"Skandal der Gewalt gegen Kinder muss offen thematisiert werden"

Regionalbischöfin Breit-Keßler fordert gesellschaftliches Bündnis

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

05. November 2003

Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler hat die Christen im Kirchenkreis München und Oberbayern dazu aufgerufen, sich verstärkt für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt zu engagieren. Es sei "höchste Zeit", so Breit-Keßler, das öffentliche Bewusstsein für die "massenhaften Verbrechen" zu sensibilisieren, die von Erwachsenen an Minderjährigen verübt werden. Sie vermisse einen "Aufschrei in der Bevölkerung" angesichts der Vergewaltigung und pornographischen Erniedrigung von Kindern und Jugendlichen, wie sie vor wenigen Tagen von der Polizei in München und Ende September bereits bundesweit aufgedeckt wurden. In Kirchengemeinden und kirchlichen Kindertagesstätten, in Kinder- und Jugendgruppen, Religionsunterricht, Erwachsenenbildung und Familienberatung müsse der "Skandal der Gewalt gegen Kinder" offen thematisiert werden. Aufklärung und Bildung mit klaren Wertmaßstäben seien dazu dringend notwendig.

Die Regionalbischöfin erklärte, sie sei "entsetzt, tieftraurig und wütend" darüber, dass es "offenkundig Kreise gibt, in denen sich Erwachsene damit amüsieren, Kinder zu missbrauchen und zu quälen." Medienberichte, wonach es mittlerweile eine weit verzweigte Szene von Anhängern der Kinderpornographie in Deutschland gebe, nannte Breit-Keßler alarmierend. Eine deutliche Stellungnahme seitens der Politik hierzu fehle bislang ebenso wie ein "starkes gesellschaftliches Bündnis aus Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft für den Schutz von Kindern und die Ächtung von Gewalt". Die Kirche habe dazu einen wichtigen Beitrag zu leisten und den Schutz von Leben und Menschenwürde nachhaltig zu vertreten. Breit-Keßler erinnerte daran, dass sich Jesus selbst für den Schutz von Kindern eingesetzt und Angriffe gegen Kinder abgewehrt habe. Ihm sei es stets ein besonderes Anliegen gewesen, "den Ohnmächtigen gegenüber den Mächtigen beizustehen und unmissverständlich Partei für bedrohte Menschen zu ergreifen".

München, 05. November 2003

Michael Mädler
Stellv. Pressesprecher