Zumutung der Liebe Gottes

Landesbischof Ulrich Fischer: Das Kreuz ist das unübersehbare Zeichen der Gnade Gottes

Evangelische Landeskirche in Baden

In den Worten Jesu am Kreuz sieht Landesbischof Ulrich Fischer die vergebende Liebe Gottes ausgesprochen, die keinen Menschen aufgibt. In seiner Predigt am Karfreitag in der Karlsruher Stadtkirche betont Fischer, wie Gottes Liebe verwandeln will und den Menschen zumutet, sich bedingungslos dieser vergebenden Liebe anzuvertrauen.

„Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Mit diesen Worten am Kreuz habe Jesus den Weg der Liebe gewiesen. „Das sind Worte, einer grenzenlosen, zur Vergebung bereiten Liebe, die den Feind niemals abschreibt“, so Fischer in seiner Karfreitagspredigt. Die brutale Schilderung der Kreuzigung könne man nicht hören, ohne zugleich an die vielen Gewaltanwendungen zu denken, von den Schrecken der Kriege bis zu den in der letzten Woche geschehenen Amokläufen in Schulen. „Menschenverachtende Gewalt muss nicht immer in solch grässlicher Fratze erscheinen, nur allzu oft tarnt sie sich als subtile Gewalt, die Menschen einander antun“, so Fischer weiter. Doch die Worte Jesu am Kreuz gälten Menschen, die Opfer ihres Hasses würden und der Vergebung bedürften. „Der am Kreuz für die Sünder bittet, vermag in jedem Menschen, auch in dem schlimmsten Täter, die verletzte Seele zu sehen.“ Der von Jesus gewiesene Weg der Feindesliebe bekämpfe das Unrecht, ohne den Gegner zu verletzen. „In diesen Worten des Gekreuzigten steckt die Zumutung des Karfreitags, die Zumutung der Liebe Gottes“, so der Landesbischof. Jesus mute den Menschen zu, an die Kraft der Feindesliebe zu glauben und keinen Menschen für immer abzuschreiben.

Die Kraft zur Feindesliebe schöpfe der Gekreuzigte aus seinem grenzenlosen Gottvertrauen. Jesus habe mit der Treue Gottes im Tod und über den Tod hinaus gerechnet. „Für ihn heißt Sterben Überantwortung in Gottes Hand.“ Damit komme im Sterben Jesu die Erlösung in den Blick, die an Ostern Wirklichkeit werde.

Karlsruhe, 24. März 2005

Marc Witzenbacher
Pressesprecher