Zur Bundestagswahl am 18. September 2005

Erklärung der Bischöfe in Mecklenburg-Vorpommern

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs

30. August 2005

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Schwestern und Brüder!

Schon vor dem regulären Ende der Legislaturperiode sind wir am 18. September aufgerufen, den Deutschen Bundestag neu zu wählen.

In der Diskussion um einen zukunftsträchtigen Weg unseres Landes ist es gut, wenn anstehende Entscheidungen von verlässlichen Mehrheiten getragen werden.

Dabei ist es schwer zu beurteilen, welche Partei die richtigen Konzepte zur Überwindung der hohen Arbeitslosigkeit, für das Schaffen sicherer Grundlagen unserer Sozialsysteme, die gerechte Verteilung der Güter und Lasten sowie der Zukunftschancen hat.

Zu viele Menschen haben das Vertrauen verloren, dass Politiker diese Probleme lösen können, und sind versucht, sich an den Wahlen nicht zu beteiligen.

Für die Demokratie ist Unentschlossenheit gefährlich. Sie lebt davon, dass möglichst viele um die besten Konzepte ringen, Argumenten auf den Grund gehen und sich in die politische Willensbildung einbringen.

Wir bitten Sie deshalb:

- Nehmen Sie die Gelegenheiten wahr, sich über Programme und Kandidaten, über Wesen und Ernsthaftigkeit der Parteien zu informieren.

- Verlangen Sie immer wieder von den Kandidaten Sachaussagen und fordern Sie auf, Herabsetzung und Diffamierung des politischen Gegners zu unterlassen.

- Seien Sie wachsam gegenüber politischen Kräften, die durch das Versprechen einfacher Lösungen und unbezahlbarer Wahlgeschenke oder durch Stimmungsmache Wählerstimmen gewinnen wollen.

- Seien sie skeptisch gegenüber politischen Kräften, die die tatsächlichen Möglichkeiten der Politik überfordern und die Lösung aller Probleme vom Staat erwarten.

- Prüfen Sie, ob eine Partei sich vorbehaltlos zur verfassungsmäßigen Ordnung und ihren Werten bekennt.

Die Bewältigung der vor uns liegenden Aufgaben ist ohne Menschen, die bereit sind politische Verantwortung zu übernehmen, nicht denkbar. Wir danken den Kandidatinnen und Kandidaten, die sich zur Wahl stellen für ihre Bereitschaft, diesen Dienst am Gemeinwohl zu versehen. Wir erwarten von ihnen aber auch, dass sie in ihren Äußerungen die Würde des Wählers und der politischen Gegenspieler achten.

Wir betonen:

- Politik braucht Politiker, die sich an Werten ˆ auch an christlichen Werten - orientieren und durch Wahrhaftigkeit überzeugen. Grundlegend sind dabei die Achtung vor der menschlichen Person und die Unterstützung von Ehe und Familie in ihren unterschiedlichen Situationen.

- Um unserer Zukunft willen brauchen wir Solidarität zwischen den Menschen und Generationen. Klar muss dabei sein, dass unser Land nicht nur eigene Probleme zu lösen hat, sondern auch Verantwortung in Europa und der weltweiten Völkergemeinschaft tragen muss.

Die Aufgaben, vor denen wir stehen, können wir nur gemeinsam bewältigen.

Verantwortungsbewusstes Wählen wäre hierzu ein wertvoller Beitrag und ein Ausdruck der Zuversicht, die wir für die Gestaltung unserer Zukunft brauchen.

Mit Segenswünschen

Landesbischof Hermann Beste, Schwerin
Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Greifswald
Weihbischof Norbert Werbs, Schwerin

Schwerin, 30. August 2005

Andreas Flade
Pressesprecher