Protestanten gegen Antisemitismus

Oberkirchenrat Christian Schad predigt am Karfreitag

Evangelische Kirche der Pfalz

Nach Einschätzung des Stellvertreters des Kirchenpräsidenten, Oberkirchenrat Christian Schad, ist der Antisemitismus in Deutschland nicht überwunden. "15 bis 20 Prozent der deutschen Bevölkerung sind nach wie vor antisemitisch eingestellt; das sind immerhin 12 bis 16 Millionen Menschen in der Mitte unserer Gesellschaft", sagte Schad in seiner Predigt zum Karfrei-tag in der Landauer Stiftskirche und fügte hinzu: "Dagegen protestieren wir: als Protestantinnen und Protestanten." Es sei unerlässlich, "dem beschämenden Verhalten von NPD-Mitgliedern eine klare Absage zu erteilen" und "allen Formen des Rassismus gemeinsam zu widerstehen."

Mit seiner Karfreitagpredigt erinnerte Schad an das Kriegsende vor 60 Jahren: "Als die ganze, un-sagbare Wahrheit der Schoa herauskam, beriefen sich viele, allzu viele darauf, nichts gewusst oder auch nur geahnt zu haben. Schuld oder Unschuld eines ganzen Volkes gibt es nicht. Schuld ist, wie Unschuld, nicht kollektiv, sondern immer persönlich."

Der überwiegende Teil der jetzt lebenden Bevölkerung sei "zur damaligen Zeit entweder im Kin-desalter - oder noch gar nicht geboren" gewesen. "Wir können nicht die die eigene Schuld beken-nen für Taten, die wir gar nicht begangen haben. Kein Mensch erwartet von uns, ein Büßerhemd zu tragen, nur weil wir Deutsche sind. Aber: die Vorfahren haben uns eine schwere Erbschaft hinter-lassen." Gerade darum sei es "lebenswichtig, die Erinnerung wach zu halten. Es geht nicht darum Vergangenheit zu bewältigen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird anfällig für neue Ansteckungsgefahren."

Speyer, 24. März 2005

Pressestelle