Umfangreiches Handlungsfeld der Kirchen

Gemeinsame Erklärung der baden-württembergischen Bischöfe zum Beginn des Kindergartenjahres 2003/ 2004

Evangelische Landeskirche in Württemberg

Die Kirchen in Baden-Württemberg engagieren sich auch weiterhin in hohem Maß im Kindergartenbereich. In einer gemeinsamen Erklärung haben die vier Bischöfe des Landes zu Beginn des Kindergartenjahres 2003/04 die Bedeutung hervorgehoben, die die beiden katholischen Diözesen und die Evangelischen Landeskirchen ihrer Kindergartenarbeit beimessen.

Anlass dafür ist die im Juli unterzeichnete Rahmenvereinbarung zwischen den Kirchen und den kommunalen Spitzenverbänden, die der Umsetzung des novellierten Kindergartengesetzes dienen soll. Nach einem Beschluss des baden-württembergischen Landtages geht die Zuständigkeit für die Förderung der Kindergartenträger ab 1. Januar 2004 vom Land vollständig auf die Städte und Gemeinden über. In der nun von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (Freiburg), Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) und den Landesbischöfen Dr. Ulrich Fischer (Karlsruhe) und Dr. Gerhard Maier (Stuttgart) unterzeichneten Stellungnahme wird der große ehrenamtliche Einsatz in den Kirchengemeinden und -gemeinderäten zum Betrieb und der laufenden Verwaltung der Kindergärten herausgestellt.

Die Bischöfe verweisen auch darauf, dass jede Kirchengemeinde für ihre Kindergärten einen eigenen Anteil aus Kirchensteuermitteln zur Finanzierung beiträgt. Neben der Arbeit in den Kirchengemeinden selbst und neben dem Religionsunterricht sei die kirchliche Kindergartenarbeit „das umfangreichste Handlungsfeld der Kirchen“. Insgesamt unterhielten sie in Baden-Württemberg mit fast 3.800 Einrichtungen die meisten der rund 7.100 Kindertagesstätten. Dieser Stand der Kindergartenarbeit ist das Ergebnis einer  ebenso langjährigen wie vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Kirchen und  den Gemeinden und Städten in Baden Württemberg. Die Bischöfe heben dabei übereinstimmend hervor, dass sich daran auch in Zukunft nichts ändern soll.

Als Grund für diese starke Gewichtung trotz finanzieller Engpässe benennen die Kirchen ihre Sorge für die Kinder. Nach der Maßgabe Jesu, der Kinder in die Mitte gestellt und sich ihrer besonders angenommen habe, gehöre diese Sorge seit je zu den zentralen karitativ-diakonischen Aufgaben kirchlichen Handelns. Die Kirche habe die elementare Bedeutung der Familie als soziale Größe immer hervorgehoben. In dieser Hinsicht stehe der Kindergarten mit seinem Erziehungs- und Bildungsangebot „in der ersten Reihe“. Ohne Familienersatz sein zu wollen, stelle der Kindergarten für viele Familien „eine unentbehrliche unterstützende und ergänzende Einrichtung dar“.

Zugleich unterstreichen die Bischöfe die Bedeutung des Kindergartens für die Kirchengemeinde und die Kirche selbst. „Die Kinder und ihre Eltern gehören zur Kirchengemeinde und bringen sich auch im Kindergarten, ja vielleicht vorerst nur dort, in deren Leben ein.“ Dies bedeute in einem konfessionellen Kindergarten keine Abschottung gegenüber Kindern und Eltern anderer Konfession oder Religion. Kirchliche Einbindung sei nicht mit konfessioneller Exklusivität gleichzusetzen, heißt es in der Erklärung. Vielmehr sei der kirchliche Kindergarten „in der Spur Jesu und getreu seinem karitativ-diakonischem Auftrag offen für alle“.

Für die positive Wirkung konfessioneller Kindergärten verweisen die Bischöfe als markantes Beispiel auf die Aufnahme und Integration Hunderttausender ausländischer Kinder unabhängig von Konfession, Religion und Nationalität während der letzten 50 Jahre. Diese Integrations- und Erziehungsleistung „war und bleibt ein Segen für die Kinder und ist zugleich eine Bereicherung für Kirche und Gesellschaft“. Nach Angaben der Kirchen betreuen in den 3.800 kirchlichen Kindertagesstätten in Baden-Württemberg 23.320 Fachkräfte fast 168.000 Kinder, darunter knapp 33.000 ausländische Kinder.

Stuttgart, 10. September 2003

Astrid Günther
Pressestelle