Gedenken motiviert zu mutigem Handeln

Landessynode gedenkt der Stuttgarter Schulderklärung vor 60 Jahren - Reihe in www.ekiba.de gestartet

Evangelische Landeskirche in Baden

19. Oktober 2005

Bad Herrenalb (19.10.05) Heute vor 60 Jahren wurde das Stuttgarter Schuldbekenntnis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei einer Tagung  des Rates der EKD verlesen. Als erste Erklärung der Evangelischen Kirche in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg benannte sie Mitschuld der evangelischen Christen und der evangelischen Kirchen an den Verbrechen des Dritten Reiches. Heute gedachte die Landessynode mit einer Schweigeminute der Schulderklärung.

„Um Gegenwart verantwortlich gestalten zu können, müssen wir uns unserer Vergangenheit erinnern“, sagte Präsidentin Margit Fleckenstein. Erinnern und Gedenken seien wesentliche Elemente der jüdischen und christlichen Kultur. „Aus der Vergangenheit lernen wir für die Zukunft, gerade aus den dunklen Zeiten“, so die Rechtsanwältin. Aus diesem Grund habe die Landessynode auch die Herausgabe der Quellen zur Geschichte der badischen Landeskirche im Dritten Reich gefördert und unterstützt. Am Montag war der Abschluss der Dokumentation der Synode präsentiert worden.

Die eigene Schuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus einzugestehen sei für die weitere Entwicklung der evangelischen Kirche von hoher Bedeutung gewesen. „Aus der Stuttgarter Erklärung lernen wir, dass mutiges Bekennen, treues Beten, brennendes Lieben und fröhliches Glauben für die Kirche wesentlich sind“, sagte Fleckenstein. In der Erklärung klagte sich die Evangelische Kirche an, diese vier Grundzüge zu wenig in den Zeiten des Nationalsozialismus bedacht zu haben.

„Bei der Erinnerung darf es aber nicht bleiben“, mahnte die Präsidentin. Gerade in Zeiten wieder stärker aufkommenden Rechtsradikalismus und Antisemitismus sei die Kirche dazu aufgerufen, Gewalt zu widerstehen und ein klares Bekenntnis zur vorbehaltlos geschenkten Liebe Gottes auszusprechen. „In Stuttgart markierte die Evangelische Kirche vor 60 Jahren einen neuen Anfang“, sagte Fleckenstein, „weil sie an einen gnädigen und barmherzigen Gott glaubt“. Nach begangener Schuld einen neuen Anfang wagen zu können sei für Christen die größte Gnade. „Und aus diesem Anfang entsteht eine hohe Verpflichtung.“

Den Wortlaut der Stuttgarter Schulderklärung sowie weitere Information finden Sie unter http://www.ekiba.de/. Auf den Internetseiten der  Evangelischen Landeskirche in Baden startet heute eine Reihe mit Auslegungen und gegenwärtigen Perspektiven der Erklärung. Zu den Autoren gehören neben dem ehemaligen Ratsvorsitzenden Klaus Engelhardt auch der Leiter der Erwachsenenbildung Helmut Strack und der Leiter des landeskirchlichen Archivs, Udo Wennemuth.

19. Oktober 2005

Evangelische Landeskirche in Baden
Marc Witzenbacher  
Pressesprecher