Evangelisches Gedenken an die Ermordung Dietrich Bonhoeffers

Internationales Jugendbildungsseminar, Gottesdienst und Gedenkakt in Flossenbürg

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

24. März 2005

Ein „evangelischer Heiliger“ – so würdigt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg nahe dem oberpfälzischen Weiden hingerichtet wurde. Zum 60. Jahrestag der Ermordung gedenkt das evangelische Bayern Bonhoeffers und seiner Anliegen mit einer Reihe besonderer Veranstaltungen.

Hans Schlicht wundert sich. Immer wieder liest und hört der Referent im evangelischen Amt für Jugendarbeit (Nürnberg), dass Jugendliche heute angeblich mit Geschichte und der Arbeit an der deutschen Vergangenheit nichts mehr im Sinn hätten. „Das Gegenteil ist der Fall!“, widerspricht der Sozialpädagoge. „Ich erlebe wunderbares, kritisches, erfrischendes Engagement.“ Bestes Beispiel: rund 400 Jugendliche aus Belgien, Tschechien, Ungarn, Slowenien und Deutschland kommen vom 8. bis 10. April zum Internationalen Jugendbildungsseminar in die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, das die Evangelische Jugend in Bayern (EJB) organisiert hat.

Gedanken in der Nacht, Gedenken im Morgengrauen

Die ganze Nacht zum 9. April werden sich die Teilnehmer Gedanken machen rund um das Thema Widerstand. Zeitzeugen und andere kompetente Referenten bieten Arbeitsgruppen und Workshops, aber auch Andachten an, die bis zur Todesstunde Bonhoeffers um 4.30 Uhr morgens reichen. Am Samstag Nachmittag werden die Arbeitsgruppen dann fortgesetzt. Das vielfältige Programm und der Einsatz der Jugendlichen faszinieren auch Heidi Schülke: „Dieses Engagement geschieht spürbar im Geiste Bonhoeffers. Für eine solche Veranstaltung habe ich gerne die Schirmherrschaft übernommen“, so die Präsidentin der Bayerischen Landessynode, die zu Beginn des Seminars ebenso ein Grußwort sprechen wird wie Judith Wüllerich, die als Vorsitzende der Landesjugendkammer an der Spitze der ehrenamtlichen evangelischen Jugendarbeit in Bayern steht. Für sie gibt es viele aktuelle Anknüpfungspunkte an Bonhoeffers Denken: „Auch heute gibt es Dinge für die es sich lohnt, kompromisslos einzutreten. Die Diskussionen um Frieden und Gerechtigkeit sind wieder höchst aktuell“, findet die 27-jährige Studentin.

Fernsehgottesdienst mit Landesbischof Friedrich / Bonhoeffer-Büste für Lagerkapelle

Auch am Sonntag Morgen wird die Jugend aktiv beteiligt sein – an der Gestaltung des Gedenkgottesdienstes um 10.00 Uhr in der evangelischen Kirche von Flossenbürg, der unter dem Thema „Zivilcourage“ steht und die Relevanz von Bonhoeffers Lebensthemen für Menschen von heute zur Sprache bringen will. Die Predigt hält Landesbischof Johannes Friedrich, das Bayerische Fernsehen überträgt live. Um 11.30 Uhr soll dann ein Gedenkakt in der Lagerkapelle die Feierlichkeiten abschließen. Dabei wird eine neu geschaffene Büste Dietrich Bonhoeffers enthüllt, aber auch der anderen Opfer der Flossenbürger Hinrichtungen jener Tage gedacht, unter denen auch der im Widerstand tätige Admiral Wilhelm Canaris war. Zum Gedenken am Sonntag werden neben Vertretern der Bundeswehr auch Angehörige Bonhoeffers erwartet sowie Menschen aus Gemeinden, deren Kirchen den Namen Dietrich Bonhoeffers tragen, - eines „evangelischen Heiligen“.

München, 24. März 2005

Markus Hepp
Pressesprecher