Flutkatastrophe in Südostasien

LWB-Generalsekretär ruft weltweite lutherische Gemeinschaft auf, Hilfe zu leisten

Lutherischer Weltbund (LWB)

Flutkatastrophe in Südostasien: LWB-Generalsekretär ruft weltweite lutherische Gemeinschaft auf, Hilfe zu leisten Humanitäre Hilfe angelaufen – Zentrale diakonische Verantwortung der Kirchen weltweit

Als Reaktion auf das katastrophale Seebeben in Südostasien, das am 26. Dezember die Küstengebiete des indischen Ozeans heimsuchte, hat der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, alle Mitgliedskirchen der weltweiten lutherischen Kirchengemeinschaft dazu aufgerufen, umgehend auf die Hilferufe aus Südostasien zu reagieren.

In einer am Mittwoch, 29. Dezember, veröffentlichten Erklärung, erinnert Noko die "Kirchen in aller Welt“ an "die zentrale diakonische Verantwortung, den Betroffenen zu Hilfe zu kommen“. "Hierin“, so Noko weiter, "liegt die Berufung und eines der wahren Kennzeichen der Kirche angesichts dieser entsetzlichen Ereignisse“.

Der LWB leistet bereits unter der Koordination von ACT (Action by Churches Together – Kirchen helfen gemeinsam) und in Zusammenarbeit mit den LWB-Mitgliedskirchen vor Ort sowie ökumenischen Partnern erste Nothilfearbeit. Gleichzeitig wird die Lage in den besonders betroffen Ländern – Indonesien, Malaysia, Thailand, Myanmar, Bangladesch, Indien und Sri Lanka – eingehend beobachtet und analysiert. Der LWB ist gemeinsam mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) Gründungsmitglied des in Genf (Schweiz) ansässigen Hilfsnetzwerks ACT, einer weltweiten Vereinigung von Kirchen und Organisationen, die Katastrophenhilfe leistet.

Unterdessen ist die Zahl der Toten nach der Flutwelle in Südostasien erneut dramatisch angestiegen. Nach letzten Meldungen könnte sie nun bei mehr als 80.000 Opfern liegen. Noch einmal so viele Menschen könnten durch Seuchen ums Leben kommen, befürchten internationale Hilfsorganisationen.

Die Reaktion auf die Katastrophe, so der LWB-Generalsekretär, müsse "die zuverlässige langfristige Begleitung und Unterstützung der Menschen in der Region“ mit einschließen.

Laut Noko, hat die Naturkatastrophe "mit brutaler Gewalt demonstriert, wie leicht menschliches Leben angesichts der willkürlichen Urgewalt der Natur ausgelöscht und all unsere hochfliegenden Pläne zerstört werden können“. "Wir täten gut daran, dieses Ereignis als Warnung ernst zu nehmen, gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da selbst die eher unzulänglichen Bemühungen der Völkergemeinschaft, dem Klimawandel zu begegnen, von denen, die für ihn mit am meisten verantwortlich sind, weiterhin sabotiert und untergraben werden“, so Noko weiter.

Er bete darum, "dass das Entsetzen über die Auswirkungen der Katastrophe in Sri Lanka, Südindien, Indonesien, Thailand, Somalia, Kenia und anderswo in uns allen ein verstärktes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der leidenden Bevölkerung in den betroffenen Gebieten wecken und uns mehr Demut im Umgang mit dem Planeten, den wir bewohnen, lehren wird.“

Im Folgenden finden Sie den vollständigen Wortlaut der Erklärung von LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Ishmael Noko:

Stellungnahme von Pfr. Dr. Ishmael Noko, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, zu dem katastrophalen Seebeben in Südostasien

Die Katastrophe, die die asiatischen Küstengebiete des indischen Ozeans am 26. Dezember 2004 heimgesucht hat, folgte in tragischem zeitlichen Zusammenhang direkt auf unsere jährliche Feier des Weihnachtsgeheimnisses. Während wir des Kommens des Friedensfürsten gedachten, staute sich im Meeresboden vor der Küste Sumatras eine ungeheure Gewalt auf. Die Zahl der Opfer und das Ausmaß der Zerstörung, die die Entladung dieser Gewalt verursachte und die sicherlich noch nicht überschaubar ist, übersteigt bereits jetzt unsere größten Ängste und schlimmsten Vorstellungen. Meine Gebete gelten all jenen, die von der Katastrophe betroffen sind, denen, die Angehörige verloren haben, denjenigen, deren Existenzgrundlage vernichtet wurde sowie den Kindern, die  in so großer Zahl unter den Opfern sind.

Die Tragweite einer solch beispiellosen Naturkatastrophe und der Verwüstungen, die sie angerichtet hat, ist schwerlich zu fassen. Gleichzeitig wissen wir, dass diese Erde Gottes Erde ist, dass Gott über uns wacht und dass Gott Liebe ist. Wie können wir aber dieses unbeschreibliche Unglück und jedes einzelne der zehntausenden, ja hunderttausenden tragischen Einzelschicksale begreifen, die es umfasst? Für diejenigen, die geliebte Menschen, ihr Zuhause, ihr Eigentum und ihre Lebensgrundlage verloren haben, gibt es keine tröstliche Erklärung.

Wenn wir vielleicht auch nicht erklären können, warum solche Dinge geschehen, haben doch die Kirchen in aller Welt die zentrale diakonische Verantwortung, den Betroffenen zu Hilfe zu kommen. Hierin liegt die Berufung und eines der wahren Kennzeichen der Kirche angesichts dieser entsetzlichen Ereignisse. Ich appelliere an alle Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), umgehend auf den Hilferuf aus Südostasien zu reagieren.

Der LWB beobachtet die Lage in den betroffenen Ländern eingehend und leistet in Zusammenarbeit mit seinen Mitgliedskirchen im Land und ökumenischen Partnern unter Koordination durch ACT (Action by Churches Together - Kirchen helfen gemeinsam) bereits erste Nothilfearbeit in Südindien.

Die Katastrophe hat jedoch solche Ausmaße, dass einige Zeit verstreichen wird, bevor ihr Umfang und ihre längerfristigen Auswirkungen vollständig abzuschätzen sein werden. Bereits jetzt ist jedoch deutlich, dass die Reaktion der internationalen Gemeinschaft - und die Reaktion des LWB - auch die zuverlässige langfristige Begleitung und Unterstützung der Menschen in der Region einschließen muss, die ihr Leben neu aufbauen und die Entwicklungsfortschritte, die in wenigen Momenten zerstört wurden, neu erringen müssen.

Die Naturkatastrophe hat mit brutaler Gewalt demonstriert, wie leicht menschliches Leben angesichts der willkürlichen Urgewalt der Natur, wie sie am 26. Dezember über Südostasien hereinbrach, ausgelöscht und all unsere hochfliegenden Pläne zerstört werden können. Wir täten gut daran, dieses Ereignis als Warnung ernst zu nehmen, gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da selbst die eher unzulänglichen Bemühungen der Völkergemeinschaft, dem Klimawandel zu begegnen, von denen, die für ihn mit am meisten verantwortlich sind, weiterhin sabotiert und untergraben werden.

Es besteht die Gefahr, dass die zeitweilig unter den massiven Flutwellen begrabenen Landstriche, wie auch alle anderen ähnlich tief liegenden Küstenregionen, aufgrund des durch den Treibhauseffekt ansteigenden Meeresspiegels endgültig vom Meer verschlungen werden. Angesichts der zahllosen Menschen, Existenzen und Zukunftsperspektiven, die solch eine Entwicklung treffen könnte, würde aller Wahrscheinlichkeit nach die jüngste, wenn auch akutere und schockierendere Katastrophe, zur Bedeutungslosigkeit verblassen. Die gegenwärtige Naturkatastrophe mag von den uns grausam erscheinenden, der Erdkruste innewohnenden Mechanismen verursacht worden sein; für die Konsequenzen des Treibhauseffekts jedoch werden zweifelsohne wir, die heutige Generation, die moralische Verantwortung tragen, wenn wir uns weiterhin den notwendigen Maßnahmen verweigern.

Ich bete darum, dass das Entsetzen über die Auswirkungen der Katastrophe in Sri Lanka, Südindien, Indonesien, Thailand, Somalia, Kenia und anderswo in uns allen ein verstärktes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der leidenden Bevölkerung in den betroffenen Gebieten wecken und uns mehr Demut im Umgang mit dem Planeten, den wir bewohnen, lehren wird.

Pfr. Dr. Ishmael Noko
Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes

Genf, 29. Dezember 2004

Pressestelle des LWB