Erwartungen an Kirchen beim europäischen Einigungsprozess steigen

Erstes Treffen von drei Synoden in Bratislava

Evangelische Landeskirche in Württemberg

Als eine bedeutsame Entscheidung und einen Ausdruck des gegenseitigen Vertrauens bezeichnete der Präsident der Slowakischen Republik, Rudolf Schuster, das erste Treffen von Vertretern der drei Partnersynoden aus den evangelischen Kirchen der Slowakei, Thüringen und Württemberg vom 11. bis 14. September in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Anlässlich eines Empfangs des Bürgermeisters von Bratislava im Primizialpalast am Samstag, 13. September, dankte der slowakische Präsident besonders der württembergischen Landeskirche für die vielfältige Hilfe an die slowakische Partnerkirche lange vor 1989. Er hoffe, so Schuster, dass sich jetzt die slowakische Kirche auch aktiv in die Prozesse seines Landes bei der europäischen Integration einschalte.

In einer gemeinsamen Erklärung aller drei Synoden betonten die rund 60 Delegierten, dass die Kirchen bei der europäischen Einigung viel einzubringen hätten. Die sei in erster Linie „das Evangelium von Jesus Christus sowie die Kultur der Barmherzigkeit, die sich in vielfältiger Weise in den Diensten der Kirche und ihrer Diakonie äußert“, so die Erklärung.

Auch die deutsche Botschafterin in der Slowakei, Uta Mayer-Schalburg, betonte das gute Verhältnis zwischen Deutschen und Slowaken.  Die Slowakei sei ein Land, das sich bewege und in dem sich derzeit viel verändere, so Mayer-Schalburg. Dem kirchlichen Treffen messe sie deshalb eine besondere Bedeutung zu, denn die Slowakei habe traditionell ein gutes Verhältnis zu Deutschland, besser noch als zu Österreich oder den USA.

Der Präsident der württembergischen Evangelischen Landessynode, Horst Neugart zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen des Treffens. Man habe, so Neugart, viel gelernt voneinander. Er empfinde das Treffen, das zum Thema der Rolle der Kirchen in einem vereinten Europa stattfand, als Meilenstein der gegenseitigen Beziehungen.

Die Partnerschaft von Bratislava, so der württembergische Landesbischof Gerhard Maier, bereichere auch die württembergische Landeskirche. Maier stellte eine große innere Übereinstimmung zwischen der württembergischen, der thüringischen und der slowakischen Kirche fest. Alle drei Kirchen seien bewusst biblisch-missionarisch tätig. Besonders beeindruckt zeigte sich Maier von der großen Gastfreundschaft der slowakischen Kirche, die mit rund 400.000 Mitgliedern nach den Katholiken zur zweitgrößten christlichen Kirche in der Slowakei gehört. Neben den Synodalen aus den drei Kirchen nahmen auch die jeweiligen Bischöfe an dem Treffen teil sowie als Gäste die Lutherischen Bischöfe von Polen und Österreich. Der Wiener Bischof Herwig Sturm erklärte in einem Grußwort, man müsse jetzt  die Hausaufgaben der europäischen Einigung bei den Kirchen schnell und gut machen, sodass deutlich werde, was die Kirchen in den Einigungsprozess einzubringen hätten. Deshalb gebe es vor dem 1. Mai 2004, wenn unter anderem auch die Slowakei der Europäischen Union beitritt, noch viel unter den „Geschwistern“ zu tun.

Suttgart, 19. September 2003

Klaus Rieth
Pressesprecher