Steinacker: „Gründonnerstag und Karfreitag sind eine Steilvorlage für Kulturschaffende“

Kirchenpräsident beklagt phantasielosen und gleichgültigen Umgang mit Feiertagen und regt an, sie als geistlichen Reichtum bewusst zu gestalten

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

18. März 2008

„Feiertage bringen wichtige Lebensthemen ins Gespräch, deshalb ist es bedauerlich, wie phantasielos und gleichgültig weite Teile der Gesellschaft damit umgehen“. So kommentierte Kirchenpräsident Dr. Peter Steinacker am Dienstag in Darmstadt die Debatte um Shopping-events am Abend des Gründonnerstags. Er sagte weiter: „Tage wie der Gründonnerstag und der Karfreitag mit ihren elementaren Menschheitsthemen wie Gemeinschaft und Einsamkeit, Verrat und Treue, Erlösung und Gottverlassenheit sind  eine Steilvorlage für alle Kulturschaffenden auf Bühnen und Bildschirmen.“ Viele Theater und manche Fernsehsender nähmen diese Chance auch wahr. In weiten Teilen der Gesellschaft würden diese Tage allerdings dem „Einheitsbrei des Alltags“ immer ähnlicher gemacht.

„Unsere Gesellschaft verarmt, wenn sie alle Tage gleich werden lässt“

Eindringlich mahnte Steinacker, Menschen brauchten den Wechsel von Arbeits- und Feiertagen: „Unsere Gesellschaft verarmt, wenn sie alle Tage gleich werden lässt. Wir gehen an unseren Lebensmöglichkeiten vorbei, wenn wir nur noch zwei Lebenszustände kennen: Geld verdienen und Geld ausgeben.“ Deshalb rief Steinacker dazu auf, diese Tage als einen geistlichen Reichtum bewusst zu gestalten. Dazu seien die in allen Gemeinden angebotenen Gottesdienste, Andachten und Feierabendmahle aber auch angemessene Angebote von Theatern, Museen, Fernsehsendern und Vereinen eine gute Möglichkeit.

Feuerwerk passt nicht

Steinacker wies darauf hin, dass der Gesetzgeber besondere Tage auf Dauer nur schützen könne, wenn die Bevölkerung sie wertschätze und kreativ mitgestalte. „Wer den Karfreitag, den Gedenktag für den Tod Jesu, das Leiden schlechthin und die Sehnsucht nach Erlösung davon mit einem Feuerwerk begrüßt, der hat sich vom Karfreitag innerlich verabschiedet,“ sagte Steinacker. Er zeigte sich erfreut darüber, dass im Frankfurter Hessencenter zumindest das Feuerwerk am Vorabend des Karfreitags abgesagt wurde. Es passe in keiner Weise zum Charakter des Gründonnerstagabends, an dem Christen traditionell an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern sowie an den anschließenden Verrat des Judas und die Verhaftung Jesu erinnerten.

Das Hessencenter hätte mit seinen Plänen zwar nicht gegen das Gesetz zum Schutz des Feiertags verstoßen, da der Gründonnerstag kein gesetzlich geschützter Feiertag sei. Das Problem sei durch die Neuregelung der Ladenöffnungszeiten entstanden, das die Geschäftstätigkeit bis 24 Uhr ausgedehnt habe. Vorher sei der Abend vor dem Karfreitag automatisch geschützt gewesen. Deshalb, so äußerte Steinacker, sei hier „Fingerspitzengefühl“ gefragt. Es sei gut, dass die Debatte nun geführt werde. Die Gesellschaft müsse neu herausfinden, was ihr wichtig sei.

Darmstadt, 18. März 2008

Stephan Krebs
Pressesprecher