Türkische Regierung muss den Völkermord an den Armenien anerkennen

Erklärung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)

26. Oktober 2005

Aus Anlass des 90. Gedenkjahres des Völkermordes an den Armeniern, verabschiedete die Mitgliederversammlung der ACK auf ihrer Herbstsitzung in Augsburg eine Erklärung, in der sie zusammen „mit der Armenisch-Apostolischen Kirche von der Türkischen Regierung die Anerkennung des Völkermordes erwartet“. Die Armenisch-Orthodoxe Kirche ist Mitgliedskirche der ACK in Deutschland.

In der verabschiedeten Erklärung zur Armenienfrage unterstreichen die Delegierten der Mitgliedskirchen der ACK, dass man die zahlreichen Opfer des armenischen Volkes, die die heutige Republik Türkei als Rechtsnachfolger des Osmanischen Reiches leugnet, nicht vergessen kann.

Die ACK äußert zugleich die Hoffnung, dass die heutige Generation im armenischen, türkischen und deutschen Volk bald den Tag sehen wird, an dem Menschen aus all diesen Völkern gemeinsam um Frieden für die Opfer beten und für die Versöhnung arbeiten werden.

Weiterhin verpflichten sich die ACK-Delegierten „mit Menschen aus allen Regionen der Welt darum zu beten und dafür zu arbeiten, dass sich künftig an keinem Ort der Welt und im Leben keines Volkes solche Tragödien wiederholen werden, so dass kleine und große Völker lernen, einander gelten zu lassen und miteinander in Frieden zu leben.“

Der volle Wortlaut der Erklärung ist dieser Pressemitteilung angehängt und kann bei der Ökumenischen Centrale angefordert werden.

Frankfurt, 26. Oktober 2005

Ökumenische Centrale

WORT DER ARBEITSGEMEINSCHAFT CHRISTLICHER KIRCHEN IN DEUTSCHLAND (ACK)

ZUM 90. GEDENKJAHR DES VÖLKERMORDS AN DEN ARMENIERN

Im Jahre 2005 gedenken Armenier in Armenien und in der weltweiten Diaspora gemeinsam mit Menschen vieler Völker der Opfer des Genozids an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich. Vor und während des Ersten Weltkrieges wurden über 1,5 Millionen Armenier aus ihrer Heimat deportiert und ermordet. Damit wurde auch eine mehr als Jahrtausendalte christliche Kultur in Anatolien systematisch vernichtet.

Seit dem Völkermord an den Armeniern sind 90 Jahre vergangen. Der Rechtsnachfolger des Osmanischen Reiches, die heutige Republik Türkei, leugnet dieses Verbrechen am armenischen Volk. Doch wir können die zahlreichen Opfer des armenischen Volkes nicht vergessen. Die Vergangenheit wird uns nicht loslassen, solange sie nicht wirklich aufgearbeitet ist. Schuld muss angenommen werden, die Wahrheit muss für alle deutlich hörbar werden.

Beim Aufbau und der Gestaltung der europäischen Staatengemeinschaft haben viele europäische Völker, die während des Krieges mit dem Osmanischen Reich verbündet waren, damit begonnen, sich mit diesem grausamen Kapitel der europäischen Geschichte in unterschiedlicher Weise auseinanderzusetzen. Die auch aus den Erfahrungen der Weltkriege heraus gewachsene Versöhnungskultur soll künftig auch zwischen dem armenischen und dem türkischen Volk mehr und mehr Raum finden.

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland erwartet mit der Armenisch-Apostolischen Kirche von der türkischen Regierung die Anerkennung des Völkermords. Für den schwierigen Prozess der Aufarbeitung dieser traurigen Wahrheit erbitten wir von Gott Hilfe durch seinen Geist der Versöhnung.

Zugleich hoffen wir darauf, dass die heute lebenden Generation im armenischen, türkischen und deutschen Volk bald den Tag sehen wird, an dem Menschen aus all diesen Völkern gemeinsam um Frieden für die Opfer beten und für die Versöhnung arbeiten werden.

Wir verpflichten uns, mit Menschen aus allen Regionen der Welt darum zu beten und dafür zu arbeiten, dass sich künftig an keinem Ort der Welt und im Leben keines Volkes solche Tragödien wiederholen werden, so dass kleine und große Völker lernen, einander gelten zu lassen und miteinander in Frieden zu leben.

Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Augsburg, 19. Oktober 2005