"Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten"

Armes reiches Deutschland: Erstes Jahrbuch Gerechtigkeit präsentiert

Evangelische Kirche von Westfalen

07. November 2005

"Man kann nicht einerseits Exportweltmeister sein und riesige Gewinnsteigerungen verzeichnen und andererseits den Menschen ständig vermitteln, ihre Arbeit sei einen Dreck wert." Präses Alfred Buß wies bei der Vorstellung des ersten "Jahrbuches Gerechtigkeit", das von der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) mit herausgegeben wird, am Montag (7.11.) in Berlin auf die Bedeutung des Sozialstaates hin.

Der leitende Theologe der EKvW warnte davor, den sozialen Sicherungssystemen "außerordentliche Lasten" aufzubürden. Mit dem Jahrbuch "Armes reiches Deutschland" erinnern die 26 kirchlichen Herausgeber daran, dass Deutschland trotz aller wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten ein reiches Land ist, das die Möglichkeiten zur Bewältigung seiner Probleme hat. Es gehe darum, sagte Buß, Alternativen politischen Handelns zurück zu gewinnen und auch mit widersprüchlichen Interessen offen umzugehen: "Wir fallen der beliebten Rede von den alles beherrschenden Sachzwängen ins Wort." Eine gespaltene Gesellschaft sei nicht zukunftsfähig. Der Staat dürfe nicht "ausgehungert" werden, bis er seine Verantwortung für das Gemeinwohl nicht mehr wahrnehmen könne.

Freiheit sei auf Dauer nur durch soziale Gerechtigkeit zu bewahren, betonte der Präses und erinnerte an die biblische Aussage: "Gerechtigkeit erhöht ein Volk" aus dem alttestamentlichen Buch der Sprüche. Gerechtigkeit ist nach seiner Überzeugung die unverzichtbare Grundlage für Demokratie und Zukunft: "Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten."

Nach biblischer Einsicht dürfe Reichtum weder verherrlicht noch verteufelt werden. Er sei mit sozialer Verpflichtung verbunden und habe dem Gemeinwohl zu dienen. Dieser von Gott gewollte "Segenskreislauf" des Reichtums werde zum Götzendienst, "wenn die Reichen sich durch die Beugung des Rechts und unfairen Handel auf Kosten der Armen bereichern".

Nähere Informationen:

Kirchlicher Herausgeberkreis Jahrbuch Gerechtigkeit, Werkstatt Ökonomie e.V., Obere Seegasse 18, Koordination: Werkstatt Ökonomie e.V., Obere Seegasse 18, 69124 Heidelberg, Tel.: 06221/4333613, Fax: 06221/4333629, klaus.heidel@woek.de

Bielefeld / Berlin, 07. November 2005

Andreas Duderstedt
Pressesprecher