Zum Amoklauf in Emsdetten

Von Präses Alfred Buß

Evangelische Kirche von Westfalen

21. November 2006

"Unsere Gedanken gehen zuerst zu den Menschen, die durch diese schreckliche Tat an Leib und Seele verletzt sind. Dankbar hören wir, dass keiner von ihnen mehr in Lebensgefahr ist. Wir hoffen und beten, dass alle, die verletzt wurden, gesund werden.

Aber alle, die in der Schule in Emsdetten den Amoklauf miterlebt haben, werden Zeit brauchen, damit ihre Seele gesunden kann.

Unsere Gedanken gehen auch zu dem Täter und zu seiner Familie. Mit den Freunden, Lehrern und Bekannten suchen auch wir zu verstehen. Alles, was wir hören und lesen, weist auf eine Wurzel hin, aus der diese Tat erwachsen ist: Suche nach Anerkennung * Versagen von Anerkennung.

Die Urgeschichte eines solchen Verbrechens finden wir in der Bibel: Kain erschlägt seinen Bruder Abel aus Zorn und Verzweiflung, denn Kain blieb die Anerkennung versagt.

Er bleibt auch als Täter ein Mensch, trotz allem. Damit hat er auch eine letzte Verantwortung für seine Tat.

Aber es ist nicht an uns, das zu beurteilen. Wir sind allerdings von der Frage betroffen: *Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ Die Antwort ist in der Frage enthalten. Wir sind mitverantwortlich füreinander. Es gibt keine andere Möglichkeit: Wir sind auch unseres Bruders Hüter. Dafür sensibel machen können uns Ereignisse wie dieses, an denen die Verletzlichkeit menschlichen Lebens furchtbar deutlich wird.

Wir danken den Seelsorgerinnen und Seelsorgern in Emsdetten, im evangelischen Kirchenkreis und in der ökumenischen Verbundenheit. Sie haben sich sofort zum Beistand, zum Zuhören, zum Helfen eingefunden. Unser Dank gilt auch Polizei, Feuerwehr, allen anderen Rettungskräften und freiwilligen Helferinnen und Helfern."

Bielefeld, 21. November

Andreas Duderstedt
Pressesprecher