„Gerechtigkeit erhöht ein Volk“

Umkehr im persönlichen Leben ebenso wie in Politik und Wirtschaft gefordert

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Im Festgottesdienst am Buß- und Bettag in der Münchner St. Matthäuskirche hat Landesbischof Dr. Johannes Friedrich die Menschen zur Umkehr aufgerufen. Es sei noch nicht lange her, so der bayerische Landesbischof, da hätten die Menschen Träume von einer besseren Zukunft und einer gerechteren Welt gehabt. An die Stelle von Vision sei jedoch Ratlosigkeit getreten, niemand wisse, welche politische Reform morgen durchs Land getrieben würde. Vor diesem Hintergrund scheine der Buß- und Bettag 2003 ein angemessenes Ereignis, denn Buße bedeute Umkehr.

Umkehr, so Friedrich weiter, meine die Umkehr zu Gott dem Barmherzigen:  „Wer von uns realistisch das eigene Leben betrachtet, macht sich keine Illusionen. Wir müssen mit unserem eigenen Ungenügen fertig werden. Manches glückt uns, aber wir versagen eben auch. Wir wollen Gutes tun, aber manches gut Gemeinte richtet am Ende Schaden an.“ Niemand komme an der Erkenntnis vorbei, sich schuldig gemacht zu haben. Friedrich: „Gott ist nicht der, der uns bei unserer Schuld behaftet. Aus Liebe zu uns ist er barmherzig. Wir sind ihm recht, weil er nicht auf unsere Schuld, nicht auf unser Versagen, nicht auf unsere Fehler schaut, sondern auf Christus, der am Kreuz unsere Schuld auf sich genommen hat. Das ist seine Gerechtigkeit.“

In seiner Predigt zu Sprüche 14, 34 „Gerechtigkeit erhöht ein Volk; die Sünde aber ist der Leute Verderben“ zeichnet der bayerische Landesbischof ein Bild der Gerechtigkeit im menschlichen Zusammenleben: „Liebe als Motivation, Bereitschaft, dafür zu leiden, faire Bedingungen und die aus unserer Gerechtigkeit vor Gott erwachsende Lebenspflicht, den anderen nicht schädigen zu wollen. Das sind Einsichten, die dem einzelnen Menschen die richtige Richtung angeben, aber nicht weniger auch der Politik oder der Wirtschaft“, so Friedrich.

Oft genug handelten die Menschen nicht nach diesen Eckdaten von Gerechtigkeit. „Statt Liebe motiviert uns oft Machterhalt beziehungsweise Machtstreben. Statt fairer Bedingungen schaffen wir allzu oft Voraussetzungen, die uns von Vorteil sind, geht es uns darum, den größtmöglichen eigenen Nutzen und Gewinn zu erzielen“, so der Landesbischof. Von diesem Weg gelte es zu Gott umzukehren und seine Gerechtigkeit als Geschenk anzunehmen: „Denn wer sich nicht mit Gottes Gerechtigkeit beschenken lassen will, der muss sich selbst vergöttern, muss die Gerechtigkeit aus eigener Kraft schaffen, steht andauernd unter dem Stress, es recht zu machen.“

Die Gerechtigkeit, die Gott schenkt, sei nicht aber nur Gabe, sondern auch Aufgabe. „Wir werden nicht gerecht, indem wir an anderen recht handeln. Wir sind Gott recht, und darum sind wir frei dazu, Gerechtigkeit walten zu lassen, es richtig zu machen“, so der Landesbischof. „Darum bemühen wir uns um Gerechtigkeit in unserer Welt, bemühen wir uns darum, gerecht zu handeln gegenüber unseren Mitmenschen. So strahlt Gottes Gerechtigkeit in unsere Lebensbeziehungen: in der Partnerschaft, in der Familie, in unserem Volk, in den vielfältigen Beziehungen, in denen wir leben.“

München, 19. November 2003

Andrea Seidel
Pressesprecherin


Hinweis:

Die Predigt im vollen Wortlaut kann – mit Sperrfrist versehen – bei der Pressestelle angefordert werden: Tel.: 089/ 55 95-552 oder E-Mail: poep@elkb.de