf eine Überzeugung, auf einen Partner auf eine Partei usw.

Frage ich nach Rat und Orientierung erhalte ich die gängige schulterzuckende Allerweltsantwort: Das muss doch jeder für sich selbst entscheiden. Also bleibe ich ein Suchender, der nie wirklich findet.

Unser Osterfest hat es mit „Suchen“ zu tun, nämlich die Suche der Ostereier. Kinder erfahren dabei manchmal elterliche Hilfe indem sie mit „kalt, schon wärmer, heiß...“ usw. zum Versteck geleitet werden. Denn in der Tat: Das Osterfest gibt unserem Suchen eine Richtung. Die Bibel berichtet davon, dass die Frauen am Ostermorgen, die traurig zum Grab des getöteten Jesus kommen, von einem Engel mit der Frage provoziert werden: „Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten?“

Gilt das auch für unser Suchen? Suchen wir also oft genug in der falschen Richtung, dort wo es kalt und kälter ist? Die Ostergeschichte scheint es nahe zulegen. Es ist ja auch zu verwegen, einen Totgeglaubten bei den Lebenden suchen zu wollen. Aber genau dort will er sich finden lassen. Ostern ist die große Einladung Gottes an uns alle sich neu zu orientieren, nämlich am Leben. Wir sollen dorthin sehen, wo das Leben ist. Also den Kopf heben und Umschau halten. Klarer Blick ist angesagt und die Frage danach, was dem Leben dient.

Es wäre ein Segen für unser ganzes Land, wenn wir es schaffen würden, den unseligen Wettlauf zwischen jenen die Schlupflöcher suchen und denen die sie mit Vorschriften und Rechtsordnungen zu stopfen versuchen, beenden könnten. Hier suchen beide das Leben bei den Toten. Eine am Ostergeschehen orientierte Weltsicht nimmt möglicherweise wahr, dass die Suche nach Schnäppchen eine Beschäftigungstherapie der Werbung ist und das diejenigen, die „Steuerprobleme“ beschäftigen in der Regel keine wirklichen finanziellen Sorgen haben. Zu wünschen wäre uns allen die Erkenntnis, dass die Habgier der Großen im juristischen Sinne zwar nicht strafbar, aber dem Leben abträglich und schädlich für alle ist. Und ist nicht auch die „Gier“ nach einem schnellen Kick und möglichst dauerhaften Spaß am Ende dem Leben feindlich?

Wer wirklich Ostern feiert, wird auch die nicht übersehen, die nun wirklich in existenziellen Nöten stecken und ganz elementar auf der Suche nach Brot, nach Frieden und nach Gerechtigkeit sind.“

Magdeburg, 19, März 2008

Friedemann Kahl
Pressesprecher