Schalke, Herne, Gelsenkirchen

Bischof Huber besuchte das Ruhrgebiet

Evangelische Kirche von Westfalen

04. Dezember 2004

Als „eine den Menschen nahe und zugewandte Kirche“ hat Bischof Dr. Wolfgang Huber (Berlin) die Evangelische Kirche von Westfalen erlebt. Bei seinem ersten Westfalen-Besuch als Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) lernte der oberste Repräsentant von 26 Millionen Protestanten am Samstag (4.12.) beispielhaft drei Orte kirchlichen Handelns im Ruhrgebiet kennen.

Bewusst sei als Besuchsschwerpunkt das Ruhrgebiet gewählt worden, betonte Präses Alfred Buß, leitender Theologe der gastgebenden westfälischen Kirche. Man müsse sich davor hüten, diese Region „schlechtzureden“: Außer den bekannten wirtschaftlichen Problemen gebe es auch viele weniger bekannte soziale Aktivitäten, etwa in Form von Stadtteilinitiativen. Auch die Fußballweltmeisterschaft 2006 sei eine enorme Chance.

Schalke

Mit großem Interesse ließ sich Huber die Kapelle in der Arena „AufSchalke“ in Gelsenkirchen erklären. Der Berliner Bischof besuchte Deutschlands einzige Gottesdienststätte in einem Sportstadion auch deshalb, weil im Olympiastadion der Hauptstadt ebenfalls eine Kapelle entstehen soll. Pfarrer Hans-Joachim Dohm und Schalke 04-Präsident Gerhard Rehberg erklärten dem Gast das Konzept der ganz vom Fußballverein finanzierten Kapelle. Dohm: „Es ist eine ökumenische Begegnungsstätte, ein Ort, der Wegmarkierungen setzt, die bleibender als ein Sieg in einem Fußballspiel sind.“ Deshalb gehe es nicht etwa darum, „göttlichen Beistand“ für den Sieg über die andere Mannschaft zu erflehen, sondern mitten in der lauten Arena einen Ort der Stille zu haben, der von der christlichen Botschaft bestimmt ist. Seit der Einweihung 2001 sind hier über 400 Kinder getauft und 100 Paare kirchlich getraut worden. Etwa 40 Menschen haben in der Kapelle ihren Wiedereintritt in die Kirche erklärt. Präses Buß hob die Bedeutung der Kapelle gerade angesichts der scheinreligiösen Bedeutung des Fußballs hervor: „Beim Fußball feiern wir eigentlich nur uns selber – hier, mitten im Fußballstadion, gibt es die Möglichkeit, Gott zu erfahren.“

Zeppelin-Zentrum Herne

Im Zeppelin-Zentrum in Herne werden zum einen Langzeitarbeitslose beraten und unterstützt, zum andern bietet das Stadtteilzentrum Zeppelin eine Begegnungsmöglichkeit für Menschen aus dem Stadtgebiet. Dagmar Spangenberg-Mades, Leiterin der vom Kirchenkreis Herne getragenen Einrichtung, berichtete von drohenden Streichungen der öffentlichen Förderung wegen der Hartz IV-Reform ab 2005. Wolfgang Huber erklärte, die neuen Regelungen seien so kompliziert und unübersichtlich, dass das bessere Beratungsverhältnis nicht den Betroffenen zugute kommen, sondern „in der Bürokratie versacken“ würde. Gerade Langzeitarbeitslose bräuchten Orte wie diesen, wo sie als Menschen angenommen und nicht nur als „Fälle“ behandelt würden. Als Geschenk erhielt der Bischof einen Karton mit 15 Lebensgeschichten von Betroffenen aus dem Zeppelin-Zentrum, die sie selbst aufgeschrieben haben.

Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck

Ein „Leuchtturm“ nicht nur für Westfalen, sondern für das evangelische Schulwesen in ganz Deutschland – das ist nach Hubers Worten die Evangelische Gesamtschule in Gelsenkirchen-Bismarck (EGG). Junge Menschen hätten hier die Möglichkeit, „im Licht der biblischen Botschaft ein selbstbestimmtes Leben zu entwickeln“. Die 1998 gegründete, derzeit von 1000 Kindern besuchte Schule befindet sich noch im Aufbau, erreicht wurde in diesem Schuljahr die Jahrgangsstufe 11. Ein Schwerpunkt ist das interkulturelle Lernen unterschiedlicher Konfession und Nationalität: Gut 20 Prozent der Schüler sind türkischer Herkunft, die meisten von ihnen Muslime. Ein eigener islamischer Religionsunterricht gehört so für etwa 200 Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I zum Stundenplan – für Rektor Harald Lehmann „eine Selbstverständlichkeit für eine Schule, in der die religiöse Dimension im Schulleben einen wichtigen Platz einnimmt“.

Bielefeld, 04. Dezember 2004

Andreas Duderstedt
Pressesprecher