Furcht darf nicht unsere Realität bestimmen

Weihnachtsbotschaft von LWB-Präsident Bischof Mark S. Hanson

Lutherischer Weltbund (LWB)

23. November 2005

Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Mark S. Hanson, hat in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft dazu aufgerufen, die Furcht nicht die Realität bestimmen zu lassen. Wenn Angst zur Richtschnur in der Welt werde, dann zögen sich die Menschen entweder in die Isolation zurück oder sie gäben sich Akten der Aggression hin. "Furcht macht das Leben hart, nimmt den Mut, Fehler einzugestehen, schließt Grenzen. Furcht macht uns zynisch, lähmt uns, macht uns in uns selbst gekehrt", so Hanson, der Leitender Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) ist.

In seiner Weihnachtsbotschaft an die Mitglieder der lutherischen Gemeinschaft weltweit betonte der LWB-Präsident, Fürchten sei menschlich. "Furcht hat das Leben im vergangenen Jahr durchdrungen und es bleiben in uns gespenstische Bilder zurück." Kinder hätten Angst vor dem Verlassensein, wenn ihre Eltern an HIV/AIDS sterben. Eltern umklammerten ihre Kinder, sie treibe die Furcht, dass sie nicht genug zu essen haben, um sie vor Tod und Krankheit zu bewahren. Menschen kämpften inmitten von Naturkatastrophen ums Überleben. Andere suchten Sicherheit vor der Gewalt.

"Gott sendet seine Boten aus, dass sie die Mauern der Furcht zurückhalten. So können wir die frohe Botschaft der Liebe Gottes in Christus Jesus für seine ganze Schöpfung hören. Wir vertrauen unser Leben der Verheißung Gottes an. Der Glaube bestimmt uns, nicht die Furcht", betonte Hanson in seiner Weihnachtsbotschaft.

Der Glaube mache frei, die Bindung an die Sünde zu bekennen und Gottes Gabe der Vergebung anzunehmen. Der Glaube fordere dazu auf, das Kreuz auf sich zu nehmen, Jesus nachzufolgen und die Zeichen von Gottes Herrschaft der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit und des Friedens zu bezeugen. "Wir gewinnen die Zukunft, wenn wir auf die Kraft und die Verheißung des Todes und der Auferstehung Christi vertrauen", so Hanson.

Genf, 23. November 2005

Dirk-Michael Groetzsch
Deutsche Redaktion
Lutherische Welt-Information

Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Weihnachtsbotschaft von LWB-Präsident Bischof Mark S. Hanson:

Weihnachtsbotschaft des LWB-Präsidenten 2005

Liebe Schwestern und Brüder in der weltweiten lutherischen Gemeinschaft,

"Fürchtet euch nicht!", so begann die Botschaft des Engels von Jesu Geburt. So grüsste auch der Engel Gabriel eine verwirrte Maria: "Fürchte dich nicht!" Auch den klagenden Frauen an Jesu Grab sagten die Engel: "Fürchtet euch nicht!" Den Menschen im Exil in Babylon, die sich von Gott verlassen fühlten, wurde gesagt, "Seid getrost, fürchtet euch nicht!" (Jes.,35,4)

Fürchten ist menschlich. Furcht hat das Leben im vergangenen Jahr durchdrungen und es bleiben in uns gespenstische Bilder zurück. Kinder haben Angst vor dem Verlassensein, wenn ihre Eltern an HIV/AIDS sterben. Eltern umklammern ihre Kinder, sie treibt die Furcht, dass sie nicht genug zu essen haben, um sie vor Tod und Krankheit zu bewahren. Menschen kämpfen inmitten von Naturkatastrophen ums Überleben. Andere suchen Sicherheit vor der Gewalt. Alle wissen um die Realität der Furcht.

Wir wissen um die Realität der Furcht, aber Furcht darf unsere Realität nicht bestimmen. Wenn Angst zur Richtschnur in der Welt wird, dann ziehen wir uns entweder in die Isolation zurück oder wir geben uns Akten der Aggression hin. Furcht macht das Leben hart, nimmt den Mut, Fehler einzugestehen, schließt Grenzen. Furcht macht uns zynisch, lähmt uns, macht uns in uns selbst gekehrt.

Der Engel sagt, "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids."

Gott sendet seine Boten aus, dass sie die Mauern der Furcht zurückhalten. So können wir die frohe Botschaft der Liebe Gottes in Christus Jesus für seine ganze Schöpfung hören. Wir vertrauen unser Leben der Verheißung Gottes an. Der Glaube bestimmt uns, nicht die Furcht.

Der Glaube macht uns frei, unsere Bindung an die Sünde zu bekennen und Gottes Gabe der Vergebung anzunehmen. Der Glaube fordert uns auf, unser Kreuz auf uns zu nehmen und Jesus in unsere leidende Welt nachzufolgen. Der Glaube zwingt uns, die Zeichen von Gottes Herrschaft der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit und des Friedens zu bezeugen. Ein Schriftsteller schreibt, "Der Glaube besiegt unsere Ängste, aber nicht unseren Mut." Wir gewinnen die Zukunft, wenn wir auf die Kraft und die Verheißung des Todes und der Auferstehung Christi vertrauen.

Lasst uns unsere Stimmen in der Gemeinschaft des Lutherischen Weltbundes mit den Chören aller Zeiten und an jedem Ort vereinen, wenn wir voller Freude singen:

Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
bei den Menschen seines Wohlgefallens.

In der Gnade Gottes

Bischof Mark S. Hanson
Präsident, Lutherischer Weltbund

November 2005