“Die Kinder sind danach gerne und voller Lebensfreude wieder nach Hause gefahren“

EKHN protestiert gegen Ausreiseverbot für Kinder aus der Tschernobyl-Region

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

14. Dezember 2004

Kirchenpräsident Dr. Peter Steinacker hat alle Tschernobyl-Gruppen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) aufgefordert, sich mit schriftlichen Protestnoten an die weißrussische Botschaft dafür einzusetzen, dass Kinder aus der Tschernobyl-Region auch weiterhin ihrer Einladung zu Erholungsaufenthalten in Deutschland folgen können. Steinacker dankte allen, die dies bereits getan haben. Der weißrussische Staatspräsident Lukaschenko hatte am 17.November im Parlament angekündigt, die Erholungsreisen von Tschernobyl-Kindern ins Ausland künftig zu unterbinden, denn „diese Kinder kehren von dort als Konsumenten im Quadrat zurück“, so Lukaschenko wörtlich.

Auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau organisieren regelmäßig 19 Initiativen und Kirchengemeinden ein Besuchsprogramm für Kinder aus der Tschernobyl-Region, die von der Reaktorkatastrophe vor über 20 Jahren nachhaltig belastet ist. Im Jahr 2004 hatten sie zusammen 447 Kinder zu Gast.

„Aufenthalt tut gesundheitlich sichtbar gut“

Steinacker forderte in einem Brief den Staatspräsidenten Weißrusslands, Alexander Lukaschenko, direkt auf, das angekündigte Ausreiseverbot wieder zurückzunehmen. Den Kindern habe „der Aufenthalt immer gesundheitlich sichtbar gut getan“. Immer wieder werde berichtet, dass sie danach „gerne und voller Lebensfreude wieder nach Hause gefahren sind“. Die Aufenthalte der Kinder seien für die Gemeinden zu einem festen Bestandteil geworden, auf den sie sich freuten. Noch sei in Deutschland unvergessen, dass im Zweiten Weltkrieg Weißrussland von deutschen Soldaten großes Leid zugefügt worden sei. „Auch deshalb“, so Steinacker wörtlich, „war und ist es uns besonders wichtig, den Kindern nun auf ganz andere, gastfreundliche Weise begegnen zu können.“ Darin drücke sich der Wunsch nach einem besseren Verständnis beider Völker aus.

Hintergrund:

Seit fast 1990 werden Kinder aus der Tschernobyl-Region in die EKHN eingeladen. Meist werden sie dabei für 2-3 Wochen bei Gastfamilien und in Erholungseinrichtungen untergebracht und erleben ein freizeit-orientiertes Erlebnisprogramm sowie eine ärztliche Betreuung. Die gesunde Ernährung und die strahlenarme Umgebung führen zu ersichtlichen und medizinisch nachgewiesenen gesundheitlichen Verbesserungen. Daneben unterstützen die EKHN-Gruppen vielfältige Partnerschaftsprojekte mit weißrussischen Projektpartnern in Bereichen der Behindertenarbeit, der Schulen, Krankenhäuser und Sozialstationen.

Darmstadt, 14. Dezember 2004

Stephan Krebs
Pressesprecher