Zum Brandanschlag auf die Moschee in Sinsheim

Landesbischof Dr. Ulrich Fischer

Evangelische Landeskirche in Baden

18. November 2004

„Der Brandanschlag auf die Moschee in Sinsheim ist erschreckend und löst Ängste und Sorgen aus.“ Dies erklärte Landesbischof Dr. Ulrich Fischer der Evangelischen Landeskirche in Baden zu dem Brandanschlag auf eine Moschee in Sinsheim am 18. November. „Die Hintergründe dieser Tat sind jedoch bisher nicht geklärt. Deshalb sollten wir bei allem Erschrecken vorsichtig sein mit möglichen Spekulationen und Schuldzuweisungen. Ich hoffe aber, dass wir alle weiterhin darauf vertrauen, dass ein friedliches Zusammenleben zwischen den Religionen möglich ist.“

Der katholische Dekanstellvertreter Pfarrer Wolfgang Oser und der neue evangelische Dekan Hans Scheffel in Sinsheim äußerten sich in einer ersten Stellungnahme „zutiefst bestürzt über den Vorfall“. „Insbesondere seit dem 11. September 2001 hat sich eine intensive Partnerschaft der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) vor Ort entwickelt“. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Sinsheim verurteilt den Brandanschlag auf die Moschee scharf. Die christlichen Kirchen haben die Moschee heute am späten Nachmittag besucht und ihr Bedauern über den Vorfall ausgesprochen. Sie sprachen der „Gemeinschaft des Islam Sinsheim“ ihre Solidarität aus. Der Hintergrund des Anschlags ist nicht bekannt. „Mittel der Gewalt tragen nicht zur Verständigung bei und zerstören den Prozess der Gemeinschaft der Völker und Religionen“, so Dekan Scheffel. Die beiden Dekane  riefen dazu auf,  „verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, das Vertrauen in ein friedliches Miteinander vor Ort wiederherzustellen.“

Die Moschee „Gemeinschaft des Islam Sinsheim“ gehört dem Moscheenverband DITIB an, der 1984 vom Ministerium für religiöse Angelegenheiten in Ankara in der Türkei gegründet wurde. Der in Sinsheim tätige Imam wurde von der türkischen Regierung als Imam nach Deutschland entsandt. DITIB zeigt sich dem christlich-islamischen Dialog gegenüber aufgeschlossen. DITIB gilt im Unterschied zu der vom Verfassungsschutz beobachteten Vereinigung Milli Görüs als gemäßigt. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Sinsheim unterhält zu der DITIB-Moschee in Sinsheim gute Beziehungen und pflegt einen regelmäßigen Austausch.

Die Fachgruppe Islam der Evangelischen Landeskirche in Baden wird sich am Montag mit den jüngsten Ereignissen befassen.

Karlsruhe, 18. November 2004

Marc Witzenbacher
Pressesprecher