LWB-Neujahrsbotschaft: Appell zum Teilen materieller Ressourcen und spiritueller Erkenntnis

Falsche Vorstellung von "größer" und "mehr" gefährdet Stabilität der Gemeinwesen

Lutherischer Weltbund (LWB)

27. Dezember 2005

Genf, 21. Dezember 2005 (LWI) - In seiner Neujahrsbotschaft hat der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, dazu aufgerufen, aufs Neue darüber nachzudenken, wie die von Gott in ausreichendem Masse geschenkten Gaben - materielle Ressourcen und spirituelle Erkenntnis - miteinander zu teilen seien. "Die falsche Vorstellung, dass 'größer' und 'mehr' Zeichen von Entwicklung sind, hat uns an den ökologischen Abgrund des Klimawandels und ebenso auch an die tiefe Kluft einer beispiellosen Ungleichheit zwischen Reich und Arm geführt." Die Wohlfahrt und Stabilität der Gemeinwesen seien hierdurch gleichermaßen gefährdet, so Noko in seiner an alle Mitgliedskirchen, Nationalen Komitees, Partner- und Geberorganisationen des LWB gerichteten Neujahrsbotschaft.

Mit Blick auf die Verhandlungen der Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) während der WTO-Ministerkonferenz vom 13. bis 18. Dezember in Hongkong (China) betonte Noko, "die Konflikte bei dieser Konferenz spiegelten die Konflikte der Welt selbst wieder, wenn es darum geht, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen dem wirtschaftlichen Wert reinen, ungezügelten Wettbewerbs und der sozialethischen Notwendigkeit der Solidarität".

Der LWB-Generalsekretaer rief dazu auf, "auf unserem weiteren Weg in das Jahr 2006 hinein wollen wir Christus, zu dem dieser Weg hinführt, dienen, indem wir einander und insbesondere den Armen und den Schwächsten dienen. Ich lade uns alle, die wir Schwestern und Brüder in Christus sind, ein, während der kommenden Epiphaniaszeit über den Geist des Schenkens nachzudenken und darueber, was es bedeutet, eine Gemeinschaft von Kirchen zu sein."

Im Folgenden finden Sie den vollstaendigen Wortlaut der Neujahrsbotschaft von LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Ishmael Noko:

An die
Mitgliedskirchen,
Nationalen Komitees sowie
Partner- und Geberorganisationen des LWB

Neujahrsbotschaft des LWB-Generalsekretaers


"Er heisst Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst." Er ist es, den die drei Weisen suchten, auf ihrem Weg hin zu jenem hellen Stern. Sie reisten mit ihren Gaben im Gepäck - Gold, Weihrauch und Myrrhe für dieses winzige Baby, unseren Erlöser. Der Übergang ins Neue Jahr und die Epiphaniaszeit führt uns, die wir alle unsere je eigenen Gaben mitbringen, auf einen vergleichbaren Weg. Wir erinnern uns an Erfolg und Versagen, Freud und Leid und suchen nach neuen Wegen, Gott als treue ZeugInnen des Evangeliums zu dienen, die Christi Mission auf Erden weitertragen.

Ein Ort, an dem wir auf unserem Weg jüngst Station gemacht haben, ist die Inselstadt Hongkong (China), wo RegierungsvertreterInnen aus aller Welt zusammentrafen, um Probleme des internationalen Handels zu erörtern und zu lösen. Die Konflikte bei dieser Konferenz spiegelten die Konflikte der Welt selbst wieder, wenn es darum geht, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen dem wirtschaftlichen Wert reinen, ungezügelten Wettbewerbs und der sozialethischen Notwendigkeit der Solidarität.

Die falsche Vorstellung, dass "größer" und "mehr" Zeichen von Entwicklung sind, hat uns an den ökologischen Abgrund des Klimawandels und ebenso auch an die tiefe Kluft einer beispiellosen Ungleichheit zwischen Reich und Arm geführt. Die Wohlfahrt und Stabilität unserer Gemeinwesen sind hierdurch gleichermaßen gefährdet. Gott hat uns mit genug materiellen Ressourcen und spiritueller Erkenntnis für alle beschenkt. Aufs Neue sind wir nun aufgerufen, darüber nachzudenken, wie wir diese Gaben miteinander teilen.

Auf unserem weiteren Weg in das Jahr 2006 hinein wollen wir Christus, zu dem dieser Weg hinführt, dienen, indem wir einander und insbesondere den Armen und den Schwächsten dienen. Ich lade uns alle, die wir Schwestern und Brüder in Christus sind, ein, während der kommenden Epiphaniaszeit über den Geist des Schenkens nachzudenken und darüber, was es bedeutet, eine Gemeinschaft von Kirchen zu sein. Möge unser Leben und unser Dienst unserem Streben, dem Vorbild Christi zu folgen, überzeugend Ausdruck geben.

In Christus verbunden,

Ihr

Pfr. Dr. Ishmael Noko
Generalsekretär

Genf, 21. Dezember 2005