Aufruf zu Friedensgebeten

Landesbischof Weber ermutigt zu Zeichen der Solidarität

Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

Aufruf zu Friedensgebeten

Landesbischof Dr. Weber ermutigt zu einem Zeichen der Solidarität

Angesichts des Irak-Krieges hat Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel) zusammen mit allen anderen evangelischen und katholischen Bischöfen Niedersachsens und Bremens die Gemeinden zu Friedensgebeten aufgerufen. Um 18 Uhr sollen heute alle Kirchenglocken läuten und die Menschen zu ökumenischen Gottesdiensten einladen.

In dem gemeinsamen Aufruf betonen die leitenden Geistlichen, dass Gebete Zeichen für weltweite Solidarität seien und den Anspruch der Gerechtigkeit zum Ausdruck bringen, die zu Umkehr und Frieden befähige. „Wir wissen uns in unserem Gebet um Frieden auch in Gemeinschaft mit Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens in unserem Land“, heißt es weiter.

Außerdem hat Landesbischof Weber in einem Brief an alle Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche darauf hingewiesen, dass der Irak-Krieg nicht den Kriterien eines „gerechten Krieges“ nach der Lehre des Kirchenvaters Augustin sowie des mittelalterlichen Theologen Thomas von Aquin entspreche. Keine der dort vorgesehen sechs Kriterien sei im aktuellen Fall erfüllt.

Kirchliches Handeln, so Weber, sei vielmehr am Leitbegriff des gerechten Friedens zu orientieren. Dabei gehe es nicht um bloße Kriegsverhütung. Berührt seien auch Fragen der globalen Verteilungsgerechtigkeit, des Schutzes der Menschenrechte und der Bewahrung der Schöpfung. Der Bischof weiter: „Was hätte man im Irak und an anderen Kriegsherden unserer Welt ändern können, wenn nur ein Bruchteil des Geldes, das bereits jetzt in die Vorbereitungen des Krieges geflossen ist, für friedensfördernde Zwecke eingesetzt worden wäre.“

Wolfenbüttel, 20. März 2003
Michael Strauß
Pressesprecher


Der Aufruf im Wortlaut:

AUFRUF ZUM FRIEDENSGEBET - 20.3. / 18 Uhr

Aufruf zum Friedensgebet

an die evangelischen und katholischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen

Liebe Schwestern und Brüder,

nun ist zu unserem Entsetzen eingetreten, was viele durch Diplomatie und durch Gebete zu verhindern gehofft hatten. Die Sehnsucht nach Frieden, die Hoffnung auf ungeteilte Solidarität, das Eintreten für Gerechtigkeit sind im Irak und weltweit verdunkelt. Wir alle sind gescheitert: Politik und Militär, die Verantwortlichen in den USA und im Irak, in der UNO und ihren Mitgliedsnationen.

In diesem Scheitern rufen wir Gott an. Wir rufen, nicht um zu besänftigen und zu vertrösten, wir rufen, um aufzustehen für unsere Hoffnung – die Hoffnung auf eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Dabei verlassen wir uns darauf, dass Jesus Christus selbst mit seinem Ruf „Friede sei mit euch!“ mitten unter uns ist. Er, der die Sanftmütigen und die Friedfertigen selig genannt hat, hat am Kreuz selbst Leiden erfahren. Er weiß, wovon wir sprechen.

Deshalb beten wir für die Zivilbevölkerung im Irak, im Nahen und Mittleren Osten, die mit Krieg konfrontiert ist. Wir beten für die verwundeten und sterbenden Soldaten auf allen Seiten. Wir beten mit den Müttern, Vätern und allen Angehörigen, die in Angst und Trauer sind. Wir beten für die Verantwortlichen in der Politik, dass sie sich mühen um Frieden und Gerechtigkeit. Wir beten für alle Menschen, dass wir endlich aufbrechen zu Versöhnung und ungeteilter Nächstenliebe. Dieses Gebet stellt uns in die Einheit aller Christinnen und Christen in unserem Land. Wir wissen uns in unserem Gebet um Frieden auch in Gemeinschaft mit Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens in unserem Land. Solches Gebet kann ein Zeichen sein für weltweite Solidarität und den Anspruch der Gerechtigkeit, die uns zur Umkehr zum Frieden befähigt und ermutigt.

So wollen wir am

20. März 2003 um 18.00 Uhr

die Glocken läuten und zusammenkommen zu

ökumenischen Gottesdiensten.

Mit allen Menschen, die vor uns auf dem dunklen Weg der Menschheitsgeschichte gebetet haben, wollen wir die alten Hoffnungsworte neu sprechen:

„Dona nobis pacem – verleih uns Frieden gnädiglich“.

Dr. Margot Käßmann
Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Dr. Josef Homeyer
Bischof von Hildesheim

Walter Herrenbrück
Landessuperintendent der Evangelisch-reformierten Kirche

Dr. Franz Josef Bode
Bischof von Osnabrück

Peter Krug
Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg

Dr. Friedrich Weber
Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig

Louis-Ferdinand von Zobeltitz
Schriftführer in der Bremischen Evangelischen Kirche

Jürgen Johannesdotter
Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe

Heinrich Timmerevers
Bischöflicher Offizial im Oldenburgischen Teil des Bistum Münster