Unternehmer für mehr Reformbereitschaft

Kirche und Wirtschaft wollen den Dialog über Reformen verstärken

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

An historischem Ort unter der Wartburg in Eisenach haben zum Reformationsfest (31.10) hundert evangelische Unternehmer für „Generationengerechtigkeit“ und mehr Reformbereitschaft in Deutschland plädiert. Bei dem Treffen in der durch den Aufenthalt Martin Luthers bekannten Burg und Stadt sagte der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen, Professor Dr. Christoph Kähler, das Verhältnis der Generationen untereinander sei inzwischen ein Gegenstand ernsthafter Sorge. Die Unsicherheit, warum die Generation unserer Kinder, die heute heiraten und Kinder bekommen könnte, so wenig geneigt sei, konkrete Verantwortung für künftige Generationen zu übernehmen. Zum Kern der Bemühungen um Reformen in Deutschland gehöre, dass ein besonderer Akzent auf eine „Familiengerechtigkeit“ gelegt werde und Familienpolitik zum Kernbereich der Reformpolitik werde. Bereits aus den 10 Geboten der Bibel ergebe sich eine klare gegenseitige Verantwortung der Generationen und die Notwendigkeit, dass die Älteren die Lebensmöglichkeiten der Nachkommen um ihrer selbst Willen im Auge haben müssen. Dabei sei kein Platz für Egoismus, der dem anderen die Würde abspricht und die Substanz einer menschenwürdigen Gesellschaft zerstört. Kähler, der neben seinem Bischofsamt stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist,  schloss mit der Aufforderung eines Perspektivenwechsels für Familien, für Kinder und für die nach uns kommenden Generationen.

Zur Familienpolitik hatte sich zuvor auch die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Christine Lieberknecht (Erfurt), geäußert. Handlungsoptionen sehe sie in einem gesellschaftlichen „Ja“ zum Kind: „Wir sollten unseren Ehrgeiz darein setzen, das Blatt zu wenden. “ Der heutige Lebensstil, der rein wirtschaftlichen Maximen folge, orientiere sich zu sehr am „Haben“. Damit werde aber das „Sein“ verfehlt. Aufgabe der Kirche sei es, den Blick des Menschen über Zwänge und Habseligkeiten hinweg, auf Wesentliches, - auf ein Leben in seiner Fülle - zu richten.

Im Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer in Deutschland sind 600 mittelständische Unternehmer und leitende Angestellte aus Konzernen aktiv. Vorsitzender ist Michael Freiherr Truchseß, Direktor in der Deutschen Bank Frankfurt am Main. Der Verein besteht aus insgesamt 17 regionalen Arbeitsgruppen, 4 davon in Ostdeutschland in Berlin/Brandenburg, Dresden/Sachsen, Leipzig/Sachsen und Magdeburg/Dessau. Die Führungskräfte fühlen sich der Evangelischen Kirche besonders verbunden und nehmen beratend an der protestantischen Willensbildung teil.

Eisenach, 30. Oktober 2004

Dr. Roger Töpelmann
Evangelische Öffentlichkeitsarbeit
der EKHN, Süd-Nassau/Wiesbaden

Vortrag des stv. EKD-Ratsvorsitzenden Christoph Kähler