Unredliche Sprache in Wirtschaft und Politik Hauptursache für Vertrauensverlust und Resignation in der Gesellschaft.

Gottesdienst zum Buß- und Bettag in München mit Landesbischof Johannes Friedrich und Kirchenrat Dieter Breit

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

16. November 2005

In einer unredlichen weil verharmlosenden Sprache sieht der Politikbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB), Dieter Breit, eine der Hauptursachen für den in unserer Gesellschaft erkennbaren Verlust an Vertrauen und einer „dicken Wolkendecke der Resignation“. Von „Freisetzungspotenzialen“ zu sprechen, wenn in Wahrheit Menschen gemeint seien, die ihren Arbeitsplatz verlieren, oder von „verbrauchender Inanspruchnahme von Zellhaufen“, was in Wahrheit die Tötung menschlicher Embryonen bedeute, sei nicht nur „menschenverachtend“, sondern bereite letztlich den Nährboden für Vertrauensverlust und Aggression – so Breit in seiner Predigt zum Buß- und Bettag in der Münchner St. Matthäus-Kirche.

Statt dessen brauche unsere Gesellschaft „eine Sprache echter Verständigung, die von gegenseitigem Respekt zeugt“. Wenn die Menschen Gewissheit darüber gewönnen, worauf sie vertrauen können, wenn die Sprache dazu diene, wirkliche Probleme klar zu benennen, könnten diese auch bearbeitet werden, würden Argwohn und Zukunftsangst nicht länger lähmen. Verlorenes Vertrauen, so die  Botschaft des Buß- und Bettages, lässt sich erneuern, indem die Menschen Gott beim Wort nehmen und Mut finden zum persönlichen und gesellschaftlichen Neuanfang.

Mit Blick auf die aktuellen gewaltsamen Ausschreitungen in Frankreich forderte Breit ein kritisches Nachdenken darüber, inwieweit es in Deutschland gelinge, ausländische Mitbürger zu integrieren und sie für die Demokratie zu begeistern. In diesem Zusammenhang erinnerte er außerdem daran, dass Ausgaben für Bildung und Erziehung „kein entbehrlicher Luxus“ seien, sondern „grundlegende Investitionen in die gemeinsame Zukunft“. Der Politikbeauftragte wörtlich: „Wenn alles nur noch am direkten ökonomischen Nutzen gemessen oder wenn, wie in Berlin, der Religionsunterricht sogar völlig an den Rand gedrängt wird, dann treiben wir Raubbau an unseren geistigen Vorräten.“

München, 16. November 2005

Michael Mädler
Stellv. Pressesprecher