Trauer braucht einen Ort

Landesbischof Fischer diskutierte zu Wandel in der Bestattungskultur

Evangelische Landeskirche in Baden

„Eine Trauerfeier mit viel Musik, einem Bachchoral und einem Pfarrer unserer Landeskirche“, so stellt sich Landesbischof Ulrich Fischer seine eigene Beerdigung vor. Die ungewöhnliche, aber „nicht unwichtige“ Frage stellte sich auf einer Diskussionsrunde auf dem Karlsruhe Hauptfriedhof, zu dem der Verein zu Förderung der Friedhofs- und Bestattungskultur Karlsruhe am Mittwoch eingeladen hatte.

„Mir wäre es wichtig, in einem Sarg in der Erde bestattet zu werden; Menschen, die sich an mich erinnern möchten, sollen dazu einen Ort finden“, so der Landesbischof weiter. Trauer brauche einen Ort, das bestätigten auch die anderen Diskussionsteilnehmer. „Wenn ich nicht weiß, wo ein Angehöriger oder ein Freund begraben ist, habe ich es schwer, die Trauer zu verarbeiten“, bestätigte der stellvertretende Leiter des Karlsruher Friedhofamtes, Matthäus Vogel. Auf dem Karlsruher Hauptfriedhof gäbe es viele Möglichkeiten der Bestattung.

„Wenn nirgends der Namen eines Verstorbenen verzeichnet ist, löscht man die Existenz aus“, so Bischof Fischer. Mit einem Namenszug, der auch an einem Ort in der Nähe des Grabes sein könne, drücke man die Wertschätzung des Verstorbenen aus. „Eine anonyme Bestattung ist daher aus christlicher Sicht schwierig.“

In den letzten Jahren haben sich die Formen der Trauerfeier sehr gewandelt. „Viele Menschen finden ihre Trauer in den traditionellen Bestattungsformen nicht wieder“, erzählte Martina Görke-Sauer, Ritualdesignerin und freie Theologin aus Karlsruhe. In ihre Trauerfeiern integriert sie so viele Wünsche der Angehörigen wie möglich. „Totenwache, Kerzen, moderne Musik - es gibt fast keine Grenzen.“ Auf diesen Wandel in der Bestattungskultur hat die evangelische Landeskirche in Baden ebenfalls mit einer neuen Agende reagiert, die seit einem Jahr in Baden eingesetzt wird. „Die Trauerfeier ist vor allem für die Angehörigen wichtig, ihre Trauer soll verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten haben“, bestätigte Bischof Fischer den Wandel. „In unserer Agende finden sich daher viele Möglichkeiten für Wünsche der Angehörigen.“

Fischer lobte die vom Karlsruher Hauptfriedhof eingeräumten Möglichkeiten und vielfältigen Bestattungsformen, die alle aber an einem Ort zusammengefasst sind.

Karlsruhe, 26. November 2004

Marc Witzenbacher
Pressesprecher