Hermann-Maas-Preis ging an Martin Stöhr

Landesbischof Fischer würdigte ökumenische Orientierung des Preisträgers

Evangelische Landeskirche in Baden

28. Januar 2004

Mit einem Festakt im Rahmen der Gedenkfeiern zum 27. Januar überreichte am Dienstag in Heidelberg Landesbischof Ulrich Fischer den Hermann-Maas-Preis an den Theologen Martin Stöhr (71). Er habe mit seiner theologischen Arbeit am christlich-jüdischen Dialog wichtige Wegmarken gesetzt.

Zum ersten Mal verliehen die Landeskirche und die Hermann-Maas-Stiftung den Hermann-Maas-Preis. In Erinnerung an den ehemaligen Prälaten Hermann Maas (1877-1970) wird damit außerordentlicher Einsatz für den christlich-jüdischen Dialog geehrt. Maas hatte sich in seiner gesamten Dienstzeit für verfolgte und entrechtete Juden eingesetzt. Zusammen mit dem Berliner Heinrich Grüber konnte Maas mehr als 1700 Menschen die Emigration ermöglichen. Engagiert bekämpfte er antisemitische und antijudaistische Vorstellungen in der deutschen Nachkriegsgesellschaft und setzte sich für einen Neuanfang ein, besonders für die Versöhnung mit dem jüdischen Volk. Um dieses Lebenswerk der Versöhnung lebendig in Erinnerung zu halten, sei der Hermann-Maas-Preis gestiftet worden, so Landesbischof Fischer in seiner Laudatio auf den ersten Preisträger Martin Stöhr.

Der zuletzt als Professor für systematische Theologie an der Gesamthochschule Siegen tätige Preisträger werde für sein Engagement im christlich-jüdischen Dialog geehrt. „Er war der treibende Motor für sensible Wahrnehmungen und Initiator für öffentlich mahnende Worte“, so Bischof Fischer. Als Gemeindepfarrer, Studentenpfarrer und Direktor der evangelischen Akademie Arnoldshain habe Stöhr mit hartnäckiger Konsequenz seine theologische Arbeit in den Dienst des christlich-jüdischen und ökumenischen Dialogs gestellt. Stöhr spielte auch eine tragende Rolle im Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und später bei der AG Juden und Christen des Evangelischen Kirchentages.

Dabei habe er sich niemals vor klaren Worten gescheut: „Der versteckte Antijudaismus, die Mitschuld der Christen an der Jahrhunderte langen Verfolgung wie auch die heimliche Präsentation einer angeblichen Überlegenheit des Christentums über das Judentum müssen aufgedeckt werden und einer neuen Theologie weichen“, zitierte Fischer den Preisträger. Stöhr sei mit seinem Engagement eine Leitfigur für Generationen von jungen Theologen geworden. „Mit seinem Kind, dem von ihm begründeten Studium in Israel, hat er in Zusammenarbeit mit den Kirchen und anderen Theologen vor 25 Jahren ein Instrument geschaffen, das bislang von keinen finanziellen Problemen und keinen politischen Problemen gestoppt werden konnte“, so Fischer weiter. Hunderte von Theologen hätten bislang durch diese Möglichkeit den christlich-jüdischen Dialog in ihrer täglichen Arbeit fruchtbar machen können.

Karlsruhe, 28. Januar 2004

Marc Witzenbacher
Pressesprecher