Zeugnis von der Zuversicht des Glaubens geben

Grußwort vor der nordelbischen Synode

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)

22. September 2006

Leitender Bischof der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), würdigt Rolle der Landeskirchen – Grußwort vor der nordelbischen Synode – Blick über die eigenen Grenzen hinaus wichtig – Lutherische Gemeinschaft richtet sich nicht gegen andere

Die Bedeutung der Landeskirchen hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), gewürdigt. In einem Grußwort vor der Synode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche sagte Friedrich am 22. September in Rendsburg, dass die Landeskirchen in Deutschland eine „überaus wichtige Rolle“ spielten, da sich in ihnen Gestaltungswille und Zusammengehörigkeitsgefühl manifestiere. Man werde auf sie nicht verzichten können, „seien es nun 23 oder 10 oder eine Zahl dazwischen“. Zugleich tue es den Landeskirchen gut, den Blick über die eigenen Grenzen hinaus zu weiten und die größere Gemeinschaft mit anderen zu suchen und zu pflegen. Im 19. Jahrhundert hätten die Landeskirchen die Erfahrung gemacht, dass es in einer sich modernisierenden und damit auch säkularisierenden Welt wichtig sei, sich immer wieder zur Sache des christlichen Glaubens selbst rufen zu lassen. Im 20. Jahrhundert sei es deutlich geworden, wie antichristliche Bewegungen bis in die Kirchen hinein zu wirken vermochten. Angesichts solcher gefährlicher Tendenzen habe hinter der Gründung der VELKD der feste Wille gestanden, „im gemeinsamen Bezug auf das uns verbindende lutherische Bekenntnis einen festen und klaren Halt zu gewinnen“. „Diese Gemeinschaft hat sich nicht gegen andere gerichtet, sondern sollte den Glauben und das von ihm bestimmte Leben unter uns selbst lebendig und kräftig halten und zugleich damit eine ehrliche und wahrhaftige Gemeinschaft mit anderen Konfessionen ermöglichen“, unterstrich der Leitende Bischof der VELKD.

Die Gemeinschaft der lutherischen Kirchen in der VELKD habe sich vor allem der „Pflege und Kräftigung des unmittelbaren Gemeindelebens verschrieben“. Gerade heute, da so viel über geeignete Strukturen nachgedacht werden müsse, sei es besonders wichtig, das unmittelbare Gemeindeleben selbst zu fördern und zu stärken. In einer Welt mit einer verwirrenden Vielfalt von Ausgestaltungen sei es eine wichtige Erfahrung, dass kontextuell sehr unterschiedlich geprägte Kirchen auf der gemeinsamen Basis des Bekenntnisses in beglückender Weise Gemeinschaft erlebten. Es sei ein „hohes Gut“, dass die lutherische Weltgemeinschaft bereits eine Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft verbinde. Dies sei ansonsten in der Ökumene bei weitem nicht überall der Fall. Auf der Basis solch eines klaren Bekenntnisses sei dann auch eine wachsende Gemeinschaft mit anderen Konfessionen möglich. Schließlich bilde die VELKD auch eine Rechtsgemeinschaft und pflege und entwickle bestimmte Rechtsgebiete wie das Pfarrerrecht. „Wir reden nicht nur über die Gemeinschaft, sondern wir sind es auch.“ Es sei wichtig, auch unter schwierigen Bedingungen das erreichte Maß an Gemeinsamkeit nicht aufzugeben, sondern weiter zu entwickeln.

In Deutschland gebe es, anders als in anderen Ländern, eine „enge Gemeinschaft“ aller evangelischen Kirchen – in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Wir werden in Zukunft noch näher zusammenrücken,“ sagte Landesbischof Friedrich. Die VELKD wolle diese Gemeinschaft auf den Feldern stärken, auf denen dies sinnvoll erscheine, und die besonderen Gaben einbringen, die der lutherischen Ausprägung des christlichen Profils anvertraut sei.

Die Schwäche unserer Kirche, so der Leitende Bischof, sei nicht zuerst eine institutionelle. Sie habe vielmehr damit zu tun, dass die Ausstrahlungskraft des christlichen Glaubens und seine Bindekraft in den letzten Jahrzehnten spürbar nachgelassen habe. Aufgabe der Kirchen sei es, den Menschen ein Zeugnis von der „Zuversicht des Glaubens“ zu geben.

Hannover, 22. September 2006

Udo Hahn
Pressesprecher