"Eine Freude, die Furcht überwindet"

Weihnachtsbotschaft des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, weist in seiner Weihnachtsbotschaft sowie in seiner Predigt am Heiligen Abend in der Kasseler Martinskirche (18 Uhr) auf die furchtüberwindende Freude der Weihnachtsbotschaft hin. Die Furcht, von der in der Weihnachtsgeschichte mit Blick auf die Hirten berichtet wird, sei auch heute aktuell. Furcht und Zittern seien die Grundbedingung, die den Menschen unter den Wechselnden Bedingungen des Lebens und der Geschichte immer wieder aufs neue packe.  

Furcht vor Reformen - Ungewissheit angesichts gesellschaftlicher Veränderungen 

Auch heute beherrsche Furcht die Menschen etwa mit Blick auf die Bedrohung durch drohende Terroranschläge oder der ungeklärten politischen Konflikte im Nahen Osten. Tiefsitzende Furcht lasse sich auch in Deutschland feststellen, etwa vor dem, was unter dem Namen „Reformen“ erscheine. Über Jahrhunderte, von der Reformation bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts habe das  Wort „Reform“ einen guten Klang gehabt, heute löse es angesichts Kürzungen und Einsparungen Verlustängste aus. Größer noch als die Verlustängste sei die Ungewissheit, die mit den gesellschaftlichen Veränderungen einhergingen und deshalb Furcht auslösten.

Die Botschaft der Heiligen Nacht: Wir sind mit der Furcht nicht allein – Gott ist mit uns 

Die „große Freude“, von der in der Weihnachtsgeschichte die Rede ist, rede die Probleme der Welt nicht schön, sie beschwichtige nicht. Darin unterscheide sie sich von der gängigen Unterhaltung auf allen Kanälen, die nur den billigen bunten Kontrast zur harten düsteren Wirklichkeit biete. Die Weihnachtsfreude habe hingegen einen konkreten Grund: „Christus, der Heiland der Welt ist geboren. Gott wird Mensch, kommt in diese Welt und will sie heil machen. Gott ist uns nahe, weil er uns liebt, weil er unsere Nöte und Furcht kennt. Wir sind mit unserer Furcht, woran immer sie sich auch entzünden mag, nicht allein. Gott ist bei uns.“ 

„Die Weihnachtsfreude verändert unser Verhältnis zur Welt nachhaltig“

Die Weihnachtsfreude anzunehmen, bedeute nicht, furchtlos zu werden oder die Furcht mit leichter Hand ablegen zu können. „Auch durch Weihnachten werden wir keine Ritter – ohne Furcht und Tadel“, erklärt der Bischof. Doch wer der Weihnachtsbotschaft Glauben schenke, für den verliere die Furcht ihre lähmende Kraft und Macht. So könne die Furcht als Teil des Lebens angenommen, ihr aber ein zweiter Platz nach der Freude zugewiesen werden. Die Freude der Heiligen Nacht tröste und mache als neues Vorzeichen vor dem gesamten Leben zuversichtlich. „Die Weihnachtsfreude verändert unser Verhältnis zur Welt nachhaltig: Getrost und zuversichtlich können wir uns den Menschen zuwenden und auch die Fragen und Probleme angehen, die uns vorderhand aussichtslos erschienen und nur Furcht auslösten. Weihnachten bedeutet: Die anfängliche Furcht weicht bleibender Freude.“