"Macht hoch die Tür! Treten Sie ein!"

Pfälzische Landeskirche eröffnet Kircheneintrittsstellen

Evangelische Kirche der Pfalz

27. November 2005

Ein roter Apfel zwischen lauter grünen, anders als die anderen, aber natürlich gehört er dazu. Mit diesem Bild wirbt die Evangelische Kirche der Pfalz für den Kircheneintritt. Wer in die Kirche eintreten will, hat zwei Möglichkeiten. Entweder er wendet sich an das für ihn zuständige Pfarramt oder - und das gibt es erst seit dem ersten Advent 2005 - er besucht eine der acht neu eingerichteten Kircheneintrittsstellen.

Dekanin Angelika Keller aus Kaiserslautern freut sich: "Wir hatten einen sehr schönen Gottesdienst heute am ersten Advent mit 150 Besuchern. Zwei Personen haben die Gelegenheit genutzt und sind heute schon eingetreten. Für die kommende Woche haben wir vier Anmeldungen für weitere Eintritte."

Offiziell eröffnet wurde auch die Kircheneintrittstelle in Bad Bergzabern. Dekan Manfred Sutter aus Bad Bergzabern: "Wir sind eine einladende Kirche mit offenen Türen. Wir bieten den Menschen eine Heimat für Leib und Seele." Vier  Eintritte gab es und sieben Anmeldungen für die kommende Woche.

Rudi Kochenburger, Synodaler und Mitglied der Kirchenregierung, hat schon am Samstag vor dem 1. Advent für den Kircheneintritt geworben. "Unser Informations-Stand vor dem Einkaufszentrum "Glantal-Center" ist sehr gut angekommen. Die Reaktionen waren durchweg freundlich." Mit Herz-Lollis für die Kinder und Informationsmaterial für die Erwachsenen habe man die Gelegenheit genutzt, um Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass sie in der evangelischen Kirche herzlich willkommen seien.

Das Banner mit der Aufschrift "Kircheneintrittsstelle" wurde auch in Zweibrücken feierlich entrollt. Unter dem Motto "Die Kirche steht offen" feierten 170 Menschen den Start der Kircheneintrittsaktion. Einen Eintritt und zwei Anmeldungen für die kommende Woche konnte man dort verzeichnen.

Auf eine schlichte und doch überzeugende Weise ging man in Speyer mit der Eröffnung der Kircheneintrittsstelle um. Hier galt das Motto: Ein gelungener Gottesdienst ist die beste Werbung für die Kirche. Im Anschluss an den gut besuchten Familiengottesdienst mit vielen Kindern und Ju-gendlichen lud die Gemeinde zu Eintopf, Kaffee und Kuchen.

"Mit den Wiedereintrittsstellen haben wir eine flexible Möglichkeit des Kircheneintritts geschaffen. Die Erfahrungen aus benachbarten Landeskirchen zeigen, dass diese Einrichtungen gut angenommen werden", sagt Kirchenpräsident Eberhard Cherdron. "Jede Kircheneintrittstelle sei auch ein "offenes Angebot zum Gespräch" und damit eine Bereicherung für das kirchliche Leben. "Wir erfahren in den Gesprächen mit Menschen, die einmal aus der Kirche ausgetreten sind und wieder dazugehören möchten, einiges darüber, wie Kirche, Gemeinde und Glauben in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden."

691 Menschen sind im vergangenen Jahr in die Evangelische Kirche der Pfalz (wieder) eingetreten, 2832 traten aus. Kirchenpräsident Cherdron betrachtet die neu eingerichteten Kircheneintrittsstellen nicht als "verzweifelte  Kampfmaßnahme" gegen sinkende Mitgliederzahlen. "Otto Dibelius hat einmal gesagt: Man muss viel Liebe investieren, wenn Glaube sich entfalten soll, man muss aber auch viel Freiheit riskieren, wenn Kirche lebendig bleiben soll. Auch die Kircheneintrittstellen sind ein Stück Freiheit für die Menschen, die neuen Kontakt zur Kirche suchen."

"Es gebe keinen Grund, die "ein für allemal gespendete Taufe mit einem Vorbehalt zu versehen, wenn ein Getaufter wissen ließe, er wolle wieder dazugehören", sagte Oberkirchenrat Gottfried Müller im Adventsgottesdienst in der Melanchthonkirche in Ludwigshafen. "Da kommen keine leichtfertigen Abweichler, die erst einmal beweisen sollen, dass sie es wirklich ernst meinen."

Oberkirchenrat Christian Schad ist überzeugt davon dass viele Menschen "wieder neu nach der Wurzel suchen, die sie trägt, nach einer Hoffnung für ihr Leben." Es entstehe ein "neues Gespür dafür, dass ein komplett diesseitiges und konsumorientiertes Leben zu banal, zu oberflächlich" sei. Mit den Kircheneintrittstellen öffnete die Kirche die Tür, sagte Schad in seiner Predigt in der Marktkirche in Bad Bergzabern. Er kenne zwar das Argument, dass es vordergründige Erwägungen seien, die die Menschen zurück zur Kirche führten. "Ich habe gelernt, sehr vorsichtig zu sein mit der Unterstellung, hier werde die Kirchenmitgliedschaft aus bloßen Nützlichkeitserwägungen erstrebt", bekannte Schad. Menschen bräuchten einen äußeren Anlass, um sich "auf den Weg zurück" zu machen.

Speyer, 27. November 2005

Marita Rödszus-Hecker
Pressesprecherin