Landesbischof Kähler: Föderation hat solide theologische Grundlage

Synode der Thüringer Landeskirche mit Bischofsreferat eröffnet

Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen

13. November 2003

„Leitlinien kirchlichen Lebens“ geben mehr Entscheidungsspielraum

Mit einem theologischen Referat von Landesbischof Christoph Kähler hat die bis zum kommenden Sonntag dauernde Tagung der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen begonnen. Vor dem 66köpfigen Kirchenparlament unterstrich Kähler den Stellenwert von Glaubensbekenntnissen. Für Christen sei es unverzichtbar, ihren Glauben in Worte zu fassen. Dabei müsse das erste Bekenntnis der Christen „Jesus ist der Herr“ immer wieder in neue Situationen hinein übersetzt werden. Vor dem Hintergrund der geplanten Föderation mit der Kirchenprovinz Sachsen resümierte Kähler: „Eine Föderation zwischen der Kirchenprovinz Sachsen und der Thüringer Landeskirche beruht auf soliden gemeinsamen theologischen Grundlagen.“ Die eigentliche Aufgabe, die sich beiden Kirchen stelle, sei der Aufgabe der Christen im ersten Jahrhundert ganz ähnlich: „Wie können wir einer nichtchristlichen Umwelt gegenüber kurz und verständlich die Erfahrungen benennen, die wir machen, wenn wir glauben, wenn wir also unser Herz an Gott in Jesus Christus hängen?“

Vorgelegt wurden der Synode am ersten Beratungstag auch die neuen „Leitlinien kirchlichen Lebens“, die auf der Ebene der Vereinigten Evangelischen-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) erarbeitet worden sind. Die Leitlinien sollen bei Entscheidungen zur kirchlichen Praxis vor Ort helfen und die bisher geltende „Lebensordnung“ von 1955 ablösen. Sie sind Ergebnis eines achtjährigen Prozesses in der VELKD, bei dem der theologische Anspruch mit der Gemeinderealität verglichen worden war. „Die atheistische Erziehung in den vergangenen Jahrzehnten und eine kirchenferne Lebenspraxis haben viele Menschen geprägt. Sie erfahren Kirche nicht durch Ordnungen, die sich Kirche gegeben hat, sondern durch die Entscheidungen der Christen vor Ort. Sie erleben unsere Kirche im konkreten Einzelfall“, sagte Oberkirchenrat Dr. Hans Mikosch bei der Einbringung der Leitlinien. Kirche werde heute auch daran gemessen, ob sie auf die Erwartungen der Menschen eingehen könne. „Die Leitlinien geben Anleitung für Entscheidungen vor Ort, nehmen aber die Entscheidungen nicht ab.“ Damit seien Pastorinnen und Pfarrer herausgefordert, gemeinsam mit den Gemeindekirchenräten nicht nur traditionsgebundene und schematische Entscheidungen zu treffen, sondern die Situation wahrzunehmen und verantwortbar zu entscheiden. So gäben die Leitlinien beispielsweise bei der Taufe von Kindern, deren Eltern nicht der Kirche angehören, unter bestimmten Bedingungen größeren Entscheidungsspielraum. Auch über die Bestattung von Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, könnten die Gemeinden nun freier entscheiden.

Eisenach, 13. November 2003

Ralf-Uwe Beck
Pressesprecher

Referat Landesbischof Christoph Kähler